Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
mahlen wenig Europäer nach Fida hinkommen/ so
nicht allbereit wissen daß man hieselbst die Schlangen
göttlich verehre.

Wiewohl ich nicht zweiffle es würde einem andern
Europäer falls er eine Schlange umbrächte nicht
viel besser gehen als denen Engelschen/ dafern er nicht
das Glück hätte/ eylends in des Königs Hause sich zu
retiriren und gründlich darzu thun daß es Unverse-
hens geschehen. So glaube ich könte er noch mit ei-
ner Geld-Straffe an die Geistlichkeit loß kommen/
wenn er den todten GOtt auf solche Weise befriedi-
get hätte/ jedoch wäre mir nicht gar wol zu Muthe/ an-
gesehen/ die Geistlichen den gemeinen Mann gar leicht-
lich aufwieglen können/ und zu einer Gewaltsamkeit
verleiten/ folglich ist das sicherste in solchen Fällen sich
vorzusehen.

Zeit meines Daseyns war ein sicherer Mohr von
Aqvambou welcher eine Schlange auf seinen Stock
nahme/ und weil er sie mit der Hand nicht antasten
durffte/ dieselbe unbeschädigt ausserhalb der Thüre
wegtruge: Dieses erblickten ohngefehr zwey oder drey
Mohren/ und machten alsobald ein solch ungeheures
Lermen/ als sie sonsten bey Feuers-Brunst oder an-
dern grossen Unglück zu thun gewohnet/ wann sie
ein Hauffen Volcks beysammen ruffen wollen/ daß
in einem Augenblick eine ungemeine Anzahl mit gros-
sen Keulen/ Degen und Assagays zusammen lieff/ wel-
che den armen Mohren bald auf die Seite gebracht
hätten/ im Fall nicht der König von seiner Unschuld be-
nachrichtiget eylends einige Vornehme herzu geschicket
und ihn der Gefahr entrissen hätte.

Alles dieses lehret uns wie wir uns hüten müssen

und

Beſchreibung
mahlen wenig Europaͤer nach Fida hinkommen/ ſo
nicht allbereit wiſſen daß man hieſelbſt die Schlangen
goͤttlich verehre.

Wiewohl ich nicht zweiffle es wuͤrde einem andern
Europaͤer falls er eine Schlange umbraͤchte nicht
viel beſſer gehen als denen Engelſchen/ dafern er nicht
das Gluͤck haͤtte/ eylends in des Koͤnigs Hauſe ſich zu
retiriren und gruͤndlich darzu thun daß es Unverſe-
hens geſchehen. So glaube ich koͤnte er noch mit ei-
ner Geld-Straffe an die Geiſtlichkeit loß kommen/
wenn er den todten GOtt auf ſolche Weiſe befriedi-
get haͤtte/ jedoch waͤre mir nicht gar wol zu Muthe/ an-
geſehen/ die Geiſtlichen den gemeinen Mann gar leicht-
lich aufwieglen koͤnnen/ und zu einer Gewaltſamkeit
verleiten/ folglich iſt das ſicherſte in ſolchen Faͤllen ſich
vorzuſehen.

Zeit meines Daſeyns war ein ſicherer Mohr von
Aqvambou welcher eine Schlange auf ſeinen Stock
nahme/ und weil er ſie mit der Hand nicht antaſten
durffte/ dieſelbe unbeſchaͤdigt auſſerhalb der Thuͤre
wegtruge: Dieſes erblickten ohngefehr zwey oder drey
Mohren/ und machten alſobald ein ſolch ungeheures
Lermen/ als ſie ſonſten bey Feuers-Brunſt oder an-
dern groſſen Ungluͤck zu thun gewohnet/ wann ſie
ein Hauffen Volcks beyſammen ruffen wollen/ daß
in einem Augenblick eine ungemeine Anzahl mit groſ-
ſen Keulen/ Degen und Aſſagays zuſammen lieff/ wel-
che den armen Mohren bald auf die Seite gebracht
haͤtten/ im Fall nicht der Koͤnig von ſeiner Unſchuld be-
nachrichtiget eylends einige Vornehme herzu geſchicket
und ihn der Gefahr entriſſen haͤtte.

Alles dieſes lehret uns wie wir uns huͤten muͤſſen

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0512" n="456"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
mahlen wenig Europa&#x0364;er nach <hi rendition="#aq">Fida</hi> hinkommen/ &#x017F;o<lb/>
nicht allbereit wi&#x017F;&#x017F;en daß man hie&#x017F;elb&#x017F;t die Schlangen<lb/>
go&#x0364;ttlich verehre.</p><lb/>
        <p>Wiewohl ich nicht zweiffle es wu&#x0364;rde einem andern<lb/>
Europa&#x0364;er falls er eine Schlange umbra&#x0364;chte nicht<lb/>
viel be&#x017F;&#x017F;er gehen als denen Engel&#x017F;chen/ dafern er nicht<lb/>
das Glu&#x0364;ck ha&#x0364;tte/ eylends in des Ko&#x0364;nigs Hau&#x017F;e &#x017F;ich zu<lb/><hi rendition="#aq">retiri</hi>ren und gru&#x0364;ndlich darzu thun daß es Unver&#x017F;e-<lb/>
hens ge&#x017F;chehen. So glaube ich ko&#x0364;nte er noch mit ei-<lb/>
ner Geld-Straffe an die Gei&#x017F;tlichkeit loß kommen/<lb/>
wenn er den todten GOtt auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e befriedi-<lb/>
get ha&#x0364;tte/ jedoch wa&#x0364;re mir nicht gar wol zu Muthe/ an-<lb/>
ge&#x017F;ehen/ die Gei&#x017F;tlichen den gemeinen Mann gar leicht-<lb/>
lich aufwieglen ko&#x0364;nnen/ und zu einer Gewalt&#x017F;amkeit<lb/>
verleiten/ folglich i&#x017F;t das &#x017F;icher&#x017F;te in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen &#x017F;ich<lb/>
vorzu&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Zeit meines Da&#x017F;eyns war ein &#x017F;icherer Mohr von<lb/><hi rendition="#aq">Aqvambou</hi> welcher eine Schlange auf &#x017F;einen Stock<lb/>
nahme/ und weil er &#x017F;ie mit der Hand nicht anta&#x017F;ten<lb/>
durffte/ die&#x017F;elbe unbe&#x017F;cha&#x0364;digt au&#x017F;&#x017F;erhalb der Thu&#x0364;re<lb/>
wegtruge: Die&#x017F;es erblickten ohngefehr zwey oder drey<lb/>
Mohren/ und machten al&#x017F;obald ein &#x017F;olch ungeheures<lb/>
Lermen/ als &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten bey Feuers-Brun&#x017F;t oder an-<lb/>
dern gro&#x017F;&#x017F;en Unglu&#x0364;ck zu thun gewohnet/ wann &#x017F;ie<lb/>
ein Hauffen Volcks bey&#x017F;ammen ruffen wollen/ daß<lb/>
in einem Augenblick eine ungemeine Anzahl mit gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Keulen/ Degen und <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;agays</hi> zu&#x017F;ammen lieff/ wel-<lb/>
che den armen Mohren bald auf die Seite gebracht<lb/>
ha&#x0364;tten/ im Fall nicht der Ko&#x0364;nig von &#x017F;einer Un&#x017F;chuld be-<lb/>
nachrichtiget eylends einige Vornehme herzu ge&#x017F;chicket<lb/>
und ihn der Gefahr entri&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Alles die&#x017F;es lehret uns wie wir uns hu&#x0364;ten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0512] Beſchreibung mahlen wenig Europaͤer nach Fida hinkommen/ ſo nicht allbereit wiſſen daß man hieſelbſt die Schlangen goͤttlich verehre. Wiewohl ich nicht zweiffle es wuͤrde einem andern Europaͤer falls er eine Schlange umbraͤchte nicht viel beſſer gehen als denen Engelſchen/ dafern er nicht das Gluͤck haͤtte/ eylends in des Koͤnigs Hauſe ſich zu retiriren und gruͤndlich darzu thun daß es Unverſe- hens geſchehen. So glaube ich koͤnte er noch mit ei- ner Geld-Straffe an die Geiſtlichkeit loß kommen/ wenn er den todten GOtt auf ſolche Weiſe befriedi- get haͤtte/ jedoch waͤre mir nicht gar wol zu Muthe/ an- geſehen/ die Geiſtlichen den gemeinen Mann gar leicht- lich aufwieglen koͤnnen/ und zu einer Gewaltſamkeit verleiten/ folglich iſt das ſicherſte in ſolchen Faͤllen ſich vorzuſehen. Zeit meines Daſeyns war ein ſicherer Mohr von Aqvambou welcher eine Schlange auf ſeinen Stock nahme/ und weil er ſie mit der Hand nicht antaſten durffte/ dieſelbe unbeſchaͤdigt auſſerhalb der Thuͤre wegtruge: Dieſes erblickten ohngefehr zwey oder drey Mohren/ und machten alſobald ein ſolch ungeheures Lermen/ als ſie ſonſten bey Feuers-Brunſt oder an- dern groſſen Ungluͤck zu thun gewohnet/ wann ſie ein Hauffen Volcks beyſammen ruffen wollen/ daß in einem Augenblick eine ungemeine Anzahl mit groſ- ſen Keulen/ Degen und Aſſagays zuſammen lieff/ wel- che den armen Mohren bald auf die Seite gebracht haͤtten/ im Fall nicht der Koͤnig von ſeiner Unſchuld be- nachrichtiget eylends einige Vornehme herzu geſchicket und ihn der Gefahr entriſſen haͤtte. Alles dieſes lehret uns wie wir uns huͤten muͤſſen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/512
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/512>, abgerufen am 22.11.2024.