denn offenbar muß, wenn das Theilchen h einmal in Kreisbe- wegung gesetzt ist, und alle vor ihm liegenden Theilchen in eine gleiche Bewegung setzt, das Theilchen b nach Vollendung eines Umlaufs einen zweiten anfangen, und es entsteht daher hinter der ursprünglich erregten Welle eine neue, wenn jene um eine ganze Wellenbreite fortgegangen ist. Die Erregung einer Welle, die man als in ihrer Entstehung einzig nennen könnte, ist nicht so ganz leicht. Lassen wir nur einen einzigen Tropfen in das Wasser fallen, so sollte dieser freilich auch nur eine Welle erregen; aber wir bemerken, daß ein zurückspringender Tropfen entsteht, der eine zweite Erschütterung hervorbringt und daß so mehrere auf einander folgende Wellen entstehen. Jenes Zurückspringen eines neuen Tropfens entsteht daher, daß der von dem fallenden Tropfen hervorgebrachte Stoß auf die Wasserfläche, die nächsten Theilchen zurücktreibt und sie über die Oberfläche erhebt, dadurch erlangen sie theils eine Fortschiebung nach außen und bringen die jenen Punct kreisförmig umgebenden Wellenringe hervor, theils erhalten sie das Bestreben, in die in der Mitte gemachte Vertiefung zu- rückzugehen, wo sie, von allen Seiten zusammentreffend, durch die Heftigkeit ihres Stoßes einen neuen Tropfen hinaufwerfen. Dieser Tropfen besteht, wenn auch der ins Wasser hineinfallende Tropfen aus einer andern Flüssigkeit bestand, dennoch großen Theils aus Wasser, wovon aus dem Angeführten der Grund er- hellt. Bei den von E. und W. Weber angestellten Versuchen ward ein andres Verfahren, um diese mehrfachen Wellen-Erre- gungen zu vermeiden, angewandt; sie zogen nämlich in einer eingetauchten Röhre ein wenig Wasser so herauf, daß die ganze Säule sich über die Oberfläche erhob, und indem sie diese plötz- lich sinken ließen, brachten sie eine einfache Wellen-Erregung hervor.
Da es dem Plane dieser Vorlesungen nicht angemessen wäre, wenn ich diesem einzelnen Gegenstande so viel Zeit schenken wollte, als nöthig wäre, um die vielfach abgeänderten, lehrreichen Ver- suche mit einiger Vollständigkeit zu erwähnen, welche von diesen beiden Naturforschern angestellt sind, so muß ich mich begnügen, nur einige derjenigen Versuche und Betrachtungen auszuheben, die zu einer Erklärung der Phänomene führen, welche sich uns am
denn offenbar muß, wenn das Theilchen h einmal in Kreisbe- wegung geſetzt iſt, und alle vor ihm liegenden Theilchen in eine gleiche Bewegung ſetzt, das Theilchen b nach Vollendung eines Umlaufs einen zweiten anfangen, und es entſteht daher hinter der urſpruͤnglich erregten Welle eine neue, wenn jene um eine ganze Wellenbreite fortgegangen iſt. Die Erregung einer Welle, die man als in ihrer Entſtehung einzig nennen koͤnnte, iſt nicht ſo ganz leicht. Laſſen wir nur einen einzigen Tropfen in das Waſſer fallen, ſo ſollte dieſer freilich auch nur eine Welle erregen; aber wir bemerken, daß ein zuruͤckſpringender Tropfen entſteht, der eine zweite Erſchuͤtterung hervorbringt und daß ſo mehrere auf einander folgende Wellen entſtehen. Jenes Zuruͤckſpringen eines neuen Tropfens entſteht daher, daß der von dem fallenden Tropfen hervorgebrachte Stoß auf die Waſſerflaͤche, die naͤchſten Theilchen zuruͤcktreibt und ſie uͤber die Oberflaͤche erhebt, dadurch erlangen ſie theils eine Fortſchiebung nach außen und bringen die jenen Punct kreisfoͤrmig umgebenden Wellenringe hervor, theils erhalten ſie das Beſtreben, in die in der Mitte gemachte Vertiefung zu- ruͤckzugehen, wo ſie, von allen Seiten zuſammentreffend, durch die Heftigkeit ihres Stoßes einen neuen Tropfen hinaufwerfen. Dieſer Tropfen beſteht, wenn auch der ins Waſſer hineinfallende Tropfen aus einer andern Fluͤſſigkeit beſtand, dennoch großen Theils aus Waſſer, wovon aus dem Angefuͤhrten der Grund er- hellt. Bei den von E. und W. Weber angeſtellten Verſuchen ward ein andres Verfahren, um dieſe mehrfachen Wellen-Erre- gungen zu vermeiden, angewandt; ſie zogen naͤmlich in einer eingetauchten Roͤhre ein wenig Waſſer ſo herauf, daß die ganze Saͤule ſich uͤber die Oberflaͤche erhob, und indem ſie dieſe ploͤtz- lich ſinken ließen, brachten ſie eine einfache Wellen-Erregung hervor.
Da es dem Plane dieſer Vorleſungen nicht angemeſſen waͤre, wenn ich dieſem einzelnen Gegenſtande ſo viel Zeit ſchenken wollte, als noͤthig waͤre, um die vielfach abgeaͤnderten, lehrreichen Ver- ſuche mit einiger Vollſtaͤndigkeit zu erwaͤhnen, welche von dieſen beiden Naturforſchern angeſtellt ſind, ſo muß ich mich begnuͤgen, nur einige derjenigen Verſuche und Betrachtungen auszuheben, die zu einer Erklaͤrung der Phaͤnomene fuͤhren, welche ſich uns am
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denn offenbar muß, wenn das Theilchen h einmal in Kreisbe-
wegung geſetzt iſt, und alle vor ihm liegenden Theilchen in eine
gleiche Bewegung ſetzt, das Theilchen b nach Vollendung eines
Umlaufs einen zweiten anfangen, und es entſteht daher hinter
der urſpruͤnglich erregten Welle eine neue, wenn jene um eine
ganze Wellenbreite fortgegangen iſt. Die Erregung einer Welle,
die man als in ihrer Entſtehung einzig nennen koͤnnte, iſt nicht
ſo ganz leicht. Laſſen wir nur einen einzigen Tropfen in das
Waſſer fallen, ſo ſollte dieſer freilich auch nur eine Welle erregen;
aber wir bemerken, daß ein zuruͤckſpringender Tropfen entſteht,
der eine zweite Erſchuͤtterung hervorbringt und daß ſo mehrere auf
einander folgende Wellen entſtehen. Jenes Zuruͤckſpringen eines
neuen Tropfens entſteht daher, daß der von dem fallenden Tropfen
hervorgebrachte Stoß auf die Waſſerflaͤche, die naͤchſten Theilchen
zuruͤcktreibt und ſie uͤber die Oberflaͤche erhebt, dadurch erlangen
ſie theils eine Fortſchiebung nach außen und bringen die jenen
Punct kreisfoͤrmig umgebenden Wellenringe hervor, theils erhalten
ſie das Beſtreben, in die in der Mitte gemachte Vertiefung zu-
ruͤckzugehen, wo ſie, von allen Seiten zuſammentreffend, durch
die Heftigkeit ihres Stoßes einen neuen Tropfen hinaufwerfen.
Dieſer Tropfen beſteht, wenn auch der ins Waſſer hineinfallende
Tropfen aus einer andern Fluͤſſigkeit beſtand, dennoch großen
Theils aus Waſſer, wovon aus dem Angefuͤhrten der Grund er-
hellt. Bei den von E. und W. Weber angeſtellten Verſuchen
ward ein andres Verfahren, um dieſe mehrfachen Wellen-Erre-
gungen zu vermeiden, angewandt; ſie zogen naͤmlich in einer
eingetauchten Roͤhre ein wenig Waſſer ſo herauf, daß die ganze
Saͤule ſich uͤber die Oberflaͤche erhob, und indem ſie dieſe ploͤtz-
lich ſinken ließen, brachten ſie eine einfache Wellen-Erregung
hervor.
Da es dem Plane dieſer Vorleſungen nicht angemeſſen waͤre,
wenn ich dieſem einzelnen Gegenſtande ſo viel Zeit ſchenken wollte,
als noͤthig waͤre, um die vielfach abgeaͤnderten, lehrreichen Ver-
ſuche mit einiger Vollſtaͤndigkeit zu erwaͤhnen, welche von dieſen
beiden Naturforſchern angeſtellt ſind, ſo muß ich mich begnuͤgen,
nur einige derjenigen Verſuche und Betrachtungen auszuheben, die
zu einer Erklaͤrung der Phaͤnomene fuͤhren, welche ſich uns am
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/202>, abgerufen am 24.11.2024.
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