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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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Stärke des Schalles bestimmt, sondern durch die Elasticität der
Luft-Art, in welcher der Schall sich fortpflanzt. Wenn es Luft-
Arten giebt, die bei gleicher Dichtigkeit mehr ausdehnende Kraft be-
sitzen, so muß in diesen der Schall sich schneller fortpflanzen; denn
wegen der gleichen Dichtigkeit ist in jedem einzelnen, in Bewegung
zu setzenden Theilchen die Masse gleich, die bewegende Kraft aber,
mit welcher das zusammengedrückte Theilchen das benachbarte fort-
treibt, größer in der mehr elastischen Luft. Wäre diese Ausdeh-
nungskraft in einem Falle viermal so groß als im andern, so wäre
die auf jedes Theilchen wirkende beschleunigende Kraft viermal so
groß; wir wissen aber, daß einer vierfachen Kraft eben der Raum
des fortbewegten Körpers in 1 Sec. entspricht, durch welchen die
viermal geringere Kraft ihn in 2 Sec. forttreiben würde; die Ge-
schwindigkeit des Schalles ist also doppelt so groß in viermal so ela-
stischer Luft, und überhaupt den Quadratwurzeln aus den specifischen
Elasticitäten, (aus den bei gleicher Dichtigkeit statt findenden Ela-
sticitäten) proportional. Da die erwärmte Luft einen höhern Grad
von Elasticität besitzt, als die kalte Luft, so erhellt hieraus der
Grund, warum der Schall sich in warmer Luft schneller als in kal-
ter Luft fortpflanzt; und da die Elasticität bei 0° zu der bei 10°
sich ungefehr wie 215:225, das ist wie 14 2/3 mal 14 2/3 zu 15 mal
15 verhält, so muß die Geschwindigkeit des Schalles ungefehr in
dem Verhältnisse 14 2/3 zu 15 oder 44 zu 45 wachsen, wenn die
Wärme um 10 Grad Reaum zunimmt. Aber ist beinahe
24, es erhellt also, daß die Geschwindigkeit des Schalles um ,
das ist um 24 Fuß, von 1027 auf 1051 wachsen muß, wenn die
Wärme um 10 Grade zunimmt, und bis 1003 abnimmt, wenn
die Luft 10° unter Null abgekühlt ist.

Im Wasserstoffgas würde die Fortpflanzung des Schalles weit
schneller sein, weil es bei viel geringerer Dichtigkeit ebensoviel Ela-
sticität als die atmosphärische Luft besitzt, und Sie werden in der
Folge sehen, daß sich uns Erfahrungen darbieten, die diese Behaup-
tung bestätigen.

Die Geschwindigkeit des Schalles hängt dagegen nicht von
dem Barometerstande ab, sondern wenn die Temperatur und die
Mischungsbeschaffenheit der Luft gleich ist, so bleibt die Schnellig-
keit des Schalles in dichterer und in dünnerer Luft gleich. Der

Staͤrke des Schalles beſtimmt, ſondern durch die Elaſticitaͤt der
Luft-Art, in welcher der Schall ſich fortpflanzt. Wenn es Luft-
Arten giebt, die bei gleicher Dichtigkeit mehr ausdehnende Kraft be-
ſitzen, ſo muß in dieſen der Schall ſich ſchneller fortpflanzen; denn
wegen der gleichen Dichtigkeit iſt in jedem einzelnen, in Bewegung
zu ſetzenden Theilchen die Maſſe gleich, die bewegende Kraft aber,
mit welcher das zuſammengedruͤckte Theilchen das benachbarte fort-
treibt, groͤßer in der mehr elaſtiſchen Luft. Waͤre dieſe Ausdeh-
nungskraft in einem Falle viermal ſo groß als im andern, ſo waͤre
die auf jedes Theilchen wirkende beſchleunigende Kraft viermal ſo
groß; wir wiſſen aber, daß einer vierfachen Kraft eben der Raum
des fortbewegten Koͤrpers in 1 Sec. entſpricht, durch welchen die
viermal geringere Kraft ihn in 2 Sec. forttreiben wuͤrde; die Ge-
ſchwindigkeit des Schalles iſt alſo doppelt ſo groß in viermal ſo ela-
ſtiſcher Luft, und uͤberhaupt den Quadratwurzeln aus den ſpecifiſchen
Elaſticitaͤten, (aus den bei gleicher Dichtigkeit ſtatt findenden Ela-
ſticitaͤten) proportional. Da die erwaͤrmte Luft einen hoͤhern Grad
von Elaſticitaͤt beſitzt, als die kalte Luft, ſo erhellt hieraus der
Grund, warum der Schall ſich in warmer Luft ſchneller als in kal-
ter Luft fortpflanzt; und da die Elaſticitaͤt bei 0° zu der bei 10°
ſich ungefehr wie 215:225, das iſt wie 14⅔ mal 14⅔ zu 15 mal
15 verhaͤlt, ſo muß die Geſchwindigkeit des Schalles ungefehr in
dem Verhaͤltniſſe 14⅔ zu 15 oder 44 zu 45 wachſen, wenn die
Waͤrme um 10 Grad Reaum zunimmt. Aber iſt beinahe
24, es erhellt alſo, daß die Geſchwindigkeit des Schalles um ,
das iſt um 24 Fuß, von 1027 auf 1051 wachſen muß, wenn die
Waͤrme um 10 Grade zunimmt, und bis 1003 abnimmt, wenn
die Luft 10° unter Null abgekuͤhlt iſt.

Im Waſſerſtoffgas wuͤrde die Fortpflanzung des Schalles weit
ſchneller ſein, weil es bei viel geringerer Dichtigkeit ebenſoviel Ela-
ſticitaͤt als die atmoſphaͤriſche Luft beſitzt, und Sie werden in der
Folge ſehen, daß ſich uns Erfahrungen darbieten, die dieſe Behaup-
tung beſtaͤtigen.

Die Geſchwindigkeit des Schalles haͤngt dagegen nicht von
dem Barometerſtande ab, ſondern wenn die Temperatur und die
Miſchungsbeſchaffenheit der Luft gleich iſt, ſo bleibt die Schnellig-
keit des Schalles in dichterer und in duͤnnerer Luft gleich. Der

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[324/0346] Staͤrke des Schalles beſtimmt, ſondern durch die Elaſticitaͤt der Luft-Art, in welcher der Schall ſich fortpflanzt. Wenn es Luft- Arten giebt, die bei gleicher Dichtigkeit mehr ausdehnende Kraft be- ſitzen, ſo muß in dieſen der Schall ſich ſchneller fortpflanzen; denn wegen der gleichen Dichtigkeit iſt in jedem einzelnen, in Bewegung zu ſetzenden Theilchen die Maſſe gleich, die bewegende Kraft aber, mit welcher das zuſammengedruͤckte Theilchen das benachbarte fort- treibt, groͤßer in der mehr elaſtiſchen Luft. Waͤre dieſe Ausdeh- nungskraft in einem Falle viermal ſo groß als im andern, ſo waͤre die auf jedes Theilchen wirkende beſchleunigende Kraft viermal ſo groß; wir wiſſen aber, daß einer vierfachen Kraft eben der Raum des fortbewegten Koͤrpers in 1 Sec. entſpricht, durch welchen die viermal geringere Kraft ihn in 2 Sec. forttreiben wuͤrde; die Ge- ſchwindigkeit des Schalles iſt alſo doppelt ſo groß in viermal ſo ela- ſtiſcher Luft, und uͤberhaupt den Quadratwurzeln aus den ſpecifiſchen Elaſticitaͤten, (aus den bei gleicher Dichtigkeit ſtatt findenden Ela- ſticitaͤten) proportional. Da die erwaͤrmte Luft einen hoͤhern Grad von Elaſticitaͤt beſitzt, als die kalte Luft, ſo erhellt hieraus der Grund, warum der Schall ſich in warmer Luft ſchneller als in kal- ter Luft fortpflanzt; und da die Elaſticitaͤt bei 0° zu der bei 10° ſich ungefehr wie 215:225, das iſt wie 14⅔ mal 14⅔ zu 15 mal 15 verhaͤlt, ſo muß die Geſchwindigkeit des Schalles ungefehr in dem Verhaͤltniſſe 14⅔ zu 15 oder 44 zu 45 wachſen, wenn die Waͤrme um 10 Grad Reaum zunimmt. Aber [FORMEL] iſt beinahe 24, es erhellt alſo, daß die Geſchwindigkeit des Schalles um [FORMEL], das iſt um 24 Fuß, von 1027 auf 1051 wachſen muß, wenn die Waͤrme um 10 Grade zunimmt, und bis 1003 abnimmt, wenn die Luft 10° unter Null abgekuͤhlt iſt. Im Waſſerſtoffgas wuͤrde die Fortpflanzung des Schalles weit ſchneller ſein, weil es bei viel geringerer Dichtigkeit ebenſoviel Ela- ſticitaͤt als die atmoſphaͤriſche Luft beſitzt, und Sie werden in der Folge ſehen, daß ſich uns Erfahrungen darbieten, die dieſe Behaup- tung beſtaͤtigen. Die Geſchwindigkeit des Schalles haͤngt dagegen nicht von dem Barometerſtande ab, ſondern wenn die Temperatur und die Miſchungsbeſchaffenheit der Luft gleich iſt, ſo bleibt die Schnellig- keit des Schalles in dichterer und in duͤnnerer Luft gleich. Der

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/346>, abgerufen am 24.11.2024.