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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
anzusehen waren; ja überdem alles so wohlfeil war/
daß ein Soldat/ der sich anderwerts kümmerlich mit
seinen Sold durchhelffen muste/ hier zu Lande reich-
lich auskommen konte. Was die Gesundheit anlan-
get/ halte ich diesen Ort viel gesunder als alle andere/
weil ich fast glaube/ daß keine gesundere Lufft seyn kan/
dann so lange ich daselbst gewesen/ sind/ in Ansehung
der Anzahl derer Jnwohnenden/ allezeit die wenigste
Todte und auch die wenigste Krancken gewesen/ so daß/
im Fall dieselbe Lufft überall sich finden würde/ das
Land Gvinee seinen bisherigen Nahmen einer Grab-
Stäte mit allem Recht ablegen könte.

Damit ich aber das Schönste in diesem Lande zwi-
schen Acoda und Boutry nicht mit Stillschweigen
vorbey gehen möge/ muß ich etwas von dem angeneh-
men herrlichen Fluß melden/ welcher nechst bey unserer
Festung vorbey fliesset/ und in schönster Annehmlig-
keit sich tieff ins Land ergiesset; Zu beyden Seiten
pranget er mit den schönsten Bäumen/ die ihn in sei-
nen engen Ufern gantz mit Schatten bedecken/ so daß
ich mir öffters eine Lust gemacht/ und bis an dessen En-
de/ so weit man mit einen Nachen kommen kan/ ohn ge-
fehr ein 3. Stunden vom Meer/ herauff geschiffet;
zwar gehet er noch viel weiter/ allein es ist nicht wol
möglich/ höher hinauf zu kommen/ wegen der vielen
Wasser-Fällen/ so sich mit grossem Ungestühm von de-
nen alhie befindlichen Klippen herunter stürtzen. Son-
sten ist er überaus Fisch-reich/ ohngeachtet eine un-
glaubliche Vielheit von denen Crocodilen anzutreffen/
welche/ nach der gemeinen Rede/ die Fische fressen sol-
len. Derer vielen Affen habe ich Erwehnung gethan
bey der Beschreibung des Flusses Cobre, allein hie

glau-

Beſchreibung
anzuſehen waren; ja uͤberdem alles ſo wohlfeil war/
daß ein Soldat/ der ſich anderwerts kuͤmmerlich mit
ſeinen Sold durchhelffen muſte/ hier zu Lande reich-
lich auskommen konte. Was die Geſundheit anlan-
get/ halte ich dieſen Ort viel geſunder als alle andere/
weil ich faſt glaube/ daß keine geſundere Lufft ſeyn kan/
dann ſo lange ich daſelbſt geweſen/ ſind/ in Anſehung
der Anzahl derer Jnwohnenden/ allezeit die wenigſte
Todte und auch die wenigſte Krancken geweſen/ ſo daß/
im Fall dieſelbe Lufft uͤberall ſich finden wuͤrde/ das
Land Gvinee ſeinen bisherigen Nahmen einer Grab-
Staͤte mit allem Recht ablegen koͤnte.

Damit ich aber das Schoͤnſte in dieſem Lande zwi-
ſchen Acoda und Boutry nicht mit Stillſchweigen
vorbey gehen moͤge/ muß ich etwas von dem angeneh-
men herrlichen Fluß melden/ welcher nechſt bey unſerer
Feſtung vorbey flieſſet/ und in ſchoͤnſter Annehmlig-
keit ſich tieff ins Land ergieſſet; Zu beyden Seiten
pranget er mit den ſchoͤnſten Baͤumen/ die ihn in ſei-
nen engen Ufern gantz mit Schatten bedecken/ ſo daß
ich mir oͤffters eine Luſt gemacht/ und bis an deſſen En-
de/ ſo weit man mit einen Nachen kommen kan/ ohn ge-
fehr ein 3. Stunden vom Meer/ herauff geſchiffet;
zwar gehet er noch viel weiter/ allein es iſt nicht wol
moͤglich/ hoͤher hinauf zu kommen/ wegen der vielen
Waſſer-Faͤllen/ ſo ſich mit groſſem Ungeſtuͤhm von de-
nen alhie befindlichen Klippen herunter ſtuͤrtzen. Son-
ſten iſt er uͤberaus Fiſch-reich/ ohngeachtet eine un-
glaubliche Vielheit von denen Crocodilen anzutreffen/
welche/ nach der gemeinen Rede/ die Fiſche freſſen ſol-
len. Derer vielen Affen habe ich Erwehnung gethan
bey der Beſchreibung des Fluſſes Cobre, allein hie

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[24/0044] Beſchreibung anzuſehen waren; ja uͤberdem alles ſo wohlfeil war/ daß ein Soldat/ der ſich anderwerts kuͤmmerlich mit ſeinen Sold durchhelffen muſte/ hier zu Lande reich- lich auskommen konte. Was die Geſundheit anlan- get/ halte ich dieſen Ort viel geſunder als alle andere/ weil ich faſt glaube/ daß keine geſundere Lufft ſeyn kan/ dann ſo lange ich daſelbſt geweſen/ ſind/ in Anſehung der Anzahl derer Jnwohnenden/ allezeit die wenigſte Todte und auch die wenigſte Krancken geweſen/ ſo daß/ im Fall dieſelbe Lufft uͤberall ſich finden wuͤrde/ das Land Gvinee ſeinen bisherigen Nahmen einer Grab- Staͤte mit allem Recht ablegen koͤnte. Damit ich aber das Schoͤnſte in dieſem Lande zwi- ſchen Acoda und Boutry nicht mit Stillſchweigen vorbey gehen moͤge/ muß ich etwas von dem angeneh- men herrlichen Fluß melden/ welcher nechſt bey unſerer Feſtung vorbey flieſſet/ und in ſchoͤnſter Annehmlig- keit ſich tieff ins Land ergieſſet; Zu beyden Seiten pranget er mit den ſchoͤnſten Baͤumen/ die ihn in ſei- nen engen Ufern gantz mit Schatten bedecken/ ſo daß ich mir oͤffters eine Luſt gemacht/ und bis an deſſen En- de/ ſo weit man mit einen Nachen kommen kan/ ohn ge- fehr ein 3. Stunden vom Meer/ herauff geſchiffet; zwar gehet er noch viel weiter/ allein es iſt nicht wol moͤglich/ hoͤher hinauf zu kommen/ wegen der vielen Waſſer-Faͤllen/ ſo ſich mit groſſem Ungeſtuͤhm von de- nen alhie befindlichen Klippen herunter ſtuͤrtzen. Son- ſten iſt er uͤberaus Fiſch-reich/ ohngeachtet eine un- glaubliche Vielheit von denen Crocodilen anzutreffen/ welche/ nach der gemeinen Rede/ die Fiſche freſſen ſol- len. Derer vielen Affen habe ich Erwehnung gethan bey der Beſchreibung des Fluſſes Cobre, allein hie glau-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/44>, abgerufen am 28.03.2024.