Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XVII. Capitel.
grosse Gefahr dabey/ und gemeiniglich ge-
gen der allererfahrnesten Medicorum Mey-
nung der Tod für der Thür.

Mey-
nung der-
jenigen/ so
das Pur-
giren ap-
probi
ren
wollen.

Denenjenigen aber/ welche zu dem Pur-
giren rathen/ die thun es aus folgenden Ur-
sachen/ als dieweil nach Hippocrat. Lehre/
extremis morbis, extrema remedia gebüh-
ren/ auch weil unmöglich wäre/ daß nicht
so viel böse schleimige/ gallische Materia und
Unrath im Leib seyn solte/ welcher nicht pur-
girens vonnöthen hätte. So könte es auch
unmöglich seyn/ wenn so viel böse Materie
aus dem Leib purgiret würde/ daß auch nicht
ein Theil des Giffts mit ausgeführet werden
solte. So auch werde ja das Purgiren von
so viel vornehmen Medicis approbiret und
gut geheissen. Wir wollen es aber mit denen
halten/ welche bey inficirten Krancken das
Purgiren nicht eben verachten/ sondern zu
rechter Zeit/ und auf gewisse Manieren/
Weise und Maß verrichten/ wie in folgen-
den erhellet.

Wenn
und zu
welcher
Zeit das
Purgiren
zu billi-
gen.

Wenn es endlich zur Resolution kom-
men/ daß das Purgiren bewilliget würde/
so finden sich wieder neue dubia, ob man sich
der Purgier alsbald bedienen/ oder ob man
so lang warten soll/ bis vorher die Materia
praepari
rt ist? denn so man alsbald purgiren
wolte/ wäre es wider den Methodum me-
dendi,
welcher will/ daß man die böse Ma-
terie zuvor koche/ praeparire oder bereite/ und

zu

Das XVII. Capitel.
groſſe Gefahr dabey/ und gemeiniglich ge-
gen der allererfahrneſten Medicorum Mey-
nung der Tod fuͤr der Thuͤr.

Mey-
nung der-
jenigen/ ſo
das Pur-
giren ap-
probi
ren
wollen.

Denenjenigen aber/ welche zu dem Pur-
giren rathen/ die thun es aus folgenden Ur-
ſachen/ als dieweil nach Hippocrat. Lehre/
extremis morbis, extrema remedia gebuͤh-
ren/ auch weil unmoͤglich waͤre/ daß nicht
ſo viel boͤſe ſchleimige/ galliſche Materia und
Unrath im Leib ſeyn ſolte/ welcher nicht pur-
girens vonnoͤthen haͤtte. So koͤnte es auch
unmoͤglich ſeyn/ wenn ſo viel boͤſe Materie
aus dem Leib purgiret wuͤrde/ daß auch nicht
ein Theil des Giffts mit ausgefuͤhret werden
ſolte. So auch werde ja das Purgiren von
ſo viel vornehmen Medicis approbiret und
gut geheiſſen. Wir wollen es aber mit denen
halten/ welche bey inficirten Krancken das
Purgiren nicht eben verachten/ ſondern zu
rechter Zeit/ und auf gewiſſe Manieren/
Weiſe und Maß verrichten/ wie in folgen-
den erhellet.

Wenn
und zu
welcher
Zeit das
Purgiren
zu billi-
gen.

Wenn es endlich zur Reſolution kom-
men/ daß das Purgiren bewilliget wuͤrde/
ſo finden ſich wieder neue dubia, ob man ſich
der Purgier alsbald bedienen/ oder ob man
ſo lang warten ſoll/ bis vorher die Materia
præpari
rt iſt? denn ſo man alsbald purgiren
wolte/ waͤre es wider den Methodum me-
dendi,
welcher will/ daß man die boͤſe Ma-
terie zuvor koche/ præparire oder bereite/ und

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0264" n="242"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">XVII.</hi><hi rendition="#fr">Capitel.</hi></fw><lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Gefahr dabey/ und gemeiniglich ge-<lb/>
gen der allererfahrne&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Medicorum</hi> Mey-<lb/>
nung der Tod fu&#x0364;r der Thu&#x0364;r.</p><lb/>
        <note place="left">Mey-<lb/>
nung der-<lb/>
jenigen/ &#x017F;o<lb/>
das Pur-<lb/>
giren <hi rendition="#aq">ap-<lb/>
probi</hi>ren<lb/>
wollen.</note>
        <p>Denenjenigen aber/ welche zu dem Pur-<lb/>
giren rathen/ die thun es aus folgenden Ur-<lb/>
&#x017F;achen/ als dieweil nach <hi rendition="#aq">Hippocrat.</hi> Lehre/<lb/><hi rendition="#aq">extremis morbis, extrema remedia</hi> gebu&#x0364;h-<lb/>
ren/ auch weil unmo&#x0364;glich wa&#x0364;re/ daß nicht<lb/>
&#x017F;o viel bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;chleimige/ galli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Materia</hi> und<lb/>
Unrath im Leib &#x017F;eyn &#x017F;olte/ welcher nicht pur-<lb/>
girens vonno&#x0364;then ha&#x0364;tte. So ko&#x0364;nte es auch<lb/>
unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn/ wenn &#x017F;o viel bo&#x0364;&#x017F;e Materie<lb/>
aus dem Leib purgiret wu&#x0364;rde/ daß auch nicht<lb/>
ein Theil des Giffts mit ausgefu&#x0364;hret werden<lb/>
&#x017F;olte. So auch werde ja das Purgiren von<lb/>
&#x017F;o viel vornehmen <hi rendition="#aq">Medicis approbi</hi>ret und<lb/>
gut gehei&#x017F;&#x017F;en. Wir wollen es aber mit denen<lb/>
halten/ welche bey <hi rendition="#aq">infici</hi>rten Krancken das<lb/>
Purgiren nicht eben verachten/ &#x017F;ondern zu<lb/>
rechter Zeit/ und auf gewi&#x017F;&#x017F;e Manieren/<lb/>
Wei&#x017F;e und Maß verrichten/ wie in folgen-<lb/>
den erhellet.</p><lb/>
        <note place="left">Wenn<lb/>
und zu<lb/>
welcher<lb/>
Zeit das<lb/>
Purgiren<lb/>
zu billi-<lb/>
gen.</note>
        <p>Wenn es endlich zur <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution</hi> kom-<lb/>
men/ daß das Purgiren bewilliget wu&#x0364;rde/<lb/>
&#x017F;o finden &#x017F;ich wieder neue <hi rendition="#aq">dubia,</hi> ob man &#x017F;ich<lb/>
der Purgier alsbald bedienen/ oder ob man<lb/>
&#x017F;o lang warten &#x017F;oll/ bis vorher die <hi rendition="#aq">Materia<lb/>
præpari</hi>rt i&#x017F;t? denn &#x017F;o man alsbald purgiren<lb/>
wolte/ wa&#x0364;re es wider den <hi rendition="#aq">Methodum me-<lb/>
dendi,</hi> welcher will/ daß man die bo&#x0364;&#x017F;e Ma-<lb/>
terie zuvor koche/ <hi rendition="#aq">præpari</hi>re oder bereite/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0264] Das XVII. Capitel. groſſe Gefahr dabey/ und gemeiniglich ge- gen der allererfahrneſten Medicorum Mey- nung der Tod fuͤr der Thuͤr. Denenjenigen aber/ welche zu dem Pur- giren rathen/ die thun es aus folgenden Ur- ſachen/ als dieweil nach Hippocrat. Lehre/ extremis morbis, extrema remedia gebuͤh- ren/ auch weil unmoͤglich waͤre/ daß nicht ſo viel boͤſe ſchleimige/ galliſche Materia und Unrath im Leib ſeyn ſolte/ welcher nicht pur- girens vonnoͤthen haͤtte. So koͤnte es auch unmoͤglich ſeyn/ wenn ſo viel boͤſe Materie aus dem Leib purgiret wuͤrde/ daß auch nicht ein Theil des Giffts mit ausgefuͤhret werden ſolte. So auch werde ja das Purgiren von ſo viel vornehmen Medicis approbiret und gut geheiſſen. Wir wollen es aber mit denen halten/ welche bey inficirten Krancken das Purgiren nicht eben verachten/ ſondern zu rechter Zeit/ und auf gewiſſe Manieren/ Weiſe und Maß verrichten/ wie in folgen- den erhellet. Wenn es endlich zur Reſolution kom- men/ daß das Purgiren bewilliget wuͤrde/ ſo finden ſich wieder neue dubia, ob man ſich der Purgier alsbald bedienen/ oder ob man ſo lang warten ſoll/ bis vorher die Materia præparirt iſt? denn ſo man alsbald purgiren wolte/ waͤre es wider den Methodum me- dendi, welcher will/ daß man die boͤſe Ma- terie zuvor koche/ præparire oder bereite/ und zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/264
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/264>, abgerufen am 22.11.2024.