Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Erörterung unterschiedener etc.
wegen deß sie weit von dem Hertzen/ nicht so
bald und leichtlich schaden.

Es sollen sich die Patienten zu PestzeitenSoll sich
für Zorn
hüten.

sonderlich für Zorn hüten/ denn von dem Zorn
werden selbige erhitzet/ und ist nicht anderst/
als wenn man Schweffel ins Pulver schüt-
tete/ und ins Feuer stiesse/ angesehen daß da-
durch das Gifft sich in alle Glieder ausbrei-
ten und den Menschen desto eher ums Leben
bringen kan. Soll anbey ein gut VertrauenGutes
Vertrau-
en gegen
den Medi-
cum
ha-
ben.

und Zuversicht gegen seinen Medicum haben/
wodurch die Cur gewaltig befördert wird/
denn man siehet/ daß die Krancken durch ge-
fasseten Wahn und gutes Vertrauen gegen
den Medicum (bevorab der glückhafft ist)
wiederum zu ihrer vorigen Gesundheit ge-
langen. Roder. a Castro in Medico-Polit. lib.
3. c.
12. schreibt: Des Patienten geschöpfftes
Vertrauen thut viel zu seiner Heylung/ denn
viel sind nur selbigen wegen wieder gesund
worden; Zwar etliche auch wol/ weilen sie
aus solchem guten Vertrauen sich in allem
nach dem Willen und nach der Verordnung
des Medici recht gehalten/ aus solchem Ver-
trauen seynd/ wie Plinius schreibt/ auch ih-
res Wunsches gewähret worden. Der Me-Was der
Medicus
für Mit-
tel am An-
fang ge-
brauchen
soll.

dicus hingegen soll fürsichtig mit dem Pa-
tienten verfahren/ denn einige tractiren den
Patienten anfangs mit gar gelinden Mit-
teln/ weil sie noch nicht wissen können/ wie
sich die Kranckheit anlassen/ und was für Zu-

fälle
L 3

Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc.
wegen deß ſie weit von dem Hertzen/ nicht ſo
bald und leichtlich ſchaden.

Es ſollen ſich die Patienten zu PeſtzeitenSoll ſich
fuͤr Zorn
huͤten.

ſonderlich fuͤr Zorn huͤten/ denn von dem Zorn
werden ſelbige erhitzet/ und iſt nicht anderſt/
als wenn man Schweffel ins Pulver ſchuͤt-
tete/ und ins Feuer ſtieſſe/ angeſehen daß da-
durch das Gifft ſich in alle Glieder ausbrei-
ten und den Menſchen deſto eher ums Leben
bringen kan. Soll anbey ein gut VertrauenGutes
Vertrau-
en gegen
den Medi-
cum
ha-
ben.

und Zuverſicht gegen ſeinen Medicum haben/
wodurch die Cur gewaltig befoͤrdert wird/
denn man ſiehet/ daß die Krancken durch ge-
faſſeten Wahn und gutes Vertrauen gegen
den Medicum (bevorab der gluͤckhafft iſt)
wiederum zu ihrer vorigen Geſundheit ge-
langen. Roder. à Caſtro in Medico-Polit. lib.
3. c.
12. ſchreibt: Des Patienten geſchoͤpfftes
Vertrauen thut viel zu ſeiner Heylung/ denn
viel ſind nur ſelbigen wegen wieder geſund
worden; Zwar etliche auch wol/ weilen ſie
aus ſolchem guten Vertrauen ſich in allem
nach dem Willen und nach der Verordnung
des Medici recht gehalten/ aus ſolchem Ver-
trauen ſeynd/ wie Plinius ſchreibt/ auch ih-
res Wunſches gewaͤhret worden. Der Me-Was der
Medicus
fuͤr Mit-
tel am An-
fang ge-
brauchen
ſoll.

dicus hingegen ſoll fuͤrſichtig mit dem Pa-
tienten verfahren/ denn einige tractiren den
Patienten anfangs mit gar gelinden Mit-
teln/ weil ſie noch nicht wiſſen koͤnnen/ wie
ſich die Kranckheit anlaſſen/ und was fuͤr Zu-

faͤlle
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0187" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Ero&#x0364;rterung unter&#x017F;chiedener &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
wegen deß &#x017F;ie weit von dem Hertzen/ nicht &#x017F;o<lb/>
bald und leichtlich &#x017F;chaden.</p><lb/>
        <p>Es &#x017F;ollen &#x017F;ich die Patienten zu Pe&#x017F;tzeiten<note place="right">Soll &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;r Zorn<lb/>
hu&#x0364;ten.</note><lb/>
&#x017F;onderlich fu&#x0364;r Zorn hu&#x0364;ten/ denn von dem Zorn<lb/>
werden &#x017F;elbige erhitzet/ und i&#x017F;t nicht ander&#x017F;t/<lb/>
als wenn man Schweffel ins Pulver &#x017F;chu&#x0364;t-<lb/>
tete/ und ins Feuer &#x017F;tie&#x017F;&#x017F;e/ ange&#x017F;ehen daß da-<lb/>
durch das Gifft &#x017F;ich in alle Glieder ausbrei-<lb/>
ten und den Men&#x017F;chen de&#x017F;to eher ums Leben<lb/>
bringen kan. Soll anbey ein gut Vertrauen<note place="right">Gutes<lb/>
Vertrau-<lb/>
en gegen<lb/>
den <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cum</hi> ha-<lb/>
ben.</note><lb/>
und Zuver&#x017F;icht gegen &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Medicum</hi> haben/<lb/>
wodurch die Cur gewaltig befo&#x0364;rdert wird/<lb/>
denn man &#x017F;iehet/ daß die Krancken durch ge-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;eten Wahn und gutes Vertrauen gegen<lb/>
den <hi rendition="#aq">Medicum</hi> (bevorab der glu&#x0364;ckhafft i&#x017F;t)<lb/>
wiederum zu ihrer vorigen Ge&#x017F;undheit ge-<lb/>
langen. <hi rendition="#aq">Roder. à Ca&#x017F;tro in Medico-Polit. lib.<lb/>
3. c.</hi> 12. &#x017F;chreibt: Des Patienten ge&#x017F;cho&#x0364;pfftes<lb/>
Vertrauen thut viel zu &#x017F;einer Heylung/ denn<lb/>
viel &#x017F;ind nur &#x017F;elbigen wegen wieder ge&#x017F;und<lb/>
worden; Zwar etliche auch wol/ weilen &#x017F;ie<lb/>
aus &#x017F;olchem guten Vertrauen &#x017F;ich in allem<lb/>
nach dem Willen und nach der Verordnung<lb/>
des <hi rendition="#aq">Medici</hi> recht gehalten/ aus &#x017F;olchem Ver-<lb/>
trauen &#x017F;eynd/ wie <hi rendition="#aq">Plinius</hi> &#x017F;chreibt/ auch ih-<lb/>
res Wun&#x017F;ches gewa&#x0364;hret worden. <hi rendition="#fr">Der</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Me-</hi></hi><note place="right">Was der<lb/><hi rendition="#aq">Medicus</hi><lb/>
fu&#x0364;r Mit-<lb/>
tel am An-<lb/>
fang ge-<lb/>
brauchen<lb/>
&#x017F;oll.</note><lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">dicus</hi></hi> hingegen &#x017F;oll fu&#x0364;r&#x017F;ichtig mit dem Pa-<lb/>
tienten verfahren/ denn einige tractiren den<lb/>
Patienten anfangs mit gar gelinden Mit-<lb/>
teln/ weil &#x017F;ie noch nicht wi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ wie<lb/>
&#x017F;ich die Kranckheit anla&#x017F;&#x017F;en/ und was fu&#x0364;r Zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 3</fw><fw place="bottom" type="catch">fa&#x0364;lle</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0187] Eroͤrterung unterſchiedener ꝛc. wegen deß ſie weit von dem Hertzen/ nicht ſo bald und leichtlich ſchaden. Es ſollen ſich die Patienten zu Peſtzeiten ſonderlich fuͤr Zorn huͤten/ denn von dem Zorn werden ſelbige erhitzet/ und iſt nicht anderſt/ als wenn man Schweffel ins Pulver ſchuͤt- tete/ und ins Feuer ſtieſſe/ angeſehen daß da- durch das Gifft ſich in alle Glieder ausbrei- ten und den Menſchen deſto eher ums Leben bringen kan. Soll anbey ein gut Vertrauen und Zuverſicht gegen ſeinen Medicum haben/ wodurch die Cur gewaltig befoͤrdert wird/ denn man ſiehet/ daß die Krancken durch ge- faſſeten Wahn und gutes Vertrauen gegen den Medicum (bevorab der gluͤckhafft iſt) wiederum zu ihrer vorigen Geſundheit ge- langen. Roder. à Caſtro in Medico-Polit. lib. 3. c. 12. ſchreibt: Des Patienten geſchoͤpfftes Vertrauen thut viel zu ſeiner Heylung/ denn viel ſind nur ſelbigen wegen wieder geſund worden; Zwar etliche auch wol/ weilen ſie aus ſolchem guten Vertrauen ſich in allem nach dem Willen und nach der Verordnung des Medici recht gehalten/ aus ſolchem Ver- trauen ſeynd/ wie Plinius ſchreibt/ auch ih- res Wunſches gewaͤhret worden. Der Me- dicus hingegen ſoll fuͤrſichtig mit dem Pa- tienten verfahren/ denn einige tractiren den Patienten anfangs mit gar gelinden Mit- teln/ weil ſie noch nicht wiſſen koͤnnen/ wie ſich die Kranckheit anlaſſen/ und was fuͤr Zu- faͤlle Soll ſich fuͤr Zorn huͤten. Gutes Vertrau- en gegen den Medi- cum ha- ben. Was der Medicus fuͤr Mit- tel am An- fang ge- brauchen ſoll. L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/187
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/187>, abgerufen am 21.11.2024.