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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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jectives bedeutend groß sein soll, eine ähnliche Abweichung statt fin-
det, und nicht alle von einem Puncte ausgehenden Strahlen
auch in einem Puncte des Bildes gesammelt werden. Um dieser
Abweichung willen, die bei einer einzigen Linie unvermeidlich ist
und die bei großen Objectiven, wie namentlich die Fraunho-
ferschen
Fernröhre sie haben, sehr bedeutend wird, würde man,
selbst wenn die Farbenzerstreuung es nicht forderte, zusammengesetzte
Objective gern anwenden. In Hinsicht auf die Berechnung der
richtigen Gestalt der beiden Gläser bieten sich hier mannigfaltige
Schwierigkeiten dar, die jedoch von dem jüngern Herschel durch
die von ihm bekannt gemachte Bestimmung der Form dieser Gläser,
noch früher aber von Fraunhofer, welcher seinen Gläsern die
Form gab, auf welche später auch Herschel gekommen ist, sehr
glücklich überwunden worden sind. Allerdings ist auch in Bezie-
hung auf diese Abweichung wegen der Kugelgestalt keine absolute
Vollkommenheit zu erreichen, indem die mitten zwischen Mittel-
punct und Rand einfallenden Strahlen nicht genau mit den im
Centro einfallenden Strahlen zusammen kommen, wenn man die
Ranstrahlen mit den Strahlen um den Mittelpunct genau verei-
nigt; aber dennoch wird die Abweichung so vermindert, daß wir
mit dem, was Fraunhofer auch in dieser Hinsicht geleistet hat,
höchst zufrieden zu sein Ursache haben, ja alle Erwartungen find
durch seine Fernröhre übertroffen worden, und die durch ihn erreichte
Vollkommenheit der Fernröhre hat die Astronomen in Stand ge-
setzt, alles das zu sehen, was der ältere Herschel mit seinen
Spiegeltelescopen entdecken konnte. Dennoch erwarten wir mit
Recht, daß die bisherigen Fortschritte noch immer zu weiteren Fort-
schritten führen werden und dürfen unsern Nachkommen wohl das
Glück, immer noch heller zu sehen, immer noch tiefer in die Kennt-
niß des Sternenhimmels einzudringen, mit Sicherheit voraussagen.

Es ist Zeit, daß ich diesen Gegenstand verlasse, und ich er-
wähne daher nur noch kurz den Umstand, der von einer andern
Seite sich der Verbesserung der Fernröhre entgegen setzte. Dieser
Umstand liegt in der Unvollkommenheit des Glases. Ein recht
schönes Glas, das wir für ganz gleichartig zu halten geneigt sind,
hat doch sehr oft kleine Ungleichheiten, die bei der scharfen Prüfung,
die ein Fernrohr bei starker Vergrößerung darbietet, sichtbar werden,

jectives bedeutend groß ſein ſoll, eine aͤhnliche Abweichung ſtatt fin-
det, und nicht alle von einem Puncte ausgehenden Strahlen
auch in einem Puncte des Bildes geſammelt werden. Um dieſer
Abweichung willen, die bei einer einzigen Linie unvermeidlich iſt
und die bei großen Objectiven, wie namentlich die Fraunho-
ferſchen
Fernroͤhre ſie haben, ſehr bedeutend wird, wuͤrde man,
ſelbſt wenn die Farbenzerſtreuung es nicht forderte, zuſammengeſetzte
Objective gern anwenden. In Hinſicht auf die Berechnung der
richtigen Geſtalt der beiden Glaͤſer bieten ſich hier mannigfaltige
Schwierigkeiten dar, die jedoch von dem juͤngern Herſchel durch
die von ihm bekannt gemachte Beſtimmung der Form dieſer Glaͤſer,
noch fruͤher aber von Fraunhofer, welcher ſeinen Glaͤſern die
Form gab, auf welche ſpaͤter auch Herſchel gekommen iſt, ſehr
gluͤcklich uͤberwunden worden ſind. Allerdings iſt auch in Bezie-
hung auf dieſe Abweichung wegen der Kugelgeſtalt keine abſolute
Vollkommenheit zu erreichen, indem die mitten zwiſchen Mittel-
punct und Rand einfallenden Strahlen nicht genau mit den im
Centro einfallenden Strahlen zuſammen kommen, wenn man die
Ranſtrahlen mit den Strahlen um den Mittelpunct genau verei-
nigt; aber dennoch wird die Abweichung ſo vermindert, daß wir
mit dem, was Fraunhofer auch in dieſer Hinſicht geleiſtet hat,
hoͤchſt zufrieden zu ſein Urſache haben, ja alle Erwartungen find
durch ſeine Fernroͤhre uͤbertroffen worden, und die durch ihn erreichte
Vollkommenheit der Fernroͤhre hat die Aſtronomen in Stand ge-
ſetzt, alles das zu ſehen, was der aͤltere Herſchel mit ſeinen
Spiegelteleſcopen entdecken konnte. Dennoch erwarten wir mit
Recht, daß die bisherigen Fortſchritte noch immer zu weiteren Fort-
ſchritten fuͤhren werden und duͤrfen unſern Nachkommen wohl das
Gluͤck, immer noch heller zu ſehen, immer noch tiefer in die Kennt-
niß des Sternenhimmels einzudringen, mit Sicherheit vorausſagen.

Es iſt Zeit, daß ich dieſen Gegenſtand verlaſſe, und ich er-
waͤhne daher nur noch kurz den Umſtand, der von einer andern
Seite ſich der Verbeſſerung der Fernroͤhre entgegen ſetzte. Dieſer
Umſtand liegt in der Unvollkommenheit des Glaſes. Ein recht
ſchoͤnes Glas, das wir fuͤr ganz gleichartig zu halten geneigt ſind,
hat doch ſehr oft kleine Ungleichheiten, die bei der ſcharfen Pruͤfung,
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[196/0210] jectives bedeutend groß ſein ſoll, eine aͤhnliche Abweichung ſtatt fin- det, und nicht alle von einem Puncte ausgehenden Strahlen auch in einem Puncte des Bildes geſammelt werden. Um dieſer Abweichung willen, die bei einer einzigen Linie unvermeidlich iſt und die bei großen Objectiven, wie namentlich die Fraunho- ferſchen Fernroͤhre ſie haben, ſehr bedeutend wird, wuͤrde man, ſelbſt wenn die Farbenzerſtreuung es nicht forderte, zuſammengeſetzte Objective gern anwenden. In Hinſicht auf die Berechnung der richtigen Geſtalt der beiden Glaͤſer bieten ſich hier mannigfaltige Schwierigkeiten dar, die jedoch von dem juͤngern Herſchel durch die von ihm bekannt gemachte Beſtimmung der Form dieſer Glaͤſer, noch fruͤher aber von Fraunhofer, welcher ſeinen Glaͤſern die Form gab, auf welche ſpaͤter auch Herſchel gekommen iſt, ſehr gluͤcklich uͤberwunden worden ſind. Allerdings iſt auch in Bezie- hung auf dieſe Abweichung wegen der Kugelgeſtalt keine abſolute Vollkommenheit zu erreichen, indem die mitten zwiſchen Mittel- punct und Rand einfallenden Strahlen nicht genau mit den im Centro einfallenden Strahlen zuſammen kommen, wenn man die Ranſtrahlen mit den Strahlen um den Mittelpunct genau verei- nigt; aber dennoch wird die Abweichung ſo vermindert, daß wir mit dem, was Fraunhofer auch in dieſer Hinſicht geleiſtet hat, hoͤchſt zufrieden zu ſein Urſache haben, ja alle Erwartungen find durch ſeine Fernroͤhre uͤbertroffen worden, und die durch ihn erreichte Vollkommenheit der Fernroͤhre hat die Aſtronomen in Stand ge- ſetzt, alles das zu ſehen, was der aͤltere Herſchel mit ſeinen Spiegelteleſcopen entdecken konnte. Dennoch erwarten wir mit Recht, daß die bisherigen Fortſchritte noch immer zu weiteren Fort- ſchritten fuͤhren werden und duͤrfen unſern Nachkommen wohl das Gluͤck, immer noch heller zu ſehen, immer noch tiefer in die Kennt- niß des Sternenhimmels einzudringen, mit Sicherheit vorausſagen. Es iſt Zeit, daß ich dieſen Gegenſtand verlaſſe, und ich er- waͤhne daher nur noch kurz den Umſtand, der von einer andern Seite ſich der Verbeſſerung der Fernroͤhre entgegen ſetzte. Dieſer Umſtand liegt in der Unvollkommenheit des Glaſes. Ein recht ſchoͤnes Glas, das wir fuͤr ganz gleichartig zu halten geneigt ſind, hat doch ſehr oft kleine Ungleichheiten, die bei der ſcharfen Pruͤfung, die ein Fernrohr bei ſtarker Vergroͤßerung darbietet, ſichtbar werden,

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/210>, abgerufen am 22.11.2024.