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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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groß genug ist, um selbst bis zu den Erstaunen erregenden Höhen,
die man dort beobachtet, das Wasser hinaufzutreiben *).

Entwickelung von Luft aus Flüssigkeiten.

Ich kann nicht unterlassen, Sie bei dieser Gelegenheit auf noch
einen andern Gegenstand aufmerksam zu machen, auf welchen vor-
züglich die Carlsbader Quelle mich leitet, der mit einer der aller-
merkwürdigsten Entdeckungen neuer Zeit in Verbindung steht, und
daher gewiß wichtig genug ist, um hier eingeschaltet zu werden.

Ohne hier auf die Umstände einzugehen, von welchen es ab-
hängt, daß in so unzähligen Fällen andre Luft-Arten, verschieden
von der atmosphärischen Luft, sich entwickeln, begnüge ich mich, Sie
nur an die Erscheinungen zu erinnern, welche die Gesundbrunnen,
wenn wir eine damit gefüllte Flasche öffnen, welche die Biere, und
andre in Gährung gekommene Flüssigkeiten darbieten. Die aus
ihnen hervorsteigende Luft entwickelt sich, sobald der Gegendruck
von außen aufgehoben oder vermindert ist, und bleibt dagegen in
ihnen gebunden, so lange die im obern Raume der Flasche gesam-
melte Luft verdichtet genug ist, um das fernere Hervordringen der
Luft aus der Flüssigkeit zu hindern. Diese verdichtete Luft ist es,
die von starken Bieren den Stöpsel abwirft, die durch ihre große
Elasticität die Flaschen der Weine, die in der Flasche in Gährung
gerathen, zersprengt, oder wenigstens doch durch ein Geräusch beim
Oeffnen des Propfes sich merklich macht. Sie verwandelt, bei ih-
rem Hervorsteigen aus dem Innern der Flüssigkeit, diese in Schaum,
wenn die Flüssigkeit Zusammenhang, Zähheit genug hat, um in
so dünnen Blättchen, wie es die Wände der Schaumbläschen sind,
zu bestehen. Da ein starker Gegendruck verdichteter Luft nöthig ist,
um jene Luft in ihrem gebundenen Zustande zu erhalten, so sehen
wir, wenn die geöffnete Flasche aufs neue geschlossen wird, das Her-
vordringen der Luftblasen aus dem Innern der Flüssigkeit noch eine
Zeitlang fortdauern; aber nur so lange, bis der obere luftvolle
Raum sich hinreichend mit Luft gefüllt hat, um dem Andrange der
hervorsteigenden Luft zu widerstehen; die Bläschen kommen sogleich

*) Eine Abbildung dieser Springquellen ist in Gilb. Annalen.
XLIII. und Beschreibung daselbst XLIII. XLIX.
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groß genug iſt, um ſelbſt bis zu den Erſtaunen erregenden Hoͤhen,
die man dort beobachtet, das Waſſer hinaufzutreiben *).

Entwickelung von Luft aus Fluͤſſigkeiten.

Ich kann nicht unterlaſſen, Sie bei dieſer Gelegenheit auf noch
einen andern Gegenſtand aufmerkſam zu machen, auf welchen vor-
zuͤglich die Carlsbader Quelle mich leitet, der mit einer der aller-
merkwuͤrdigſten Entdeckungen neuer Zeit in Verbindung ſteht, und
daher gewiß wichtig genug iſt, um hier eingeſchaltet zu werden.

Ohne hier auf die Umſtaͤnde einzugehen, von welchen es ab-
haͤngt, daß in ſo unzaͤhligen Faͤllen andre Luft-Arten, verſchieden
von der atmoſphaͤriſchen Luft, ſich entwickeln, begnuͤge ich mich, Sie
nur an die Erſcheinungen zu erinnern, welche die Geſundbrunnen,
wenn wir eine damit gefuͤllte Flaſche oͤffnen, welche die Biere, und
andre in Gaͤhrung gekommene Fluͤſſigkeiten darbieten. Die aus
ihnen hervorſteigende Luft entwickelt ſich, ſobald der Gegendruck
von außen aufgehoben oder vermindert iſt, und bleibt dagegen in
ihnen gebunden, ſo lange die im obern Raume der Flaſche geſam-
melte Luft verdichtet genug iſt, um das fernere Hervordringen der
Luft aus der Fluͤſſigkeit zu hindern. Dieſe verdichtete Luft iſt es,
die von ſtarken Bieren den Stoͤpſel abwirft, die durch ihre große
Elaſticitaͤt die Flaſchen der Weine, die in der Flaſche in Gaͤhrung
gerathen, zerſprengt, oder wenigſtens doch durch ein Geraͤuſch beim
Oeffnen des Propfes ſich merklich macht. Sie verwandelt, bei ih-
rem Hervorſteigen aus dem Innern der Fluͤſſigkeit, dieſe in Schaum,
wenn die Fluͤſſigkeit Zuſammenhang, Zaͤhheit genug hat, um in
ſo duͤnnen Blaͤttchen, wie es die Waͤnde der Schaumblaͤschen ſind,
zu beſtehen. Da ein ſtarker Gegendruck verdichteter Luft noͤthig iſt,
um jene Luft in ihrem gebundenen Zuſtande zu erhalten, ſo ſehen
wir, wenn die geoͤffnete Flaſche aufs neue geſchloſſen wird, das Her-
vordringen der Luftblaſen aus dem Innern der Fluͤſſigkeit noch eine
Zeitlang fortdauern; aber nur ſo lange, bis der obere luftvolle
Raum ſich hinreichend mit Luft gefuͤllt hat, um dem Andrange der
hervorſteigenden Luft zu widerſtehen; die Blaͤschen kommen ſogleich

*) Eine Abbildung dieſer Springquellen iſt in Gilb. Annalen.
XLIII. und Beſchreibung daſelbſt XLIII. XLIX.
Q 2
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[243/0265] groß genug iſt, um ſelbſt bis zu den Erſtaunen erregenden Hoͤhen, die man dort beobachtet, das Waſſer hinaufzutreiben *). Entwickelung von Luft aus Fluͤſſigkeiten. Ich kann nicht unterlaſſen, Sie bei dieſer Gelegenheit auf noch einen andern Gegenſtand aufmerkſam zu machen, auf welchen vor- zuͤglich die Carlsbader Quelle mich leitet, der mit einer der aller- merkwuͤrdigſten Entdeckungen neuer Zeit in Verbindung ſteht, und daher gewiß wichtig genug iſt, um hier eingeſchaltet zu werden. Ohne hier auf die Umſtaͤnde einzugehen, von welchen es ab- haͤngt, daß in ſo unzaͤhligen Faͤllen andre Luft-Arten, verſchieden von der atmoſphaͤriſchen Luft, ſich entwickeln, begnuͤge ich mich, Sie nur an die Erſcheinungen zu erinnern, welche die Geſundbrunnen, wenn wir eine damit gefuͤllte Flaſche oͤffnen, welche die Biere, und andre in Gaͤhrung gekommene Fluͤſſigkeiten darbieten. Die aus ihnen hervorſteigende Luft entwickelt ſich, ſobald der Gegendruck von außen aufgehoben oder vermindert iſt, und bleibt dagegen in ihnen gebunden, ſo lange die im obern Raume der Flaſche geſam- melte Luft verdichtet genug iſt, um das fernere Hervordringen der Luft aus der Fluͤſſigkeit zu hindern. Dieſe verdichtete Luft iſt es, die von ſtarken Bieren den Stoͤpſel abwirft, die durch ihre große Elaſticitaͤt die Flaſchen der Weine, die in der Flaſche in Gaͤhrung gerathen, zerſprengt, oder wenigſtens doch durch ein Geraͤuſch beim Oeffnen des Propfes ſich merklich macht. Sie verwandelt, bei ih- rem Hervorſteigen aus dem Innern der Fluͤſſigkeit, dieſe in Schaum, wenn die Fluͤſſigkeit Zuſammenhang, Zaͤhheit genug hat, um in ſo duͤnnen Blaͤttchen, wie es die Waͤnde der Schaumblaͤschen ſind, zu beſtehen. Da ein ſtarker Gegendruck verdichteter Luft noͤthig iſt, um jene Luft in ihrem gebundenen Zuſtande zu erhalten, ſo ſehen wir, wenn die geoͤffnete Flaſche aufs neue geſchloſſen wird, das Her- vordringen der Luftblaſen aus dem Innern der Fluͤſſigkeit noch eine Zeitlang fortdauern; aber nur ſo lange, bis der obere luftvolle Raum ſich hinreichend mit Luft gefuͤllt hat, um dem Andrange der hervorſteigenden Luft zu widerſtehen; die Blaͤschen kommen ſogleich *) Eine Abbildung dieſer Springquellen iſt in Gilb. Annalen. XLIII. und Beſchreibung daſelbſt XLIII. XLIX. Q 2

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/265>, abgerufen am 24.11.2024.