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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
als Lieutenants des wahrhafftigen GOttes anse-
hen/ ohne zu wissen wer sie eigentlich seynd/ und glau-
ben nur daß diese die rechte Mittler und Unterhänd-
ler zwischen GOtt und Menschen seyn: und dieses
sind ihre Götzen.

Auch haben sie vom Teufel solch Erkänntniß/ daß
sie alles Böse Teufel nennen/ folglich ihm dienen müs-
sen damit dieser ihnen nichtes Böse zufüge. Jedoch
haben sie keine andre Bildniß darunter sie ihn vor-
stellen/ als diejenige von ihren Götzen/ und bestehet
also der unterscheid in ihrer Absicht/ sintemahlen sie
vor eben demselben Bilde bald GOtt/ bald dem Teu-
fel opfern/ folglich einer Sache auf sehr entschiedene
Art sich bedienen.

Von Gespensten und Erscheinungen ihrer abge-
storbenen Verwandten wissen sie viel zu sagen/ wie-
wol es gar selten geschiehet/ es sey denn im Traum
wenn sie schlaffen/ und von dem Geist ermahnet wer-
den daß sie opfern sollen/ damit sie auch alsofort bey
kaum anbrechendem Tage fertig seyn/ und solten sie
auch die Opfer-Gaben leihen/ sich einbildende in gros-
ses Unglück zu gerathen fals sie solches unterliessen.
Bisweilen lachen wir desfals mit ihnen/ und sagen es
wären lauter Träume/ das sie gerne selbst gestehen/
mit der Antwort es wäre eine alte Gewohnheit ihrer
Vor-Eltern/ die sie beybehalten müsten. Sehet was
vor eine treffliche Bescheinigung ihrer Thorheit.

Die Opfer-Gaben die sie bringen haben wenig zu
bedeuten/ und bestehen in einigen gekochten Jammes,
wobey sie ein wenig Oehl vor ihre Götzen hinsetzen;
Bisweilen wenn es hoch kommt ists ein Huhn davon

doch

Beſchreibung
als Lieutenants des wahrhafftigen GOttes anſe-
hen/ ohne zu wiſſen wer ſie eigentlich ſeynd/ und glau-
ben nur daß dieſe die rechte Mittler und Unterhaͤnd-
ler zwiſchen GOtt und Menſchen ſeyn: und dieſes
ſind ihre Goͤtzen.

Auch haben ſie vom Teufel ſolch Erkaͤnntniß/ daß
ſie alles Boͤſe Teufel nennen/ folglich ihm dienen muͤſ-
ſen damit dieſer ihnen nichtes Boͤſe zufuͤge. Jedoch
haben ſie keine andre Bildniß darunter ſie ihn vor-
ſtellen/ als diejenige von ihren Goͤtzen/ und beſtehet
alſo der unterſcheid in ihrer Abſicht/ ſintemahlen ſie
vor eben demſelben Bilde bald GOtt/ bald dem Teu-
fel opfern/ folglich einer Sache auf ſehr entſchiedene
Art ſich bedienen.

Von Geſpenſten und Erſcheinungen ihrer abge-
ſtorbenen Verwandten wiſſen ſie viel zu ſagen/ wie-
wol es gar ſelten geſchiehet/ es ſey denn im Traum
wenn ſie ſchlaffen/ und von dem Geiſt ermahnet wer-
den daß ſie opfern ſollen/ damit ſie auch alſofort bey
kaum anbrechendem Tage fertig ſeyn/ und ſolten ſie
auch die Opfer-Gaben leihen/ ſich einbildende in groſ-
ſes Ungluͤck zu gerathen fals ſie ſolches unterlieſſen.
Bisweilen lachen wir desfals mit ihnen/ und ſagen es
waͤren lauter Traͤume/ das ſie gerne ſelbſt geſtehen/
mit der Antwort es waͤre eine alte Gewohnheit ihrer
Vor-Eltern/ die ſie beybehalten muͤſten. Sehet was
vor eine treffliche Beſcheinigung ihrer Thorheit.

Die Opfer-Gaben die ſie bringen haben wenig zu
bedeuten/ und beſtehen in einigen gekochten Jammes,
wobey ſie ein wenig Oehl vor ihre Goͤtzen hinſetzen;
Bisweilen wenn es hoch kommt iſts ein Huhn davon

doch
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[546/0606] Beſchreibung als Lieutenants des wahrhafftigen GOttes anſe- hen/ ohne zu wiſſen wer ſie eigentlich ſeynd/ und glau- ben nur daß dieſe die rechte Mittler und Unterhaͤnd- ler zwiſchen GOtt und Menſchen ſeyn: und dieſes ſind ihre Goͤtzen. Auch haben ſie vom Teufel ſolch Erkaͤnntniß/ daß ſie alles Boͤſe Teufel nennen/ folglich ihm dienen muͤſ- ſen damit dieſer ihnen nichtes Boͤſe zufuͤge. Jedoch haben ſie keine andre Bildniß darunter ſie ihn vor- ſtellen/ als diejenige von ihren Goͤtzen/ und beſtehet alſo der unterſcheid in ihrer Abſicht/ ſintemahlen ſie vor eben demſelben Bilde bald GOtt/ bald dem Teu- fel opfern/ folglich einer Sache auf ſehr entſchiedene Art ſich bedienen. Von Geſpenſten und Erſcheinungen ihrer abge- ſtorbenen Verwandten wiſſen ſie viel zu ſagen/ wie- wol es gar ſelten geſchiehet/ es ſey denn im Traum wenn ſie ſchlaffen/ und von dem Geiſt ermahnet wer- den daß ſie opfern ſollen/ damit ſie auch alſofort bey kaum anbrechendem Tage fertig ſeyn/ und ſolten ſie auch die Opfer-Gaben leihen/ ſich einbildende in groſ- ſes Ungluͤck zu gerathen fals ſie ſolches unterlieſſen. Bisweilen lachen wir desfals mit ihnen/ und ſagen es waͤren lauter Traͤume/ das ſie gerne ſelbſt geſtehen/ mit der Antwort es waͤre eine alte Gewohnheit ihrer Vor-Eltern/ die ſie beybehalten muͤſten. Sehet was vor eine treffliche Beſcheinigung ihrer Thorheit. Die Opfer-Gaben die ſie bringen haben wenig zu bedeuten/ und beſtehen in einigen gekochten Jammes, wobey ſie ein wenig Oehl vor ihre Goͤtzen hinſetzen; Bisweilen wenn es hoch kommt iſts ein Huhn davon doch

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/606>, abgerufen am 19.05.2024.