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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
besser zu Hülffe kommen/ oder zu seiner vorigen Ge-
sundheit verhelffen/ als wenn in seinem Nahmen dem
Götzen ein Versöhnungs-Opffer dargereichet wür-
de; alsobald sind sie damit fertig/ weil sie ohne dem sehr
viel darauf halten/ und bitten den Feticheer, er wolle
nur den Götzen fragen womiti hm am meisten gedienet
wäre. Da denn dieser leicht zu erbitten ist/ weil es sei-
nen Nutzen und Bestes betrifft/ fänget darauf alsobald
seine Betriegereyen an/ und befiehlet nachgehends de-
nen Gefreundeten entweder ein Schaaff/ Schwein/
Hühner/ Hunde oder Katzen/ oder was ihm sonst in
den Sinn kommt/ bisweilen Gold/ Kleider/ gebrannte
Wasser und dergleichen mehr zu opffern; worinnen er
sich nach dem Vermögen des Krancken schon weiß zu
richten und in acht zu nehmen; denn sie gleichwol noch
so viel Unterscheid brauchen/ und überlegen ob das Ver-
mögen des Bettlägerigen zulänglich genung seye zu
diesen oder jenen Unkosten/ auch nicht so unverschämt
seyn wie die Papistischen Pfaffen/ welche zuweilen ihre
Zuhörer gäntzlich entkräfften/ und um ihre Güter
bringen/ wenn sie eine Messe wollen gelesen haben.

So bringen dann die Mohren gutwillig hin/ was
ihnen der Prediger gebeut/ zu seinem eigenen grösten
Vortheil. Geschiehet es daß in Kurtzem der Krancke zu
recht kommet/ entweder vermittelst gebrauchter Artz-
neyen/ oder auch seinerstarcken Natur/ so wird der Me-
dicus
oder Prediger reichlich bezahlet; denn hierinnen
sind die Mohren nicht so filtzig und undanckbahr wie sie
Herr Focqvenbrog sehr künstlich weiß zu beschuldi-
gen/ daß sie nach erhaltener Gesundheit ihren Medi-
cum
wie den Teuffel hassen; im Gegentheil kan man

mit
R 3

des Landes Gvinea.
beſſer zu Huͤlffe kommen/ oder zu ſeiner vorigen Ge-
ſundheit verhelffen/ als wenn in ſeinem Nahmen dem
Goͤtzen ein Verſoͤhnungs-Opffer dargereichet wuͤr-
de; alſobald ſind ſie damit fertig/ weil ſie ohne dem ſehr
viel darauf halten/ und bitten den Feticheer, er wolle
nur den Goͤtzen fragen womiti hm am meiſten gedienet
waͤre. Da denn dieſer leicht zu erbitten iſt/ weil es ſei-
nen Nutzen und Beſtes betrifft/ faͤnget darauf alſobald
ſeine Betriegereyen an/ und befiehlet nachgehends de-
nen Gefreundeten entweder ein Schaaff/ Schwein/
Huͤhner/ Hunde oder Katzen/ oder was ihm ſonſt in
den Sinn kommt/ bisweilen Gold/ Kleider/ gebrannte
Waſſer und dergleichen mehr zu opffern; worinnen er
ſich nach dem Vermoͤgen des Krancken ſchon weiß zu
richten und in acht zu nehmen; denn ſie gleichwol noch
ſo viel Unterſcheid brauchen/ und uͤberlegen ob das Ver-
moͤgen des Bettlaͤgerigen zulaͤnglich genung ſeye zu
dieſen oder jenen Unkoſten/ auch nicht ſo unverſchaͤmt
ſeyn wie die Papiſtiſchen Pfaffen/ welche zuweilen ihre
Zuhoͤrer gaͤntzlich entkraͤfften/ und um ihre Guͤter
bringen/ wenn ſie eine Meſſe wollen geleſen haben.

So bringen dann die Mohren gutwillig hin/ was
ihnen der Prediger gebeut/ zu ſeinem eigenen groͤſten
Vortheil. Geſchiehet es daß in Kurtzem der Krancke zu
recht kommet/ entweder vermittelſt gebrauchter Artz-
neyen/ oder auch ſeinerſtarcken Natur/ ſo wird der Me-
dicus
oder Prediger reichlich bezahlet; denn hierinnen
ſind die Mohren nicht ſo filtzig und undanckbahr wie ſie
Herr Focqvenbrog ſehr kuͤnſtlich weiß zu beſchuldi-
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mit
R 3
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[261/0305] des Landes Gvinea. beſſer zu Huͤlffe kommen/ oder zu ſeiner vorigen Ge- ſundheit verhelffen/ als wenn in ſeinem Nahmen dem Goͤtzen ein Verſoͤhnungs-Opffer dargereichet wuͤr- de; alſobald ſind ſie damit fertig/ weil ſie ohne dem ſehr viel darauf halten/ und bitten den Feticheer, er wolle nur den Goͤtzen fragen womiti hm am meiſten gedienet waͤre. Da denn dieſer leicht zu erbitten iſt/ weil es ſei- nen Nutzen und Beſtes betrifft/ faͤnget darauf alſobald ſeine Betriegereyen an/ und befiehlet nachgehends de- nen Gefreundeten entweder ein Schaaff/ Schwein/ Huͤhner/ Hunde oder Katzen/ oder was ihm ſonſt in den Sinn kommt/ bisweilen Gold/ Kleider/ gebrannte Waſſer und dergleichen mehr zu opffern; worinnen er ſich nach dem Vermoͤgen des Krancken ſchon weiß zu richten und in acht zu nehmen; denn ſie gleichwol noch ſo viel Unterſcheid brauchen/ und uͤberlegen ob das Ver- moͤgen des Bettlaͤgerigen zulaͤnglich genung ſeye zu dieſen oder jenen Unkoſten/ auch nicht ſo unverſchaͤmt ſeyn wie die Papiſtiſchen Pfaffen/ welche zuweilen ihre Zuhoͤrer gaͤntzlich entkraͤfften/ und um ihre Guͤter bringen/ wenn ſie eine Meſſe wollen geleſen haben. So bringen dann die Mohren gutwillig hin/ was ihnen der Prediger gebeut/ zu ſeinem eigenen groͤſten Vortheil. Geſchiehet es daß in Kurtzem der Krancke zu recht kommet/ entweder vermittelſt gebrauchter Artz- neyen/ oder auch ſeinerſtarcken Natur/ ſo wird der Me- dicus oder Prediger reichlich bezahlet; denn hierinnen ſind die Mohren nicht ſo filtzig und undanckbahr wie ſie Herr Focqvenbrog ſehr kuͤnſtlich weiß zu beſchuldi- gen/ daß ſie nach erhaltener Geſundheit ihren Medi- cum wie den Teuffel haſſen; im Gegentheil kan man mit R 3

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/305>, abgerufen am 24.11.2024.