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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
zu nennen/ obs Haare oder Federn seyn. Unter dem
Hals hat er einen Kropff ohngefehr eines Spannes
breit/ und eines armes dicke/ äusserlich siehet es wie ei-
ne Haut/ und röhtlich von Farbe/ allwo er alles hinun-
tergeschluckte verwahret/ nicht anders als die Affen in
ihren Backen. Der Hals mit einem rothen Knopff auf
den Nacken ist mit dem Unterleib einerley Farbe/ und
ziemlich lang; der Kopff in Vergleichung des Leibes
unweit grösser/ und ausserhalb wenigen Haaren gantz
kahl; die Augen groß und schwartz; der Schnabel
grausam dick und lang. Er nähret sich von Fischen/ de-
ren er auf einmahl so viel herunterschlucket/ als 4. Per-
sonen aufessen könnten/ indem er mit dem Schnabel
die vorgeworffene Fische sehr behende ergreiffet/ und
gantz hinunterschlucket in itztgedachten Kropff. Ra-
tzen frisset er überaus gerne/ und bringet sie gantz hin-
unter/ welches uns öffters einen Eckel verursachet/
und zum speyen bewogen; denn wie er ausserhalb un-
serer Vestung herumspatzirte/ liessen wir ihn alsofort
zu unserer Ergetzlichkeit hereinbringen; da er gleichsam
uns zur Lust eine abscheuliche Ratze aus seinem Kropf-
fe hervorbrachte/ und selbige allbereit halb verdauet
uns vor die Füsse warff.

Die gröste Freude hatten wir mit unsern kleinen
Jungens/ oder auch Hunden/ wenn wir diese auf ihn
hetzeten; da konnte er sich trefflich wehren/ indem mit
grossem Ungestühm er entweder auf die Jungens oder
oder die Hunde fiel/ und mit seinem Schnabel so artig
wuste drauff loßzuschlagen/ daß es schiene als schlüge
man ein Stücke Holtz wieder das andre/ oder mit
Klappern spielte.

Dieses sind also seine theils böse theils gute Be-

schaf-

des Landes Gvinea.
zu nennen/ obs Haare oder Federn ſeyn. Unter dem
Hals hat er einen Kropff ohngefehr eines Spannes
breit/ und eines armes dicke/ aͤuſſerlich ſiehet es wie ei-
ne Haut/ und roͤhtlich von Farbe/ allwo er alles hinun-
tergeſchluckte verwahret/ nicht anders als die Affen in
ihren Backen. Der Hals mit einem rothen Knopff auf
den Nacken iſt mit dem Unterleib einerley Farbe/ und
ziemlich lang; der Kopff in Vergleichung des Leibes
unweit groͤſſer/ und auſſerhalb wenigen Haaren gantz
kahl; die Augen groß und ſchwartz; der Schnabel
grauſam dick und lang. Er naͤhret ſich von Fiſchen/ de-
ren er auf einmahl ſo viel herunterſchlucket/ als 4. Per-
ſonen aufeſſen koͤnnten/ indem er mit dem Schnabel
die vorgeworffene Fiſche ſehr behende ergreiffet/ und
gantz hinunterſchlucket in itztgedachten Kropff. Ra-
tzen friſſet er uͤberaus gerne/ und bringet ſie gantz hin-
unter/ welches uns oͤffters einen Eckel verurſachet/
und zum ſpeyen bewogen; denn wie er auſſerhalb un-
ſerer Veſtung herumſpatzirte/ lieſſen wir ihn alſofort
zu unſerer Ergetzlichkeit hereinbringen; da er gleichſam
uns zur Luſt eine abſcheuliche Ratze aus ſeinem Kropf-
fe hervorbrachte/ und ſelbige allbereit halb verdauet
uns vor die Fuͤſſe warff.

Die groͤſte Freude hatten wir mit unſern kleinen
Jungens/ oder auch Hunden/ wenn wir dieſe auf ihn
hetzeten; da konnte er ſich trefflich wehren/ indem mit
groſſem Ungeſtuͤhm er entweder auf die Jungens oder
oder die Hunde fiel/ und mit ſeinem Schnabel ſo artig
wuſte drauff loßzuſchlagen/ daß es ſchiene als ſchluͤge
man ein Stuͤcke Holtz wieder das andre/ oder mit
Klappern ſpielte.

Dieſes ſind alſo ſeine theils boͤſe theils gute Be-

ſchaf-
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[317/0367] des Landes Gvinea. zu nennen/ obs Haare oder Federn ſeyn. Unter dem Hals hat er einen Kropff ohngefehr eines Spannes breit/ und eines armes dicke/ aͤuſſerlich ſiehet es wie ei- ne Haut/ und roͤhtlich von Farbe/ allwo er alles hinun- tergeſchluckte verwahret/ nicht anders als die Affen in ihren Backen. Der Hals mit einem rothen Knopff auf den Nacken iſt mit dem Unterleib einerley Farbe/ und ziemlich lang; der Kopff in Vergleichung des Leibes unweit groͤſſer/ und auſſerhalb wenigen Haaren gantz kahl; die Augen groß und ſchwartz; der Schnabel grauſam dick und lang. Er naͤhret ſich von Fiſchen/ de- ren er auf einmahl ſo viel herunterſchlucket/ als 4. Per- ſonen aufeſſen koͤnnten/ indem er mit dem Schnabel die vorgeworffene Fiſche ſehr behende ergreiffet/ und gantz hinunterſchlucket in itztgedachten Kropff. Ra- tzen friſſet er uͤberaus gerne/ und bringet ſie gantz hin- unter/ welches uns oͤffters einen Eckel verurſachet/ und zum ſpeyen bewogen; denn wie er auſſerhalb un- ſerer Veſtung herumſpatzirte/ lieſſen wir ihn alſofort zu unſerer Ergetzlichkeit hereinbringen; da er gleichſam uns zur Luſt eine abſcheuliche Ratze aus ſeinem Kropf- fe hervorbrachte/ und ſelbige allbereit halb verdauet uns vor die Fuͤſſe warff. Die groͤſte Freude hatten wir mit unſern kleinen Jungens/ oder auch Hunden/ wenn wir dieſe auf ihn hetzeten; da konnte er ſich trefflich wehren/ indem mit groſſem Ungeſtuͤhm er entweder auf die Jungens oder oder die Hunde fiel/ und mit ſeinem Schnabel ſo artig wuſte drauff loßzuſchlagen/ daß es ſchiene als ſchluͤge man ein Stuͤcke Holtz wieder das andre/ oder mit Klappern ſpielte. Dieſes ſind alſo ſeine theils boͤſe theils gute Be- ſchaf-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/367>, abgerufen am 22.11.2024.