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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Häuser kam/ und zwey Cabretten zerrisse. Jch er-
blickte ihn zeitig genung/ nahme derowegen sowol als
mein Büchsenmeister/ zwey Engelländer/ und einige
Mohren/ jeder eine gute Flinte/ und verfolgten ihn
mit gesamter Hand/ so lange bis wir ihn darauf einho-
leten/ gleichwol nicht verhindern konnten/ daß er sich
in ein kleines dickes Gehöltze retirirte/ welches wir von
Stunden an rings umgaben. Währender Zeit nun
daß er sich verborgen hielte/ wagte sich mein Büchsen-
meister ins Gehöltz/ um zu sehen wo er sich verstecket/
kam aber nach Verlauf einer halben Viertelstunde
wie unsinnig zurück gelauffen/ mit Hinterlassung des
Hutes und derer Pantoffeln/ anbey von dem Tyger
weidlich zerkratzet/ gleichwol zu allem Glück noch ent-
wischet/ sintemahlen es durch die abfallende Zweiglein
der Bäume erschrocken/ dem Büchsenmeister Gele-
genheit gegeben sein Leben zu retten/ nichts destoweni-
ger aber blieb es noch im Walde.

Endlich wolte das Warten einem Engelländer auch
zu lang fallen/ nahm derowegen ein Hertz und machte
sich mit seinem Schieß-Gewehr ins Holtz/ um ihn nach
Möglichkeit von der Stelle zu jagen. Das Thier wur-
ihn viel zu frühzeitig gewahr/ und ließ ihn gantz nahe an-
kommen/ bis es mit unglaublicher Gewalt auf ihn zu-
sprang/ und mit den Vorderfüssen bey dem Schul-
terbein/ mit dem Rüssel aber in der Seiten ertappete/
so daß es ohnfehlbar den guten Engelländer in tau-
send Stücken würde zerrissen haben/ fals ich auf dessen
ungemeines Geschrey nicht mit einigen Mohren wä-
re zu Hülffe gekommen/ wodurch es gleichwol seine
vermeynte Beute loß liesse. Jmmittelst war der En-
gelländer so übel angekommen/ daß er den halben Tag

gantz
A a 2

des Landes Gvinea.
Haͤuſer kam/ und zwey Cabretten zerriſſe. Jch er-
blickte ihn zeitig genung/ nahme derowegen ſowol als
mein Buͤchſenmeiſter/ zwey Engellaͤnder/ und einige
Mohren/ jeder eine gute Flinte/ und verfolgten ihn
mit geſamter Hand/ ſo lange bis wir ihn darauf einho-
leten/ gleichwol nicht verhindern konnten/ daß er ſich
in ein kleines dickes Gehoͤltze retirirte/ welches wir von
Stunden an rings umgaben. Waͤhrender Zeit nun
daß er ſich verborgen hielte/ wagte ſich mein Buͤchſen-
meiſter ins Gehoͤltz/ um zu ſehen wo er ſich verſtecket/
kam aber nach Verlauf einer halben Viertelſtunde
wie unſinnig zuruͤck gelauffen/ mit Hinterlaſſung des
Hutes und derer Pantoffeln/ anbey von dem Tyger
weidlich zerkratzet/ gleichwol zu allem Gluͤck noch ent-
wiſchet/ ſintemahlen es durch die abfallende Zweiglein
der Baͤume erſchrocken/ dem Buͤchſenmeiſter Gele-
genheit gegeben ſein Leben zu retten/ nichts deſtoweni-
ger aber blieb es noch im Walde.

Endlich wolte das Warten einem Engellaͤnder auch
zu lang fallen/ nahm derowegen ein Hertz und machte
ſich mit ſeinem Schieß-Gewehr ins Holtz/ um ihn nach
Moͤglichkeit von der Stelle zu jagen. Das Thier wur-
ihn viel zu fruͤhzeitig gewahr/ und ließ ihn gantz nahe an-
kommen/ bis es mit unglaublicher Gewalt auf ihn zu-
ſprang/ und mit den Vorderfuͤſſen bey dem Schul-
terbein/ mit dem Ruͤſſel aber in der Seiten ertappete/
ſo daß es ohnfehlbar den guten Engellaͤnder in tau-
ſend Stuͤcken wuͤrde zerriſſen haben/ fals ich auf deſſen
ungemeines Geſchrey nicht mit einigen Mohren waͤ-
re zu Huͤlffe gekommen/ wodurch es gleichwol ſeine
vermeynte Beute loß lieſſe. Jmmittelſt war der En-
gellaͤnder ſo uͤbel angekommen/ daß er den halben Tag

gantz
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[371/0423] des Landes Gvinea. Haͤuſer kam/ und zwey Cabretten zerriſſe. Jch er- blickte ihn zeitig genung/ nahme derowegen ſowol als mein Buͤchſenmeiſter/ zwey Engellaͤnder/ und einige Mohren/ jeder eine gute Flinte/ und verfolgten ihn mit geſamter Hand/ ſo lange bis wir ihn darauf einho- leten/ gleichwol nicht verhindern konnten/ daß er ſich in ein kleines dickes Gehoͤltze retirirte/ welches wir von Stunden an rings umgaben. Waͤhrender Zeit nun daß er ſich verborgen hielte/ wagte ſich mein Buͤchſen- meiſter ins Gehoͤltz/ um zu ſehen wo er ſich verſtecket/ kam aber nach Verlauf einer halben Viertelſtunde wie unſinnig zuruͤck gelauffen/ mit Hinterlaſſung des Hutes und derer Pantoffeln/ anbey von dem Tyger weidlich zerkratzet/ gleichwol zu allem Gluͤck noch ent- wiſchet/ ſintemahlen es durch die abfallende Zweiglein der Baͤume erſchrocken/ dem Buͤchſenmeiſter Gele- genheit gegeben ſein Leben zu retten/ nichts deſtoweni- ger aber blieb es noch im Walde. Endlich wolte das Warten einem Engellaͤnder auch zu lang fallen/ nahm derowegen ein Hertz und machte ſich mit ſeinem Schieß-Gewehr ins Holtz/ um ihn nach Moͤglichkeit von der Stelle zu jagen. Das Thier wur- ihn viel zu fruͤhzeitig gewahr/ und ließ ihn gantz nahe an- kommen/ bis es mit unglaublicher Gewalt auf ihn zu- ſprang/ und mit den Vorderfuͤſſen bey dem Schul- terbein/ mit dem Ruͤſſel aber in der Seiten ertappete/ ſo daß es ohnfehlbar den guten Engellaͤnder in tau- ſend Stuͤcken wuͤrde zerriſſen haben/ fals ich auf deſſen ungemeines Geſchrey nicht mit einigen Mohren waͤ- re zu Huͤlffe gekommen/ wodurch es gleichwol ſeine vermeynte Beute loß lieſſe. Jmmittelſt war der En- gellaͤnder ſo uͤbel angekommen/ daß er den halben Tag gantz A a 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/423>, abgerufen am 19.05.2024.