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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
hält/ davon vor einigen Jahren mercklicher Nutzen zu
geniessen war: sag einige Jahr/ weil vor kurtzer Zeit
ein gewisser Herr angeordnet/ daß der Kauffmann/
in Schlichtung einer etwas wichtigen Gerichts-Sa-
che/ vor seine Mühe mit allem Recht nicht mehr als
acht Thaler fodern könne/ auch expresse verboten/
ein mehreres anzunehmen/ im Fall es ihm dargeboten
würde. Jedennoch glaube ich/ daß dieses Verboth et-
was zu strenge sey/ als ob man einem/ dem andern
gutes zu thun/ verhindern/ oder nach eigenem Gefal-
len über fremde Gelder gebieten wolte. Zwar hatte
dieser Herr das Ansehen haben wollen/ als geschehe es
aus einer Gottesfurcht/ damit die Mohren nicht zu
hart gepresset würden/ allein ich und viel andere sehen
dieses mit andern Augen an/ und glauben vielmehr/
daß solches aus blosser Mißgunst geschehen/ zumahlen
er nicht vertragen können/ daß andere Compagnie-
Bediente gleichen Vortheil mit ihm haben solten/ wel-
che unsere Meynung er zur Gnüge durch sein Verfah-
ren mit denen Mohren bestätiget; denn als er nach
diesen ihre Gerichts-Händel verhörete/ oder einen
und andern seines Verbrechens halber strafffällig er-
kennete/ war er mit keinem acht Thalern zu frieden/
sondern machte offtmahls hundert daraus. Dan-
nenhero fürchte ich/ daß anitzo die Kauffleute zu Axim
solche gemachte Ordnung nicht sonderlich mehr in acht
nehmen/ weilen sie durch den Stiffter selbst nicht ge-
halten worden. Und in Warheit es streitet dieselbige
mit denen alten Gebräuchen derer Mohren/ welchen
ich noch viel lieber ais diesem neuen Gesetze nachkom-
men wolte/ indem ich wenigstens versichert wäre/ viel
grössere Liebe bey den Mohren zu gewinnen/ an statt

daß

Beſchreibung
haͤlt/ davon vor einigen Jahren mercklicher Nutzen zu
genieſſen war: ſag einige Jahr/ weil vor kurtzer Zeit
ein gewiſſer Herr angeordnet/ daß der Kauffmann/
in Schlichtung einer etwas wichtigen Gerichts-Sa-
che/ vor ſeine Muͤhe mit allem Recht nicht mehr als
acht Thaler fodern koͤnne/ auch expreſſe verboten/
ein mehreres anzunehmen/ im Fall es ihm dargeboten
wuͤrde. Jedennoch glaube ich/ daß dieſes Verboth et-
was zu ſtrenge ſey/ als ob man einem/ dem andern
gutes zu thun/ verhindern/ oder nach eigenem Gefal-
len uͤber fremde Gelder gebieten wolte. Zwar hatte
dieſer Herr das Anſehen haben wollen/ als geſchehe es
aus einer Gottesfurcht/ damit die Mohren nicht zu
hart gepreſſet wuͤrden/ allein ich und viel andere ſehen
dieſes mit andern Augen an/ und glauben vielmehr/
daß ſolches aus bloſſer Mißgunſt geſchehen/ zumahlen
er nicht vertragen koͤnnen/ daß andere Compagnie-
Bediente gleichen Vortheil mit ihm haben ſolten/ wel-
che unſere Meynung er zur Gnuͤge durch ſein Verfah-
ren mit denen Mohren beſtaͤtiget; denn als er nach
dieſen ihre Gerichts-Haͤndel verhoͤrete/ oder einen
und andern ſeines Verbrechens halber ſtrafffaͤllig er-
kennete/ war er mit keinem acht Thalern zu frieden/
ſondern machte offtmahls hundert daraus. Dan-
nenhero fuͤrchte ich/ daß anitzo die Kauffleute zu Axim
ſolche gemachte Ordnung nicht ſonderlich mehr in acht
nehmen/ weilen ſie durch den Stiffter ſelbſt nicht ge-
halten worden. Und in Warheit es ſtreitet dieſelbige
mit denen alten Gebraͤuchen derer Mohren/ welchen
ich noch viel lieber ais dieſem neuen Geſetze nachkom-
men wolte/ indem ich wenigſtens verſichert waͤre/ viel
groͤſſere Liebe bey den Mohren zu gewinnen/ an ſtatt

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[208/0252] Beſchreibung haͤlt/ davon vor einigen Jahren mercklicher Nutzen zu genieſſen war: ſag einige Jahr/ weil vor kurtzer Zeit ein gewiſſer Herr angeordnet/ daß der Kauffmann/ in Schlichtung einer etwas wichtigen Gerichts-Sa- che/ vor ſeine Muͤhe mit allem Recht nicht mehr als acht Thaler fodern koͤnne/ auch expreſſe verboten/ ein mehreres anzunehmen/ im Fall es ihm dargeboten wuͤrde. Jedennoch glaube ich/ daß dieſes Verboth et- was zu ſtrenge ſey/ als ob man einem/ dem andern gutes zu thun/ verhindern/ oder nach eigenem Gefal- len uͤber fremde Gelder gebieten wolte. Zwar hatte dieſer Herr das Anſehen haben wollen/ als geſchehe es aus einer Gottesfurcht/ damit die Mohren nicht zu hart gepreſſet wuͤrden/ allein ich und viel andere ſehen dieſes mit andern Augen an/ und glauben vielmehr/ daß ſolches aus bloſſer Mißgunſt geſchehen/ zumahlen er nicht vertragen koͤnnen/ daß andere Compagnie- Bediente gleichen Vortheil mit ihm haben ſolten/ wel- che unſere Meynung er zur Gnuͤge durch ſein Verfah- ren mit denen Mohren beſtaͤtiget; denn als er nach dieſen ihre Gerichts-Haͤndel verhoͤrete/ oder einen und andern ſeines Verbrechens halber ſtrafffaͤllig er- kennete/ war er mit keinem acht Thalern zu frieden/ ſondern machte offtmahls hundert daraus. Dan- nenhero fuͤrchte ich/ daß anitzo die Kauffleute zu Axim ſolche gemachte Ordnung nicht ſonderlich mehr in acht nehmen/ weilen ſie durch den Stiffter ſelbſt nicht ge- halten worden. Und in Warheit es ſtreitet dieſelbige mit denen alten Gebraͤuchen derer Mohren/ welchen ich noch viel lieber ais dieſem neuen Geſetze nachkom- men wolte/ indem ich wenigſtens verſichert waͤre/ viel groͤſſere Liebe bey den Mohren zu gewinnen/ an ſtatt daß

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/252>, abgerufen am 19.05.2024.