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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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Wasser- und Holztragen, ordentlich Kindermagdsstelle;
und zwar mit vielem Vergnügen. Manch' hun-
dert Stunden hab' ich meine Jungen auf dem Arm
getragen, geherzt, gewiegt u. s. f. und zumal die
zwey Verstorbenen auf meinen Knieen mit inniger
Wollust lesen und schreiben gelehrt. Da die andern
viel stockiger waren, fieng's mir an zu verlaiden,
und ich jagte sie in die Schule.

Nun, ihr meine Lieben! die ihr noch lebet, so lang
der Herr will, laßt mich euch beschreiben der Reihe
nach, so wie ihr mir vorkömmt, und mein, gewiß
nicht hartes, Vaterherz von euch urtheilt. Die dun-
kele Zukunft sogar, wenn's in meiner Macht stühn-
de, möcht' ich euch prophezeyen! -- So will ich euch
wenigstens meine Muthmaaßungen von den Folgen
euers Verhaltens, so wie es sich aus euern Charack-
teren schliessen läßt, nicht verhehlen. Wollte Gott!
ich könnt' euch mit Wahrheit sagen, ihr hättet die
guten Eigenschaften eurer Mutter und die bessere
Seite euers Vaters geerbt. Aber ich muß mit Weh-
muth sehen, daß ein Gemisch von ihr und mir --
und leider vom schlimmern Theil -- ein Gemisch
von ihrem cholerischen Blute und meinen sinnlichen
Säften, in euern Adern rollt. Ich finde mich le-
bendig in euch, und das Bild eurer Mutter nicht
minder. Ich bin euer Vater. Ihr seht mir nach
den Augen, wenn eure Mutter euch etwa auf eine
allzuungestümme Art zu Erstattung eurer Pflicht an-
halten will; und ich muß deswegen viele Vorwürf'
anhören, als nähm' ich immer eure Parthey. Nun,

Waſſer- und Holztragen, ordentlich Kindermagdsſtelle;
und zwar mit vielem Vergnuͤgen. Manch’ hun-
dert Stunden hab’ ich meine Jungen auf dem Arm
getragen, geherzt, gewiegt u. ſ. f. und zumal die
zwey Verſtorbenen auf meinen Knieen mit inniger
Wolluſt leſen und ſchreiben gelehrt. Da die andern
viel ſtockiger waren, fieng’s mir an zu verlaiden,
und ich jagte ſie in die Schule.

Nun, ihr meine Lieben! die ihr noch lebet, ſo lang
der Herr will, laßt mich euch beſchreiben der Reihe
nach, ſo wie ihr mir vorkoͤmmt, und mein, gewiß
nicht hartes, Vaterherz von euch urtheilt. Die dun-
kele Zukunft ſogar, wenn’s in meiner Macht ſtuͤhn-
de, moͤcht’ ich euch prophezeyen! — So will ich euch
wenigſtens meine Muthmaaßungen von den Folgen
euers Verhaltens, ſo wie es ſich aus euern Charack-
teren ſchlieſſen laͤßt, nicht verhehlen. Wollte Gott!
ich koͤnnt’ euch mit Wahrheit ſagen, ihr haͤttet die
guten Eigenſchaften eurer Mutter und die beſſere
Seite euers Vaters geerbt. Aber ich muß mit Weh-
muth ſehen, daß ein Gemiſch von ihr und mir —
und leider vom ſchlimmern Theil — ein Gemiſch
von ihrem choleriſchen Blute und meinen ſinnlichen
Saͤften, in euern Adern rollt. Ich finde mich le-
bendig in euch, und das Bild eurer Mutter nicht
minder. Ich bin euer Vater. Ihr ſeht mir nach
den Augen, wenn eure Mutter euch etwa auf eine
allzuungeſtuͤmme Art zu Erſtattung eurer Pflicht an-
halten will; und ich muß deswegen viele Vorwuͤrf’
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[267/0283] Waſſer- und Holztragen, ordentlich Kindermagdsſtelle; und zwar mit vielem Vergnuͤgen. Manch’ hun- dert Stunden hab’ ich meine Jungen auf dem Arm getragen, geherzt, gewiegt u. ſ. f. und zumal die zwey Verſtorbenen auf meinen Knieen mit inniger Wolluſt leſen und ſchreiben gelehrt. Da die andern viel ſtockiger waren, fieng’s mir an zu verlaiden, und ich jagte ſie in die Schule. Nun, ihr meine Lieben! die ihr noch lebet, ſo lang der Herr will, laßt mich euch beſchreiben der Reihe nach, ſo wie ihr mir vorkoͤmmt, und mein, gewiß nicht hartes, Vaterherz von euch urtheilt. Die dun- kele Zukunft ſogar, wenn’s in meiner Macht ſtuͤhn- de, moͤcht’ ich euch prophezeyen! — So will ich euch wenigſtens meine Muthmaaßungen von den Folgen euers Verhaltens, ſo wie es ſich aus euern Charack- teren ſchlieſſen laͤßt, nicht verhehlen. Wollte Gott! ich koͤnnt’ euch mit Wahrheit ſagen, ihr haͤttet die guten Eigenſchaften eurer Mutter und die beſſere Seite euers Vaters geerbt. Aber ich muß mit Weh- muth ſehen, daß ein Gemiſch von ihr und mir — und leider vom ſchlimmern Theil — ein Gemiſch von ihrem choleriſchen Blute und meinen ſinnlichen Saͤften, in euern Adern rollt. Ich finde mich le- bendig in euch, und das Bild eurer Mutter nicht minder. Ich bin euer Vater. Ihr ſeht mir nach den Augen, wenn eure Mutter euch etwa auf eine allzuungeſtuͤmme Art zu Erſtattung eurer Pflicht an- halten will; und ich muß deswegen viele Vorwuͤrf’ anhoͤren, als naͤhm’ ich immer eure Parthey. Nun,

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/283>, abgerufen am 22.11.2024.