Wanken des Windes Ausnahmen leidet, zeigt sich doch in einem Mittel aus sehr zahlreichen Beobachtungen ganz deutlich als über- wiegend. Eine andre sich hieran ebenfalls knüpfende Regel ist die, daß das Barometer bei Westwinden steigt, bei Ostwinden fällt; bei Westwinden nämlich ist die nach und nach eintretende mehr nord- liche Richtung des Windes mit einem Steigen des Barometers verbunden; ist dagegen bei heiterm Wetter der Wind Ost, so fängt er bald an, sich nach Süden zu wenden, und damit gehört ein Abnehmen der Barometerhöhe zusammen. Diese Regel stimmt sehr mit der alten bekannten Regel zusammen, daß das Steigen des Barometers eine Voranzeige guten Wetters ist; denn bei West- winde pflegt das Wetter noch nicht heiter zu sein, und das vom Barometer angezeigte Eintreten nördlichen Windes läßt, wenn dieser dauernd wird, heitre Luft erwarten; der Grund dieser Hei- terkeit des Himmels bei den aus kalten Gegenden kommenden Winden, gehört nicht hierher, sondern besser in die Lehre von der Wärme.
Ungleicher Stand des Barometers zu gleicher Zeit an verschiedenen Orten.
Diese Kenntniß von dem Zusammenhange des höheren und niedrigeren Barometerstandes mit den Richtungen des Windes ist allerdings ein Beitrag zur Theorie der Aenderungen des Barome- terstandes; aber zum Ziele führt sie uns dennoch nicht. Wir sehen hier nur die drei Umstände vereinigt, wenn der Wind aus Nordosten kömmt, so steigt das Barometer, und wegen des aus kältern Gegenden kommenden Windes fällt das Thermometer, wenn er aus Süden und Südwesten kömmt, so fällt das Baro- meter und das Thermometer steigt; -- so fern ist Dove's Regel, (die auch sonst wohl schon angegeben ist,) wahr, daß das Barome- ter ein Thermometer ist. Fügt man hiezu auch noch die zweite Bemerkung, daß die kältere Luft darum, weil sie dichter und schwe- rer ist, den Druck der Luft vermehrt und das Barometer zum Steigen bringt, so erhellen doch die Gründe noch nicht, warum der Wechsel eintritt. Wir kommen der Beantwortung dieser Frage um etwas näher durch die aus den Beobachtungen gezogene Folgerung, daß wir Nordwind haben oder bekommen, wenn daß
I. P
Wanken des Windes Ausnahmen leidet, zeigt ſich doch in einem Mittel aus ſehr zahlreichen Beobachtungen ganz deutlich als uͤber- wiegend. Eine andre ſich hieran ebenfalls knuͤpfende Regel iſt die, daß das Barometer bei Weſtwinden ſteigt, bei Oſtwinden faͤllt; bei Weſtwinden naͤmlich iſt die nach und nach eintretende mehr nord- liche Richtung des Windes mit einem Steigen des Barometers verbunden; iſt dagegen bei heiterm Wetter der Wind Oſt, ſo faͤngt er bald an, ſich nach Suͤden zu wenden, und damit gehoͤrt ein Abnehmen der Barometerhoͤhe zuſammen. Dieſe Regel ſtimmt ſehr mit der alten bekannten Regel zuſammen, daß das Steigen des Barometers eine Voranzeige guten Wetters iſt; denn bei Weſt- winde pflegt das Wetter noch nicht heiter zu ſein, und das vom Barometer angezeigte Eintreten noͤrdlichen Windes laͤßt, wenn dieſer dauernd wird, heitre Luft erwarten; der Grund dieſer Hei- terkeit des Himmels bei den aus kalten Gegenden kommenden Winden, gehoͤrt nicht hierher, ſondern beſſer in die Lehre von der Waͤrme.
Ungleicher Stand des Barometers zu gleicher Zeit an verſchiedenen Orten.
Dieſe Kenntniß von dem Zuſammenhange des hoͤheren und niedrigeren Barometerſtandes mit den Richtungen des Windes iſt allerdings ein Beitrag zur Theorie der Aenderungen des Barome- terſtandes; aber zum Ziele fuͤhrt ſie uns dennoch nicht. Wir ſehen hier nur die drei Umſtaͤnde vereinigt, wenn der Wind aus Nordoſten koͤmmt, ſo ſteigt das Barometer, und wegen des aus kaͤltern Gegenden kommenden Windes faͤllt das Thermometer, wenn er aus Suͤden und Suͤdweſten koͤmmt, ſo faͤllt das Baro- meter und das Thermometer ſteigt; — ſo fern iſt Dove's Regel, (die auch ſonſt wohl ſchon angegeben iſt,) wahr, daß das Barome- ter ein Thermometer iſt. Fuͤgt man hiezu auch noch die zweite Bemerkung, daß die kaͤltere Luft darum, weil ſie dichter und ſchwe- rer iſt, den Druck der Luft vermehrt und das Barometer zum Steigen bringt, ſo erhellen doch die Gruͤnde noch nicht, warum der Wechſel eintritt. Wir kommen der Beantwortung dieſer Frage um etwas naͤher durch die aus den Beobachtungen gezogene Folgerung, daß wir Nordwind haben oder bekommen, wenn daß
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Wanken des Windes Ausnahmen leidet, zeigt ſich doch in einem
Mittel aus ſehr zahlreichen Beobachtungen ganz deutlich als uͤber-
wiegend. Eine andre ſich hieran ebenfalls knuͤpfende Regel iſt die,
daß das Barometer bei Weſtwinden ſteigt, bei Oſtwinden faͤllt;
bei Weſtwinden naͤmlich iſt die nach und nach eintretende mehr nord-
liche Richtung des Windes mit einem Steigen des Barometers
verbunden; iſt dagegen bei heiterm Wetter der Wind Oſt, ſo
faͤngt er bald an, ſich nach Suͤden zu wenden, und damit gehoͤrt
ein Abnehmen der Barometerhoͤhe zuſammen. Dieſe Regel ſtimmt
ſehr mit der alten bekannten Regel zuſammen, daß das Steigen
des Barometers eine Voranzeige guten Wetters iſt; denn bei Weſt-
winde pflegt das Wetter noch nicht heiter zu ſein, und das vom
Barometer angezeigte Eintreten noͤrdlichen Windes laͤßt, wenn
dieſer dauernd wird, heitre Luft erwarten; der Grund dieſer Hei-
terkeit des Himmels bei den aus kalten Gegenden kommenden
Winden, gehoͤrt nicht hierher, ſondern beſſer in die Lehre von der
Waͤrme.
Ungleicher Stand des Barometers zu gleicher Zeit an
verſchiedenen Orten.
Dieſe Kenntniß von dem Zuſammenhange des hoͤheren und
niedrigeren Barometerſtandes mit den Richtungen des Windes iſt
allerdings ein Beitrag zur Theorie der Aenderungen des Barome-
terſtandes; aber zum Ziele fuͤhrt ſie uns dennoch nicht. Wir
ſehen hier nur die drei Umſtaͤnde vereinigt, wenn der Wind aus
Nordoſten koͤmmt, ſo ſteigt das Barometer, und wegen des aus
kaͤltern Gegenden kommenden Windes faͤllt das Thermometer,
wenn er aus Suͤden und Suͤdweſten koͤmmt, ſo faͤllt das Baro-
meter und das Thermometer ſteigt; — ſo fern iſt Dove's Regel,
(die auch ſonſt wohl ſchon angegeben iſt,) wahr, daß das Barome-
ter ein Thermometer iſt. Fuͤgt man hiezu auch noch die zweite
Bemerkung, daß die kaͤltere Luft darum, weil ſie dichter und ſchwe-
rer iſt, den Druck der Luft vermehrt und das Barometer zum
Steigen bringt, ſo erhellen doch die Gruͤnde noch nicht, warum
der Wechſel eintritt. Wir kommen der Beantwortung dieſer
Frage um etwas naͤher durch die aus den Beobachtungen gezogene
Folgerung, daß wir Nordwind haben oder bekommen, wenn daß
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/247>, abgerufen am 23.11.2024.
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