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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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Temperatur ist die Austheilung so, daß die Schwingungszahl von
C zu der von Cis in eben dem Verhältniß steht, wie von Cis zu D
und so ferner; ich setze hier die gleichzeitigen Schwingungszahlen her,
und setze bei der C dur Tonleiter daneben, was die oben
angegebnen
einfachen Verhältnisse fordern würden.

TöneGleichschwebende Temp.Ursprüngl. Verh.
c100000100000
cis105946
d112246112500 = 9/8 . 100000
dis118921
e125992125000 = 5/4 . 100000
f133484133333 = 4/3 . 100000
fis141421
g149831150000 = 3/2 . 100000
gis158740
a168179166666 = 5/3 . 100000
b178180
h188775187500 = 15/8 . 100000
c200000200000.
Es muß also die Quinte g ein wenig hinabwärts, die große Terze e
ein wenig hinaufwärts schweben und so bei den übrigen Tönen.
Unser Ohr, und selbst, nach dem Urtheil der Kenner, das geübteste
musicalische Ohr findet in diesen kleinen Abweichungen nichts Unan-
genehmes; und es ist allerdings ein Glück, daß unser, für jene
Zahlenverhältnisse feines Ohr, dem das oft wiederkehrende Zusam-
mentreffen zweier Schwingungen eine angenehme Empfindung er-
regt, nicht noch feiner ist, um durch so kleine Abweichungen verletzt
zu werden, denn sonst würde es unmöglich sein, das so strenge An-
forderungen machende Ohr zu befriedigen.

Dies ist, glaube ich, alles, was über die theoretische Musik
hieher gehört. Ob sich über andre Umstände, über die Grundregeln
des Generalbasses etwas Gründliches aus den Schwingungsverhält-
nissen herleiten läßt, muß ich, zu wenig bekannt mit diesem Gegen-
stande, unentschieden lassen. Das bisher Erörterte lag aber so

Temperatur iſt die Austheilung ſo, daß die Schwingungszahl von
C zu der von Cis in eben dem Verhaͤltniß ſteht, wie von Cis zu D
und ſo ferner; ich ſetze hier die gleichzeitigen Schwingungszahlen her,
und ſetze bei der C dur Tonleiter daneben, was die oben
angegebnen
einfachen Verhaͤltniſſe fordern wuͤrden.

ToͤneGleichschwebende Temp.Urspruͤngl. Verh.
c100000100000
cis105946
d112246112500 = 9/8 . 100000
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200000200000.
Es muß alſo die Quinte g ein wenig hinabwaͤrts, die große Terze e
ein wenig hinaufwaͤrts ſchweben und ſo bei den uͤbrigen Toͤnen.
Unſer Ohr, und ſelbſt, nach dem Urtheil der Kenner, das geuͤbteſte
muſicaliſche Ohr findet in dieſen kleinen Abweichungen nichts Unan-
genehmes; und es iſt allerdings ein Gluͤck, daß unſer, fuͤr jene
Zahlenverhaͤltniſſe feines Ohr, dem das oft wiederkehrende Zuſam-
mentreffen zweier Schwingungen eine angenehme Empfindung er-
regt, nicht noch feiner iſt, um durch ſo kleine Abweichungen verletzt
zu werden, denn ſonſt wuͤrde es unmoͤglich ſein, das ſo ſtrenge An-
forderungen machende Ohr zu befriedigen.

Dies iſt, glaube ich, alles, was uͤber die theoretiſche Muſik
hieher gehoͤrt. Ob ſich uͤber andre Umſtaͤnde, uͤber die Grundregeln
des Generalbaſſes etwas Gruͤndliches aus den Schwingungsverhaͤlt-
niſſen herleiten laͤßt, muß ich, zu wenig bekannt mit dieſem Gegen-
ſtande, unentſchieden laſſen. Das bisher Eroͤrterte lag aber ſo

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[309/0331] Temperatur iſt die Austheilung ſo, daß die Schwingungszahl von C zu der von Cis in eben dem Verhaͤltniß ſteht, wie von Cis zu D und ſo ferner; ich ſetze hier die gleichzeitigen Schwingungszahlen her, und ſetze bei der C dur Tonleiter daneben, was die oben angegebnen einfachen Verhaͤltniſſe fordern wuͤrden. Toͤne Gleichschwebende Temp. Urspruͤngl. Verh. c 100000 100000 cis 105946 d 112246 112500 = 9/8 . 100000 dis 118921 e 125992 125000 = 5/4 . 100000 f 133484 133333 = 4/3 . 100000 fis 141421 g 149831 150000 = 3/2 . 100000 gis 158740 a 168179 166666 = 5/3 . 100000 b 178180 h 188775 187500 = 15/8 . 100000 c̅ 200000 200000. Es muß alſo die Quinte g ein wenig hinabwaͤrts, die große Terze e ein wenig hinaufwaͤrts ſchweben und ſo bei den uͤbrigen Toͤnen. Unſer Ohr, und ſelbſt, nach dem Urtheil der Kenner, das geuͤbteſte muſicaliſche Ohr findet in dieſen kleinen Abweichungen nichts Unan- genehmes; und es iſt allerdings ein Gluͤck, daß unſer, fuͤr jene Zahlenverhaͤltniſſe feines Ohr, dem das oft wiederkehrende Zuſam- mentreffen zweier Schwingungen eine angenehme Empfindung er- regt, nicht noch feiner iſt, um durch ſo kleine Abweichungen verletzt zu werden, denn ſonſt wuͤrde es unmoͤglich ſein, das ſo ſtrenge An- forderungen machende Ohr zu befriedigen. Dies iſt, glaube ich, alles, was uͤber die theoretiſche Muſik hieher gehoͤrt. Ob ſich uͤber andre Umſtaͤnde, uͤber die Grundregeln des Generalbaſſes etwas Gruͤndliches aus den Schwingungsverhaͤlt- niſſen herleiten laͤßt, muß ich, zu wenig bekannt mit dieſem Gegen- ſtande, unentſchieden laſſen. Das bisher Eroͤrterte lag aber ſo

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/331>, abgerufen am 24.11.2024.