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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
Geistlichen/ welcher zugleich der Artzt ist/ eben wie in
Gvinea, und alsofort zu seinen Artzney-Mitteln aus
grünen Kräutern greiffet; dafern aber nichts anschla-
gen will/ schreiten sie zum opfern. Geschiehet es aber
daß der Krancke genesen/ muß der Geistliche alles al-
lein gethan haben/ im Gegentheil aber wenn alle Mü-
he vergebens angewand worden/ und mit dem Kran-
cken sich nicht bessern will/ giebet man dem Geistlichen
seinen Abschied und lässet einen andern kommen von
dem man bessere Hoffnung hat.

Dannenhero sind sowol Geistliche als Ärtzte die ihre
Sachen verstehen/ bey denen Krancken in grossen An-
sehen; so bald aber die Genesung erfolget/ weder Me-
dici
noch Geistliche etwas geachtet/ so daß diese letzte-
re/ wenn sie sonst keine Mittel haben/ lauter Bettler
seynd/ um so vielmehr/ weil einjeder seine Opfer selbst
opfert und denen Götzen dienet/ ohne eines Geistlichen
dabey nöthig zu haben.

Da nun aber jemand ableibig wird/ wäschet man
den Leichnam sein sauber abe/ und wenn es ein
Eingebohrner aus der Stadt Benin, doch aber in der
ferne stirbet/ lässet man denselben auf einer eysernen
Platte trucknen/ nachgehends in einer Todten-Kiste
welche wohl mit Leim vermacht ist/ mit erster Gelegen-
heit nach Benin bringen/ um daselbst zur Erden bestäti-
get zu werden. Allein es gehet bisweilen ein gantzes
Jahr zu Ende ehe sich dergleichen Gelegenheit findet/
folglich bleiben solche Cörper lange Zeit über der Erde
stehen/ wie ich denn unterschiedliche Exempel davon ge-
sehen im Dorff Arebo.

Die nächste Anverwandten des Verstorbenen als
Frauen und Sclaven/ tragen Leyd um ihn/ indem

eini-

Beſchreibung
Geiſtlichen/ welcher zugleich der Artzt iſt/ eben wie in
Gvinea, und alſofort zu ſeinen Artzney-Mitteln aus
gruͤnen Kraͤutern greiffet; dafern aber nichts anſchla-
gen will/ ſchreiten ſie zum opfern. Geſchiehet es aber
daß der Krancke geneſen/ muß der Geiſtliche alles al-
lein gethan haben/ im Gegentheil aber wenn alle Muͤ-
he vergebens angewand worden/ und mit dem Kran-
cken ſich nicht beſſern will/ giebet man dem Geiſtlichen
ſeinen Abſchied und laͤſſet einen andern kommen von
dem man beſſere Hoffnung hat.

Dannenhero ſind ſowol Geiſtliche als Aͤrtzte die ihre
Sachen verſtehen/ bey denen Krancken in groſſen An-
ſehen; ſo bald aber die Geneſung erfolget/ weder Me-
dici
noch Geiſtliche etwas geachtet/ ſo daß dieſe letzte-
re/ wenn ſie ſonſt keine Mittel haben/ lauter Bettler
ſeynd/ um ſo vielmehr/ weil einjeder ſeine Opfer ſelbſt
opfert und denen Goͤtzen dienet/ ohne eines Geiſtlichen
dabey noͤthig zu haben.

Da nun aber jemand ableibig wird/ waͤſchet man
den Leichnam ſein ſauber abe/ und wenn es ein
Eingebohrner aus der Stadt Benin, doch aber in der
ferne ſtirbet/ laͤſſet man denſelben auf einer eyſernen
Platte trucknen/ nachgehends in einer Todten-Kiſte
welche wohl mit Leim vermacht iſt/ mit erſter Gelegen-
heit nach Benin bringen/ um daſelbſt zur Erden beſtaͤti-
get zu werden. Allein es gehet bisweilen ein gantzes
Jahr zu Ende ehe ſich dergleichen Gelegenheit findet/
folglich bleiben ſolche Coͤrper lange Zeit uͤber der Erde
ſtehen/ wie ich denn unterſchiedliche Exempel davon ge-
ſehen im Dorff Arebo.

Die naͤchſte Anverwandten des Verſtorbenen als
Frauen und Sclaven/ tragen Leyd um ihn/ indem

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[538/0598] Beſchreibung Geiſtlichen/ welcher zugleich der Artzt iſt/ eben wie in Gvinea, und alſofort zu ſeinen Artzney-Mitteln aus gruͤnen Kraͤutern greiffet; dafern aber nichts anſchla- gen will/ ſchreiten ſie zum opfern. Geſchiehet es aber daß der Krancke geneſen/ muß der Geiſtliche alles al- lein gethan haben/ im Gegentheil aber wenn alle Muͤ- he vergebens angewand worden/ und mit dem Kran- cken ſich nicht beſſern will/ giebet man dem Geiſtlichen ſeinen Abſchied und laͤſſet einen andern kommen von dem man beſſere Hoffnung hat. Dannenhero ſind ſowol Geiſtliche als Aͤrtzte die ihre Sachen verſtehen/ bey denen Krancken in groſſen An- ſehen; ſo bald aber die Geneſung erfolget/ weder Me- dici noch Geiſtliche etwas geachtet/ ſo daß dieſe letzte- re/ wenn ſie ſonſt keine Mittel haben/ lauter Bettler ſeynd/ um ſo vielmehr/ weil einjeder ſeine Opfer ſelbſt opfert und denen Goͤtzen dienet/ ohne eines Geiſtlichen dabey noͤthig zu haben. Da nun aber jemand ableibig wird/ waͤſchet man den Leichnam ſein ſauber abe/ und wenn es ein Eingebohrner aus der Stadt Benin, doch aber in der ferne ſtirbet/ laͤſſet man denſelben auf einer eyſernen Platte trucknen/ nachgehends in einer Todten-Kiſte welche wohl mit Leim vermacht iſt/ mit erſter Gelegen- heit nach Benin bringen/ um daſelbſt zur Erden beſtaͤti- get zu werden. Allein es gehet bisweilen ein gantzes Jahr zu Ende ehe ſich dergleichen Gelegenheit findet/ folglich bleiben ſolche Coͤrper lange Zeit uͤber der Erde ſtehen/ wie ich denn unterſchiedliche Exempel davon ge- ſehen im Dorff Arebo. Die naͤchſte Anverwandten des Verſtorbenen als Frauen und Sclaven/ tragen Leyd um ihn/ indem eini-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/598>, abgerufen am 22.11.2024.