Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XVI. Capitel.
ge für die Hand zu nehmen ist: Nun ge-
schehen aber alsdann wider aller Medicorum
Gutachten zwo grosse Auslehrungen auf ein-
mal/ nemlich Schweißtränck und Aderlas-
sen/ welches die Patienten in äusserste Kräff-
ten/ Verlust und Noth bringen kan. Da-
hero in Betrachtung so vieler Rationen mit
diesem auch ein grosse Anzahl gelehrter Me-
dicorum,
welche um Kürtze willen allhier
nicht citirt werden. Welches aber solche
Fälle und Bedingungen seyn/ darinnen man
ohngescheut aderlassen möge/ soll in nachfol-
genden angezeiget werden.

Denn es sind die wenigsten/ welche den
Patienten in der Pest das Aderlassen simpli-
citer
rathen und verbieten werden/ sonder[n]
die meisten werden immer etwas zu excipi-
ren haben; etliche zwar nur die Kräffte/ wie
Mercurialis, etliche nur das Alter/ wie Andr.
Langner.
und so fortan. Kürtzlich aber da-
von zu kommen/ so ist wohl zu mercken/ daß
pestis aut alius totius substantiae morbus,
qua talis est,
weder Purgier noch Aderlaß er-
forderte/ sondern man hat auff die unter-
schiedliche Materi und Umstände zu sehen.
Dann Erstlich ist die Pest entweder gantz
einfach und alleinig/ oder es ist ein vitium
sanguinis,
oder böß Geblüt darbey. Wo je-
nes/ da dienet keine Aderläß/ denn das Gifft
stehet in einer verborgenen Qualität/ und hat
deßwegen vielmehr der Specificorum Alexi-

phar-

Das XVI. Capitel.
ge fuͤr die Hand zu nehmen iſt: Nun ge-
ſchehen aber alsdann wider aller Medicorum
Gutachten zwo groſſe Auslehrungen auf ein-
mal/ nemlich Schweißtraͤnck und Aderlaſ-
ſen/ welches die Patienten in aͤuſſerſte Kraͤff-
ten/ Verluſt und Noth bringen kan. Da-
hero in Betrachtung ſo vieler Rationen mit
dieſem auch ein groſſe Anzahl gelehrter Me-
dicorum,
welche um Kuͤrtze willen allhier
nicht citirt werden. Welches aber ſolche
Faͤlle und Bedingungen ſeyn/ darinnen man
ohngeſcheut aderlaſſen moͤge/ ſoll in nachfol-
genden angezeiget werden.

Denn es ſind die wenigſten/ welche den
Patienten in der Peſt das Aderlaſſen ſimpli-
citer
rathen und verbieten werden/ ſonder[n]
die meiſten werden immer etwas zu excipi-
ren haben; etliche zwar nur die Kraͤffte/ wie
Mercurialis, etliche nur das Alter/ wie Andr.
Langner.
und ſo fortan. Kuͤrtzlich aber da-
von zu kommen/ ſo iſt wohl zu mercken/ daß
peſtis aut alius totius ſubſtantiæ morbus,
quâ talis eſt,
weder Purgier noch Aderlaß er-
forderte/ ſondern man hat auff die unter-
ſchiedliche Materi und Umſtaͤnde zu ſehen.
Dann Erſtlich iſt die Peſt entweder gantz
einfach und alleinig/ oder es iſt ein vitium
ſanguinis,
oder boͤß Gebluͤt darbey. Wo je-
nes/ da dienet keine Aderlaͤß/ denn das Gifft
ſtehet in einer verborgenen Qualitaͤt/ und hat
deßwegen vielmehr der Specificorum Alexi-

phar-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0230" n="208"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">XVI.</hi><hi rendition="#fr">Capitel.</hi></fw><lb/>
ge fu&#x0364;r die Hand zu nehmen i&#x017F;t: Nun ge-<lb/>
&#x017F;chehen aber alsdann wider aller <hi rendition="#aq">Medicorum</hi><lb/>
Gutachten zwo gro&#x017F;&#x017F;e Auslehrungen auf ein-<lb/>
mal/ nemlich Schweißtra&#x0364;nck und Aderla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ welches die Patienten in a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Kra&#x0364;ff-<lb/>
ten/ Verlu&#x017F;t und Noth bringen kan. Da-<lb/>
hero in Betrachtung &#x017F;o vieler <hi rendition="#aq">Ration</hi>en mit<lb/>
die&#x017F;em auch ein gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl gelehrter <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dicorum,</hi> welche um Ku&#x0364;rtze willen allhier<lb/>
nicht <hi rendition="#aq">citi</hi>rt werden. Welches aber &#x017F;olche<lb/>
Fa&#x0364;lle und Bedingungen &#x017F;eyn/ darinnen man<lb/>
ohnge&#x017F;cheut aderla&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;ge/ &#x017F;oll in nachfol-<lb/>
genden angezeiget werden.</p><lb/>
        <p>Denn es &#x017F;ind die wenig&#x017F;ten/ welche den<lb/>
Patienten in der Pe&#x017F;t das Aderla&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">&#x017F;impli-<lb/>
citer</hi> rathen und verbieten werden/ &#x017F;onder<supplied>n</supplied><lb/>
die mei&#x017F;ten werden immer etwas zu <hi rendition="#aq">excipi-</hi><lb/>
ren haben; etliche zwar nur die Kra&#x0364;ffte/ wie<lb/><hi rendition="#aq">Mercurialis,</hi> etliche nur das Alter/ wie <hi rendition="#aq">Andr.<lb/>
Langner.</hi> und &#x017F;o fortan. Ku&#x0364;rtzlich aber da-<lb/>
von zu kommen/ &#x017F;o i&#x017F;t wohl zu mercken/ daß<lb/><hi rendition="#aq">pe&#x017F;tis aut alius totius &#x017F;ub&#x017F;tantiæ morbus,<lb/>
quâ talis e&#x017F;t,</hi> weder Purgier noch Aderlaß er-<lb/>
forderte/ &#x017F;ondern man hat auff die unter-<lb/>
&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">Materi</hi> und Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu &#x017F;ehen.<lb/>
Dann <hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich</hi> i&#x017F;t die Pe&#x017F;t entweder gantz<lb/>
einfach und alleinig/ oder es i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">vitium<lb/>
&#x017F;anguinis,</hi> oder bo&#x0364;ß Geblu&#x0364;t darbey. Wo je-<lb/>
nes/ da dienet keine Aderla&#x0364;ß/ denn das Gifft<lb/>
&#x017F;tehet in einer verborgenen <hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;t/ und hat<lb/>
deßwegen vielmehr der <hi rendition="#aq">Specificorum Alexi-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">phar-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0230] Das XVI. Capitel. ge fuͤr die Hand zu nehmen iſt: Nun ge- ſchehen aber alsdann wider aller Medicorum Gutachten zwo groſſe Auslehrungen auf ein- mal/ nemlich Schweißtraͤnck und Aderlaſ- ſen/ welches die Patienten in aͤuſſerſte Kraͤff- ten/ Verluſt und Noth bringen kan. Da- hero in Betrachtung ſo vieler Rationen mit dieſem auch ein groſſe Anzahl gelehrter Me- dicorum, welche um Kuͤrtze willen allhier nicht citirt werden. Welches aber ſolche Faͤlle und Bedingungen ſeyn/ darinnen man ohngeſcheut aderlaſſen moͤge/ ſoll in nachfol- genden angezeiget werden. Denn es ſind die wenigſten/ welche den Patienten in der Peſt das Aderlaſſen ſimpli- citer rathen und verbieten werden/ ſondern die meiſten werden immer etwas zu excipi- ren haben; etliche zwar nur die Kraͤffte/ wie Mercurialis, etliche nur das Alter/ wie Andr. Langner. und ſo fortan. Kuͤrtzlich aber da- von zu kommen/ ſo iſt wohl zu mercken/ daß peſtis aut alius totius ſubſtantiæ morbus, quâ talis eſt, weder Purgier noch Aderlaß er- forderte/ ſondern man hat auff die unter- ſchiedliche Materi und Umſtaͤnde zu ſehen. Dann Erſtlich iſt die Peſt entweder gantz einfach und alleinig/ oder es iſt ein vitium ſanguinis, oder boͤß Gebluͤt darbey. Wo je- nes/ da dienet keine Aderlaͤß/ denn das Gifft ſtehet in einer verborgenen Qualitaͤt/ und hat deßwegen vielmehr der Specificorum Alexi- phar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/230
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/230>, abgerufen am 24.11.2024.