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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
wollene Mütze aufgesetzet/ so daß sein gantzer Aufzug
fals er hätte verkauffet werden sollen/ keine zwantzig
Gulden gelten können.

Man sagte mir daß er 16. Kinder 12. Söhne und 4.
Töchter hätte/ von denen ersteren hätte er einem jeden
eine gewisse Herrschafft zugeeignet/ oder besser zu sa-
gen ein geringes Dörfflein mit acht oder zehen Hüt-
ten/ denn Häuser kan man sie nicht nennen. Die
Töchter hingegen müssen sorgen so gut sie können/ wo-
mit sie sich nehren können/ und brauchen dahero un-
züchtige Mittel und Wege. Auch sagten mir die
Mohren er hätte ohngefehr 400. Weiber/ mit wel-
chen allen er in einem Dorff lebete 3. Meilen vom Meer
und an dem Ufer des Flusses gelegen.

Es ist aber dieses ein überaus schöner und herrli-
cher Fluß nahe dem Strande/ ohne daß er sich ins
Meer ergiesse/ es sey denn alle Jahr einmahl wenn er
durch die grosse Platzregen aufschwillet. Es gehet
auch derselbige tieff ins Land/ und behaupten die Moh-
ren er falle in den Rio Sierra lione welcher sehr weit
von hier entfernet.

Die Einwohner von Cabo-Monte sind unge-
mein arbeitsam/ und bestehet ihre Arbeit in Reiß säen/
Saltz kochen/ welches sie alles vor ihren König/ als des-
sen Sclaven verrichten.

Jhre Feld Früchte sind etwas weniges von groß
Milhio, Jammes und Patates, nebst einer unglaub-
lichen Menge von Reiß. Jhre Baum-Früchte kom-
men mit denen Gvineischen/ als Bananas, Bakovens
und Annanas gäntzlich überein.

Von zahmen Vieh haben sie sehr wenig; indem
man weder Kühe noch Schweine zu sehen bekomt/

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des Landes Gvinea.
wollene Muͤtze aufgeſetzet/ ſo daß ſein gantzer Aufzug
fals er haͤtte verkauffet werden ſollen/ keine zwantzig
Gulden gelten koͤnnen.

Man ſagte mir daß er 16. Kinder 12. Soͤhne und 4.
Toͤchter haͤtte/ von denen erſteren haͤtte er einem jeden
eine gewiſſe Herrſchafft zugeeignet/ oder beſſer zu ſa-
gen ein geringes Doͤrfflein mit acht oder zehen Huͤt-
ten/ denn Haͤuſer kan man ſie nicht nennen. Die
Toͤchter hingegen muͤſſen ſorgen ſo gut ſie koͤnnen/ wo-
mit ſie ſich nehren koͤnnen/ und brauchen dahero un-
zuͤchtige Mittel und Wege. Auch ſagten mir die
Mohren er haͤtte ohngefehr 400. Weiber/ mit wel-
chen allen er in einem Dorff lebete 3. Meilen vom Meer
und an dem Ufer des Fluſſes gelegen.

Es iſt aber dieſes ein uͤberaus ſchoͤner und herrli-
cher Fluß nahe dem Strande/ ohne daß er ſich ins
Meer ergieſſe/ es ſey denn alle Jahr einmahl wenn er
durch die groſſe Platzregen aufſchwillet. Es gehet
auch derſelbige tieff ins Land/ und behaupten die Moh-
ren er falle in den Rio Sierra lione welcher ſehr weit
von hier entfernet.

Die Einwohner von Cabo-Monte ſind unge-
mein arbeitſam/ und beſtehet ihre Arbeit in Reiß ſaͤen/
Saltz kochen/ welches ſie alles vor ihren Koͤnig/ als deſ-
ſen Sclaven verrichten.

Jhre Feld Fruͤchte ſind etwas weniges von groß
Milhio, Jammes und Patates, nebſt einer unglaub-
lichen Menge von Reiß. Jhre Baum-Fruͤchte kom-
men mit denen Gvineiſchen/ als Bananas, Bakovens
und Annanas gaͤntzlich uͤberein.

Von zahmen Vieh haben ſie ſehr wenig; indem
man weder Kuͤhe noch Schweine zu ſehen bekomt/

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[567/0627] des Landes Gvinea. wollene Muͤtze aufgeſetzet/ ſo daß ſein gantzer Aufzug fals er haͤtte verkauffet werden ſollen/ keine zwantzig Gulden gelten koͤnnen. Man ſagte mir daß er 16. Kinder 12. Soͤhne und 4. Toͤchter haͤtte/ von denen erſteren haͤtte er einem jeden eine gewiſſe Herrſchafft zugeeignet/ oder beſſer zu ſa- gen ein geringes Doͤrfflein mit acht oder zehen Huͤt- ten/ denn Haͤuſer kan man ſie nicht nennen. Die Toͤchter hingegen muͤſſen ſorgen ſo gut ſie koͤnnen/ wo- mit ſie ſich nehren koͤnnen/ und brauchen dahero un- zuͤchtige Mittel und Wege. Auch ſagten mir die Mohren er haͤtte ohngefehr 400. Weiber/ mit wel- chen allen er in einem Dorff lebete 3. Meilen vom Meer und an dem Ufer des Fluſſes gelegen. Es iſt aber dieſes ein uͤberaus ſchoͤner und herrli- cher Fluß nahe dem Strande/ ohne daß er ſich ins Meer ergieſſe/ es ſey denn alle Jahr einmahl wenn er durch die groſſe Platzregen aufſchwillet. Es gehet auch derſelbige tieff ins Land/ und behaupten die Moh- ren er falle in den Rio Sierra lione welcher ſehr weit von hier entfernet. Die Einwohner von Cabo-Monte ſind unge- mein arbeitſam/ und beſtehet ihre Arbeit in Reiß ſaͤen/ Saltz kochen/ welches ſie alles vor ihren Koͤnig/ als deſ- ſen Sclaven verrichten. Jhre Feld Fruͤchte ſind etwas weniges von groß Milhio, Jammes und Patates, nebſt einer unglaub- lichen Menge von Reiß. Jhre Baum-Fruͤchte kom- men mit denen Gvineiſchen/ als Bananas, Bakovens und Annanas gaͤntzlich uͤberein. Von zahmen Vieh haben ſie ſehr wenig; indem man weder Kuͤhe noch Schweine zu ſehen bekomt/ im- N n 4

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/627>, abgerufen am 22.11.2024.