Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.gehobne oder gesenkte Cylinder nicht selbst unmittelbar die Kugel, Da es hier nicht meine Absicht ist, Sie mit den großen Vor- Wenn mit gleicher Sorgfalt die Pendellänge an vielen Orten *) Bessel's Untersuchungen über die Länge des einfachen Secun-
denpendels. Berlin 1828. gehobne oder geſenkte Cylinder nicht ſelbſt unmittelbar die Kugel, Da es hier nicht meine Abſicht iſt, Sie mit den großen Vor- Wenn mit gleicher Sorgfalt die Pendellaͤnge an vielen Orten *) Beſſel's Unterſuchungen uͤber die Laͤnge des einfachen Secun-
denpendels. Berlin 1828. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0133" n="111"/> gehobne oder geſenkte Cylinder nicht ſelbſt unmittelbar die Kugel,<lb/> ſondern ein 60mal vergroͤßernder Fuͤhlhebel druͤckt ſich an ſie an, und<lb/> macht ſelbſt die feinſten Aenderungen wahrnehmbar. Dieſer Fuͤhl-<lb/> hebel, den Sie ſich am leichteſten ſo vorſtellen, daß am kurzen Arme<lb/> eine polirte Stahlplatte ſich an die Kugel andruͤckt, waͤhrend der<lb/> 60mal laͤngere Arm als Zeiger an einer Scale beobachtet wird, kann<lb/> offenbar dienen, um <formula notation="TeX">\frac{1}{60000}</formula> Linie noch wahrnehmbar zu machen,<lb/> wenn ein Microſcop, wodurch <formula notation="TeX">\frac{1}{1000}</formula> Linie kenntlich wird, auf das<lb/> der Scale gegen uͤberſtehende Zeichen des Zeigers gerichtet wird, —<lb/> und wenn auch niemand fuͤr ein einziges Sechzigtauſendtel wird buͤr-<lb/> gen wollen, ſo erhellt doch nun deutlich, wie von den Zehntauſend-<lb/> teln einer Linie gar wohl die Rede ſein darf, wenn ſolche Inſtru-<lb/> mente, wie dieſer von dem ausgezeichneten <hi rendition="#g">Repſold</hi> verfertigte<lb/> Apparat, dem Beobachter zu Gebote ſtehen.</p><lb/> <p>Da es hier nicht meine Abſicht iſt, Sie mit den großen Vor-<lb/> zuͤgen der <hi rendition="#g">Beſſel</hi>'<hi rendition="#g">ſchen</hi> Beobachtungen und Berechnungen voll-<lb/> kommen bekannt zu machen, ſondern nur Ihnen den moͤglichen<lb/> Grad von Genauigkeit anzugeben, der ſich erreichen laͤßt, ſo uͤbergehe<lb/> ich alle die Vorſichten, die ſonſt noch bei jedem einzelnen Umſtande<lb/> der Beobachtungen angewandt wurden, und die feinen Berichtigun-<lb/> gen, welche die Rechnung darbot, und begnuͤge mich das Hauptre-<lb/> ſultat, daß man die Pendellaͤnge als gewiß auf ein Tauſendtel Linie<lb/> fuͤr Koͤnigsberg ſicher beſtimmt anſehen kann, anzufuͤhren <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Beſſel</hi>'s Unterſuchungen uͤber die Laͤnge des einfachen Secun-<lb/> denpendels. Berlin 1828.</note>.</p><lb/> <p>Wenn mit gleicher Sorgfalt die Pendellaͤnge an vielen Orten<lb/> an der Meeres-Oberflaͤche, wenn ſie mit gleicher Sorgfalt auf Ber-<lb/> gen und in nahe gelegnen Thaͤlern und endlich in tiefen Schachten<lb/> und oberhalb derſelben auf der Oberflaͤche der Erde beſtimmt wuͤrde,<lb/> ſo wuͤrde noch manche Frage uͤber die Geſtalt der Erde, uͤber ihre<lb/> Dichtigkeit und uͤber die comparative Dichtigkeit der oberſten Schich-<lb/> ten gegen die Dichtigkeit des Erdkernes beantwortet werden koͤnnen,<lb/> und theils manche nuͤtzliche Beſtimmung hervorgehen, theils unſer<lb/> Streben, uͤber alle dieſe Gegenſtaͤnde ganz genau belehrt zu werden,<lb/> Befriedigung finden.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [111/0133]
gehobne oder geſenkte Cylinder nicht ſelbſt unmittelbar die Kugel,
ſondern ein 60mal vergroͤßernder Fuͤhlhebel druͤckt ſich an ſie an, und
macht ſelbſt die feinſten Aenderungen wahrnehmbar. Dieſer Fuͤhl-
hebel, den Sie ſich am leichteſten ſo vorſtellen, daß am kurzen Arme
eine polirte Stahlplatte ſich an die Kugel andruͤckt, waͤhrend der
60mal laͤngere Arm als Zeiger an einer Scale beobachtet wird, kann
offenbar dienen, um [FORMEL] Linie noch wahrnehmbar zu machen,
wenn ein Microſcop, wodurch [FORMEL] Linie kenntlich wird, auf das
der Scale gegen uͤberſtehende Zeichen des Zeigers gerichtet wird, —
und wenn auch niemand fuͤr ein einziges Sechzigtauſendtel wird buͤr-
gen wollen, ſo erhellt doch nun deutlich, wie von den Zehntauſend-
teln einer Linie gar wohl die Rede ſein darf, wenn ſolche Inſtru-
mente, wie dieſer von dem ausgezeichneten Repſold verfertigte
Apparat, dem Beobachter zu Gebote ſtehen.
Da es hier nicht meine Abſicht iſt, Sie mit den großen Vor-
zuͤgen der Beſſel'ſchen Beobachtungen und Berechnungen voll-
kommen bekannt zu machen, ſondern nur Ihnen den moͤglichen
Grad von Genauigkeit anzugeben, der ſich erreichen laͤßt, ſo uͤbergehe
ich alle die Vorſichten, die ſonſt noch bei jedem einzelnen Umſtande
der Beobachtungen angewandt wurden, und die feinen Berichtigun-
gen, welche die Rechnung darbot, und begnuͤge mich das Hauptre-
ſultat, daß man die Pendellaͤnge als gewiß auf ein Tauſendtel Linie
fuͤr Koͤnigsberg ſicher beſtimmt anſehen kann, anzufuͤhren *).
Wenn mit gleicher Sorgfalt die Pendellaͤnge an vielen Orten
an der Meeres-Oberflaͤche, wenn ſie mit gleicher Sorgfalt auf Ber-
gen und in nahe gelegnen Thaͤlern und endlich in tiefen Schachten
und oberhalb derſelben auf der Oberflaͤche der Erde beſtimmt wuͤrde,
ſo wuͤrde noch manche Frage uͤber die Geſtalt der Erde, uͤber ihre
Dichtigkeit und uͤber die comparative Dichtigkeit der oberſten Schich-
ten gegen die Dichtigkeit des Erdkernes beantwortet werden koͤnnen,
und theils manche nuͤtzliche Beſtimmung hervorgehen, theils unſer
Streben, uͤber alle dieſe Gegenſtaͤnde ganz genau belehrt zu werden,
Befriedigung finden.
*) Beſſel's Unterſuchungen uͤber die Laͤnge des einfachen Secun-
denpendels. Berlin 1828.
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