Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Vom Ampt der Kranckenwarter. Stulgänge und Urins verwahren. 25. Sol-che Kranckenwärter sollen auch die Praecepta Medicorum in acht nehmen/ daß sie den Krancken alles verrichten/ eingeben und ge- brauchen/ wie es vom Medico und Barbie- rer verordnet worden; denn wenn des Me- dici Verordnung nicht in omnibus & per omnia gehalten wird/ so muß der Krancke untergehen/ und ist die Schuld dem Medico nicht zu geben. 26. Sie sollen dem Patien- ten auch ein frölich Hertz machen/ ihn trö- sten/ und alle Furcht des Todes benehmen: auch ernstlich und fleissig für ihn beten/ denn das Gebet ist in dieser Sucht die beste Artz- ney. 27. Im Gegentheil aber/ da kein Hoff- nung mehr übrig/ das Leben zu behalten/ so soll man ihm solches zu verstehen geben/ da- mit er/ wo Unrichtigkeit fürhanden/ seinen Willen erkläre/ auch mit geistlichen Mitteln versorget werde. 28. Die Stulgäng und Harn sollen so weit es müglich von des Kran- cken Kammer wegbracht werden an ein sol- chen Ort/ da der Gesunde keinen Schaden davon leyden möchte. 29. Sollen den Pa- tienten auch ermahnen/ daß wenn er mit sei- nem Pfleger oder mit jemand anders rede/ seinen Mund von ihm abhalte/ und solchen nicht unvernünfftig anhauche; auch sein Bett nicht plötzlich auffdecke/ damit vom Dampff und Schweiß die Gesunden nicht vergiff- tet werden; der Krancke soll auch andern nicht J 3
Vom Ampt der Kranckenwarter. Stulgaͤnge und Urins verwahren. 25. Sol-che Kranckenwaͤrter ſollen auch die Præcepta Medicorum in acht nehmen/ daß ſie den Krancken alles verrichten/ eingeben und ge- brauchen/ wie es vom Medico und Barbie- rer verordnet worden; denn wenn des Me- dici Verordnung nicht in omnibus & per omnia gehalten wird/ ſo muß der Krancke untergehen/ und iſt die Schuld dem Medico nicht zu geben. 26. Sie ſollen dem Patien- ten auch ein froͤlich Hertz machen/ ihn troͤ- ſten/ und alle Furcht des Todes benehmen: auch ernſtlich und fleiſſig fuͤr ihn beten/ denn das Gebet iſt in dieſer Sucht die beſte Artz- ney. 27. Im Gegentheil aber/ da kein Hoff- nung mehr uͤbrig/ das Leben zu behalten/ ſo ſoll man ihm ſolches zu verſtehen geben/ da- mit er/ wo Unrichtigkeit fuͤrhanden/ ſeinen Willen erklaͤre/ auch mit geiſtlichen Mitteln verſorget werde. 28. Die Stulgaͤng und Harn ſollen ſo weit es muͤglich von des Kran- cken Kammer wegbracht werden an ein ſol- chen Ort/ da der Geſunde keinen Schaden davon leyden moͤchte. 29. Sollen den Pa- tienten auch ermahnen/ daß wenn er mit ſei- nem Pfleger oder mit jemand anders rede/ ſeinen Mund von ihm abhalte/ und ſolchen nicht unvernuͤnfftig anhauche; auch ſein Bett nicht ploͤtzlich auffdecke/ damit vom Dampff und Schweiß die Geſunden nicht vergiff- tet werden; der Krancke ſoll auch andern nicht J 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Vom Ampt der Kranckenwarter.</hi></fw><lb/> Stulgaͤnge und Urins verwahren. 25. Sol-<lb/> che Kranckenwaͤrter ſollen auch die <hi rendition="#aq">Præcepta<lb/> Medicorum</hi> in acht nehmen/ daß ſie den<lb/> Krancken alles verrichten/ eingeben und ge-<lb/> brauchen/ wie es vom <hi rendition="#aq">Medico</hi> und Barbie-<lb/> rer verordnet worden; denn wenn des <hi rendition="#aq">Me-<lb/> dici</hi> Verordnung nicht <hi rendition="#aq">in omnibus & per<lb/> omnia</hi> gehalten wird/ ſo muß der Krancke<lb/> untergehen/ und iſt die Schuld dem <hi rendition="#aq">Medico</hi><lb/> nicht zu geben. 26. Sie ſollen dem Patien-<lb/> ten auch ein froͤlich Hertz machen/ ihn troͤ-<lb/> ſten/ und alle Furcht des Todes benehmen:<lb/> auch ernſtlich und fleiſſig fuͤr ihn beten/ denn<lb/> das Gebet iſt in dieſer Sucht die beſte Artz-<lb/> ney. 27. Im Gegentheil aber/ da kein Hoff-<lb/> nung mehr uͤbrig/ das Leben zu behalten/ ſo<lb/> ſoll man ihm ſolches zu verſtehen geben/ da-<lb/> mit er/ wo Unrichtigkeit fuͤrhanden/ ſeinen<lb/> Willen erklaͤre/ auch mit geiſtlichen Mitteln<lb/> verſorget werde. 28. Die Stulgaͤng und<lb/> Harn ſollen ſo weit es muͤglich von des Kran-<lb/> cken Kammer wegbracht werden an ein ſol-<lb/> chen Ort/ da der Geſunde keinen Schaden<lb/> davon leyden moͤchte. 29. Sollen den Pa-<lb/> tienten auch ermahnen/ daß wenn er mit ſei-<lb/> nem Pfleger oder mit jemand anders rede/<lb/> ſeinen Mund von ihm abhalte/ und ſolchen<lb/> nicht unvernuͤnfftig anhauche; auch ſein Bett<lb/> nicht ploͤtzlich auffdecke/ damit vom Dampff<lb/> und Schweiß die Geſunden nicht vergiff-<lb/> tet werden; der Krancke ſoll auch andern<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0155]
Vom Ampt der Kranckenwarter.
Stulgaͤnge und Urins verwahren. 25. Sol-
che Kranckenwaͤrter ſollen auch die Præcepta
Medicorum in acht nehmen/ daß ſie den
Krancken alles verrichten/ eingeben und ge-
brauchen/ wie es vom Medico und Barbie-
rer verordnet worden; denn wenn des Me-
dici Verordnung nicht in omnibus & per
omnia gehalten wird/ ſo muß der Krancke
untergehen/ und iſt die Schuld dem Medico
nicht zu geben. 26. Sie ſollen dem Patien-
ten auch ein froͤlich Hertz machen/ ihn troͤ-
ſten/ und alle Furcht des Todes benehmen:
auch ernſtlich und fleiſſig fuͤr ihn beten/ denn
das Gebet iſt in dieſer Sucht die beſte Artz-
ney. 27. Im Gegentheil aber/ da kein Hoff-
nung mehr uͤbrig/ das Leben zu behalten/ ſo
ſoll man ihm ſolches zu verſtehen geben/ da-
mit er/ wo Unrichtigkeit fuͤrhanden/ ſeinen
Willen erklaͤre/ auch mit geiſtlichen Mitteln
verſorget werde. 28. Die Stulgaͤng und
Harn ſollen ſo weit es muͤglich von des Kran-
cken Kammer wegbracht werden an ein ſol-
chen Ort/ da der Geſunde keinen Schaden
davon leyden moͤchte. 29. Sollen den Pa-
tienten auch ermahnen/ daß wenn er mit ſei-
nem Pfleger oder mit jemand anders rede/
ſeinen Mund von ihm abhalte/ und ſolchen
nicht unvernuͤnfftig anhauche; auch ſein Bett
nicht ploͤtzlich auffdecke/ damit vom Dampff
und Schweiß die Geſunden nicht vergiff-
tet werden; der Krancke ſoll auch andern
nicht
J 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |