für sich habende Hypothese doch ganz aufgeben müßte, führt offen- bar die Frage herbei, ob nicht unsre Vertheidigung der Emissions- theorie des Lichtes auf einer ebenso fehlerhaften Ansicht beruhe. --
Fortpflanzung der Undulationen im Aether. Licht- wellen.
Die Undulationstheorie geht davon aus, eine den ganzen Weltraum erfüllende feine Materie, die man Aether genannt hat, anzunehmen. Diese muß freilich so fein sein, daß der Widerstand, welchen sie der Bewegung der Planeten entgegensetzt, als unmerklich kann angesehen werden, weil die Beobachtungen nicht gestatten, einen für diese erheblichen Widerstand anzunehmen; indeß ist wohl einiger Grund da, um einen die weniger dichten Cometen etwas in ihrem Laufe aufhaltenden, und die Zurückbeugung ihres Schweifes vermehrenden Widerstand vorauszusetzen, so daß das Dasein eines solchen, wenn gleich überaus dünnen Aethers eher etwas für als gegen sich hat. Indem wir nun die Entstehung der Licht-Erscheinungen aus Vibrationen oder Undulationen dieses Aethers, den Vibrationen der Lufttheilchen beim Schalle ent- sprechend, erklären wollen, müssen wir dem Aether einen sehr hohen Grad von Elasticität beilegen. Sie erinnern sich nämlich, daß wir schon bei der Fortpflanzung des Schalles die Folgerung theoretisch begründet fanden, daß die Geschwindigkeit des Schalles in irgend einer Luft-Art desto größer sei, je größer die Elasticität dieser Luft-Art in Vergleichung gegen ihre Dichtigkeit ist; und die so sehr große Geschwindigkeit des Lichtes kann daher nur aus einem noch viel höhern Grade von Elasticität des Aethers hervorgehen. Werden nun die Licht-Erscheinungen durch Vibrationen der selbst- leuchtenden Körper hervorgebracht, so werden diese Schwingungen durch den Aether ebenso, wie die Schallvibrationen durch die Luft fortgepflanzt und gelangen so zu unserm Auge. Was die unauf- hörlich gleichförmigen Zitterungen bei den selbstleuchtenden Körpern hervorbringt, das zu bestimmen, können wir wohl als außer den Grenzen unsrer Forschungen liegend ansehen; das aber erhellt we- nigstens, daß hier von keinem Verluste an Bestandtheilen für den leuchtenden Körper und von keinem Zuführen neuer Theilchen für den Licht empfangenden Körper die Rede ist; sondern jenem wird
fuͤr ſich habende Hypotheſe doch ganz aufgeben muͤßte, fuͤhrt offen- bar die Frage herbei, ob nicht unſre Vertheidigung der Emiſſions- theorie des Lichtes auf einer ebenſo fehlerhaften Anſicht beruhe. —
Fortpflanzung der Undulationen im Aether. Licht- wellen.
Die Undulationstheorie geht davon aus, eine den ganzen Weltraum erfuͤllende feine Materie, die man Aether genannt hat, anzunehmen. Dieſe muß freilich ſo fein ſein, daß der Widerſtand, welchen ſie der Bewegung der Planeten entgegenſetzt, als unmerklich kann angeſehen werden, weil die Beobachtungen nicht geſtatten, einen fuͤr dieſe erheblichen Widerſtand anzunehmen; indeß iſt wohl einiger Grund da, um einen die weniger dichten Cometen etwas in ihrem Laufe aufhaltenden, und die Zuruͤckbeugung ihres Schweifes vermehrenden Widerſtand vorauszuſetzen, ſo daß das Daſein eines ſolchen, wenn gleich uͤberaus duͤnnen Aethers eher etwas fuͤr als gegen ſich hat. Indem wir nun die Entſtehung der Licht-Erſcheinungen aus Vibrationen oder Undulationen dieſes Aethers, den Vibrationen der Lufttheilchen beim Schalle ent- ſprechend, erklaͤren wollen, muͤſſen wir dem Aether einen ſehr hohen Grad von Elaſticitaͤt beilegen. Sie erinnern ſich naͤmlich, daß wir ſchon bei der Fortpflanzung des Schalles die Folgerung theoretiſch begruͤndet fanden, daß die Geſchwindigkeit des Schalles in irgend einer Luft-Art deſto groͤßer ſei, je groͤßer die Elaſticitaͤt dieſer Luft-Art in Vergleichung gegen ihre Dichtigkeit iſt; und die ſo ſehr große Geſchwindigkeit des Lichtes kann daher nur aus einem noch viel hoͤhern Grade von Elaſticitaͤt des Aethers hervorgehen. Werden nun die Licht-Erſcheinungen durch Vibrationen der ſelbſt- leuchtenden Koͤrper hervorgebracht, ſo werden dieſe Schwingungen durch den Aether ebenſo, wie die Schallvibrationen durch die Luft fortgepflanzt und gelangen ſo zu unſerm Auge. Was die unauf- hoͤrlich gleichfoͤrmigen Zitterungen bei den ſelbſtleuchtenden Koͤrpern hervorbringt, das zu beſtimmen, koͤnnen wir wohl als außer den Grenzen unſrer Forſchungen liegend anſehen; das aber erhellt we- nigſtens, daß hier von keinem Verluſte an Beſtandtheilen fuͤr den leuchtenden Koͤrper und von keinem Zufuͤhren neuer Theilchen fuͤr den Licht empfangenden Koͤrper die Rede iſt; ſondern jenem wird
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fuͤr ſich habende Hypotheſe doch ganz aufgeben muͤßte, fuͤhrt offen-
bar die Frage herbei, ob nicht unſre Vertheidigung der Emiſſions-
theorie des Lichtes auf einer ebenſo fehlerhaften Anſicht beruhe. —
Fortpflanzung der Undulationen im Aether. Licht-
wellen.
Die Undulationstheorie geht davon aus, eine den ganzen
Weltraum erfuͤllende feine Materie, die man Aether genannt hat,
anzunehmen. Dieſe muß freilich ſo fein ſein, daß der Widerſtand,
welchen ſie der Bewegung der Planeten entgegenſetzt, als unmerklich
kann angeſehen werden, weil die Beobachtungen nicht geſtatten,
einen fuͤr dieſe erheblichen Widerſtand anzunehmen; indeß iſt wohl
einiger Grund da, um einen die weniger dichten Cometen etwas
in ihrem Laufe aufhaltenden, und die Zuruͤckbeugung ihres
Schweifes vermehrenden Widerſtand vorauszuſetzen, ſo daß das
Daſein eines ſolchen, wenn gleich uͤberaus duͤnnen Aethers eher
etwas fuͤr als gegen ſich hat. Indem wir nun die Entſtehung
der Licht-Erſcheinungen aus Vibrationen oder Undulationen dieſes
Aethers, den Vibrationen der Lufttheilchen beim Schalle ent-
ſprechend, erklaͤren wollen, muͤſſen wir dem Aether einen ſehr
hohen Grad von Elaſticitaͤt beilegen. Sie erinnern ſich naͤmlich,
daß wir ſchon bei der Fortpflanzung des Schalles die Folgerung
theoretiſch begruͤndet fanden, daß die Geſchwindigkeit des Schalles
in irgend einer Luft-Art deſto groͤßer ſei, je groͤßer die Elaſticitaͤt
dieſer Luft-Art in Vergleichung gegen ihre Dichtigkeit iſt; und die
ſo ſehr große Geſchwindigkeit des Lichtes kann daher nur aus einem
noch viel hoͤhern Grade von Elaſticitaͤt des Aethers hervorgehen.
Werden nun die Licht-Erſcheinungen durch Vibrationen der ſelbſt-
leuchtenden Koͤrper hervorgebracht, ſo werden dieſe Schwingungen
durch den Aether ebenſo, wie die Schallvibrationen durch die Luft
fortgepflanzt und gelangen ſo zu unſerm Auge. Was die unauf-
hoͤrlich gleichfoͤrmigen Zitterungen bei den ſelbſtleuchtenden Koͤrpern
hervorbringt, das zu beſtimmen, koͤnnen wir wohl als außer den
Grenzen unſrer Forſchungen liegend anſehen; das aber erhellt we-
nigſtens, daß hier von keinem Verluſte an Beſtandtheilen fuͤr den
leuchtenden Koͤrper und von keinem Zufuͤhren neuer Theilchen fuͤr
den Licht empfangenden Koͤrper die Rede iſt; ſondern jenem wird
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/259>, abgerufen am 23.11.2024.
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