Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
Der ungescheelete kostet ohngefehr noch einmahl so viel
zu Axim, Ante, Abokrou, und Ancober.

Es kommt denen zu Axim trefflich wohl zu statten/
daß ihr Land zum Reiß noch so tüchtig ist/ denn damit
ersetzen sie den Mangel des Milhio.

Dann giebet es eine gewisse Frucht oder Wurtzel/
Jammes genannt; daraus die Einwohner den besten
und grösten Vortheil ziehen. Selbige wächset in der
Erde nicht anders als Rüben/ ohngefehr zwey Span-
nen lang und dick. Jhre Blätter seynd lang und
grün/ denen Türckischen Bohnen nicht ungleich/ mit
kleinen Stacheln. Es lassen sie die Mohren an Reb-
Stöcken herauffschiessen/ dabey sie abnehmen können/
wenn die Frucht zeitig und aus der Erde müsse genom-
men werden.

Jnwendig seynd sie gantz weiß wie der Schnee/
werden gekocht und gebraten/ und von Schwartzen so-
wol als Weissen an Statt Brodts gegessen. Der
Geschmack ist so gar uneben nicht/ sondern kommen
denen Holländischen Aepffeln Aardakkers genannt/
ziemlich nahe/ ausgenommen daß sie nicht so süß/ und
viel fester und truckner von Fleisch seynd.

Jm Lande von Ante wachsen sie sehr häuffig/ und
häuffiger zu Sabou, von wannen täglich in der rech-
ten Zeit einige tausend in andre Länder verführet wer-
den. Die Aufkäuffer zu Mouree kauffen das hun-
dert vor drey Thaler/ und verdienen anderswo ein
merckliches darauf.

Die zweyte Frucht so in der Erde wächset heisset Pa-
taten,
und haben grüne und länglichte Blätter wie
die Jammes. Man schneidet nur einige kleine Aeste
davon ab und setzet selbige in die Erde/ da denn in we-

niger

Beſchreibung
Der ungeſcheelete koſtet ohngefehr noch einmahl ſo viel
zu Axim, Ante, Abokrou, und Ancober.

Es kommt denen zu Axim trefflich wohl zu ſtatten/
daß ihr Land zum Reiß noch ſo tuͤchtig iſt/ denn damit
erſetzen ſie den Mangel des Milhio.

Dann giebet es eine gewiſſe Frucht oder Wurtzel/
Jammes genannt; daraus die Einwohner den beſten
und groͤſten Vortheil ziehen. Selbige waͤchſet in der
Erde nicht anders als Ruͤben/ ohngefehr zwey Span-
nen lang und dick. Jhre Blaͤtter ſeynd lang und
gruͤn/ denen Tuͤrckiſchen Bohnen nicht ungleich/ mit
kleinen Stacheln. Es laſſen ſie die Mohren an Reb-
Stoͤcken herauffſchieſſen/ dabey ſie abnehmen koͤnnen/
wenn die Frucht zeitig und aus der Erde muͤſſe genom-
men werden.

Jnwendig ſeynd ſie gantz weiß wie der Schnee/
werden gekocht und gebraten/ und von Schwartzen ſo-
wol als Weiſſen an Statt Brodts gegeſſen. Der
Geſchmack iſt ſo gar uneben nicht/ ſondern kommen
denen Hollaͤndiſchen Aepffeln Aardakkers genannt/
ziemlich nahe/ ausgenommen daß ſie nicht ſo ſuͤß/ und
viel feſter und truckner von Fleiſch ſeynd.

Jm Lande von Ante wachſen ſie ſehr haͤuffig/ und
haͤuffiger zu Sabou, von wannen taͤglich in der rech-
ten Zeit einige tauſend in andre Laͤnder verfuͤhret wer-
den. Die Aufkaͤuffer zu Mouree kauffen das hun-
dert vor drey Thaler/ und verdienen anderswo ein
merckliches darauf.

Die zweyte Frucht ſo in der Erde waͤchſet heiſſet Pa-
taten,
und haben gruͤne und laͤnglichte Blaͤtter wie
die Jammes. Man ſchneidet nur einige kleine Aeſte
davon ab und ſetzet ſelbige in die Erde/ da denn in we-

niger
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0406" n="354"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
Der unge&#x017F;cheelete ko&#x017F;tet ohngefehr noch einmahl &#x017F;o viel<lb/>
zu <hi rendition="#aq">Axim, Ante, Abokrou,</hi> und <hi rendition="#aq">Ancober.</hi></p><lb/>
        <p>Es kommt denen zu <hi rendition="#aq">Axim</hi> trefflich wohl zu &#x017F;tatten/<lb/>
daß ihr Land zum Reiß noch &#x017F;o tu&#x0364;chtig i&#x017F;t/ denn damit<lb/>
er&#x017F;etzen &#x017F;ie den Mangel des <hi rendition="#aq">Milhio.</hi></p><lb/>
        <p>Dann giebet es eine gewi&#x017F;&#x017F;e Frucht oder Wurtzel/<lb/><hi rendition="#aq">Jammes</hi> genannt; daraus die Einwohner den be&#x017F;ten<lb/>
und gro&#x0364;&#x017F;ten Vortheil ziehen. Selbige wa&#x0364;ch&#x017F;et in der<lb/>
Erde nicht anders als Ru&#x0364;ben/ ohngefehr zwey Span-<lb/>
nen lang und dick. Jhre Bla&#x0364;tter &#x017F;eynd lang und<lb/>
gru&#x0364;n/ denen Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Bohnen nicht ungleich/ mit<lb/>
kleinen Stacheln. Es la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie die Mohren an Reb-<lb/>
Sto&#x0364;cken herauff&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ dabey &#x017F;ie abnehmen ko&#x0364;nnen/<lb/>
wenn die Frucht zeitig und aus der Erde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e genom-<lb/>
men werden.</p><lb/>
        <p>Jnwendig &#x017F;eynd &#x017F;ie gantz weiß wie der Schnee/<lb/>
werden gekocht und gebraten/ und von Schwartzen &#x017F;o-<lb/>
wol als Wei&#x017F;&#x017F;en an Statt Brodts gege&#x017F;&#x017F;en. Der<lb/>
Ge&#x017F;chmack i&#x017F;t &#x017F;o gar uneben nicht/ &#x017F;ondern kommen<lb/>
denen Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Aepffeln <hi rendition="#aq">Aardakkers</hi> genannt/<lb/>
ziemlich nahe/ ausgenommen daß &#x017F;ie nicht &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;ß/ und<lb/>
viel fe&#x017F;ter und truckner von Flei&#x017F;ch &#x017F;eynd.</p><lb/>
        <p>Jm Lande von <hi rendition="#aq">Ante</hi> wach&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ehr ha&#x0364;uffig/ und<lb/>
ha&#x0364;uffiger zu <hi rendition="#aq">Sabou,</hi> von wannen ta&#x0364;glich in der rech-<lb/>
ten Zeit einige tau&#x017F;end in andre La&#x0364;nder verfu&#x0364;hret wer-<lb/>
den. Die Aufka&#x0364;uffer zu <hi rendition="#aq">Mouree</hi> kauffen das hun-<lb/>
dert vor drey Thaler/ und verdienen anderswo ein<lb/>
merckliches darauf.</p><lb/>
        <p>Die zweyte Frucht &#x017F;o in der Erde wa&#x0364;ch&#x017F;et hei&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq">Pa-<lb/>
taten,</hi> und haben gru&#x0364;ne und la&#x0364;nglichte Bla&#x0364;tter wie<lb/>
die <hi rendition="#aq">Jammes.</hi> Man &#x017F;chneidet nur einige kleine Ae&#x017F;te<lb/>
davon ab und &#x017F;etzet &#x017F;elbige in die Erde/ da denn in we-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">niger</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0406] Beſchreibung Der ungeſcheelete koſtet ohngefehr noch einmahl ſo viel zu Axim, Ante, Abokrou, und Ancober. Es kommt denen zu Axim trefflich wohl zu ſtatten/ daß ihr Land zum Reiß noch ſo tuͤchtig iſt/ denn damit erſetzen ſie den Mangel des Milhio. Dann giebet es eine gewiſſe Frucht oder Wurtzel/ Jammes genannt; daraus die Einwohner den beſten und groͤſten Vortheil ziehen. Selbige waͤchſet in der Erde nicht anders als Ruͤben/ ohngefehr zwey Span- nen lang und dick. Jhre Blaͤtter ſeynd lang und gruͤn/ denen Tuͤrckiſchen Bohnen nicht ungleich/ mit kleinen Stacheln. Es laſſen ſie die Mohren an Reb- Stoͤcken herauffſchieſſen/ dabey ſie abnehmen koͤnnen/ wenn die Frucht zeitig und aus der Erde muͤſſe genom- men werden. Jnwendig ſeynd ſie gantz weiß wie der Schnee/ werden gekocht und gebraten/ und von Schwartzen ſo- wol als Weiſſen an Statt Brodts gegeſſen. Der Geſchmack iſt ſo gar uneben nicht/ ſondern kommen denen Hollaͤndiſchen Aepffeln Aardakkers genannt/ ziemlich nahe/ ausgenommen daß ſie nicht ſo ſuͤß/ und viel feſter und truckner von Fleiſch ſeynd. Jm Lande von Ante wachſen ſie ſehr haͤuffig/ und haͤuffiger zu Sabou, von wannen taͤglich in der rech- ten Zeit einige tauſend in andre Laͤnder verfuͤhret wer- den. Die Aufkaͤuffer zu Mouree kauffen das hun- dert vor drey Thaler/ und verdienen anderswo ein merckliches darauf. Die zweyte Frucht ſo in der Erde waͤchſet heiſſet Pa- taten, und haben gruͤne und laͤnglichte Blaͤtter wie die Jammes. Man ſchneidet nur einige kleine Aeſte davon ab und ſetzet ſelbige in die Erde/ da denn in we- niger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/406
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/406>, abgerufen am 27.05.2024.