Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung sie sich ein/ es müssen diese plötzlich von dem genom-menen Fetiche aufgeblasen werden/ so lange bis sie bersten/ oder doch zum wenigsten durch eine auszehren- de Kranckheit zum Tode eylen/ in die erste Straffe glauben sie insonderheit die Weiber verfallen zu seyn/ wenn sie eines Ehebruchs beschuldiget sich mit einem Eyde rechtfertigen müssen/ welches mir eben so vor- kommt/ als diejenige herbe oder Eyfersuchts-Wasser (dafern mir einen Vergleich hieunter zu machen er- laubet/) welche im alten Testament denen wegen Ehe- bruch berüchtigten Weibern pflegten gereichet zu werden. Unvermerckt bin ich von der Religion der Moh- Öhl/
Beſchreibung ſie ſich ein/ es muͤſſen dieſe ploͤtzlich von dem genom-menen Fetiche aufgeblaſen werden/ ſo lange bis ſie berſten/ oder doch zum wenigſten durch eine auszehren- de Kranckheit zum Tode eylen/ in die erſte Straffe glauben ſie inſonderheit die Weiber verfallen zu ſeyn/ wenn ſie eines Ehebruchs beſchuldiget ſich mit einem Eyde rechtfertigen muͤſſen/ welches mir eben ſo vor- kommt/ als diejenige herbe oder Eyferſuchts-Waſſer (dafern mir einen Vergleich hieunter zu machen er- laubet/) welche im alten Teſtament denen wegen Ehe- bruch beruͤchtigten Weibern pflegten gereichet zu werden. Unvermerckt bin ich von der Religion der Moh- Oͤhl/
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Beſchreibung
ſie ſich ein/ es muͤſſen dieſe ploͤtzlich von dem genom-
menen Fetiche aufgeblaſen werden/ ſo lange bis ſie
berſten/ oder doch zum wenigſten durch eine auszehren-
de Kranckheit zum Tode eylen/ in die erſte Straffe
glauben ſie inſonderheit die Weiber verfallen zu ſeyn/
wenn ſie eines Ehebruchs beſchuldiget ſich mit einem
Eyde rechtfertigen muͤſſen/ welches mir eben ſo vor-
kommt/ als diejenige herbe oder Eyferſuchts-Waſſer
(dafern mir einen Vergleich hieunter zu machen er-
laubet/) welche im alten Teſtament denen wegen Ehe-
bruch beruͤchtigten Weibern pflegten gereichet zu
werden.
Unvermerckt bin ich von der Religion der Moh-
ren auf ihre Eydſchwuͤre gekommen/ gleichwie aber
der Eyd als ein Stuͤck zur Religion gehoͤrig anzuſe-
hen/ als muß ich etwas weitlaͤufftiger davon ſchrei-
ben. Wenn jemand eines Diebſtahls beſchuldiget/
gleichwol die angefuͤhrten Beweiß-Gruͤnde nicht klar
genug ſind/ muß Beklagter mit einem Eyds-Trunck
ſeine Unſchuld an den Tag legen/ und folgende Worte
ſich bedienen/ daß ihn der Fetiche toͤdten wolle ſofern
er ſchuldig ſey deſſen was man ihm uͤberfuͤhren will.
Nun giebet es zwar unterſchiedliche Arten ſo bey de-
nen Mohren in Beeydigungen uͤblich ſind/ dennoch
aber wuͤrde euch nicht weniger verdrießlich als mir
muͤhſam ſeyn/ wenn ich alle dieſe anfuͤhrete/ darum
will ich nur einer gedencken/ welche ſie fuͤr die hoͤchſte
und wichtigſte Begebenheiten alleine uͤbliche ausge-
ben/ dannenhero mercket dieſelbe. Einjeder Feti-
cheer oder Geiſtlicher hat ſeinen beſonderen Goͤtzen/
auch auf beſondere Art zugerichtet. Die meiſten aber
beſtehen aus einem groſſen hoͤltzern Gefaͤß mit Erde/
Oͤhl/
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