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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
noch aber ist dieses viel ehrlicher als was ich sonsten
von einigen Jtaliänern gelesen/ da sie die Kunst einen
Menschen zu vergeben trefflich gelernet/ ja auch nicht
die geringste Schwürigkeit machen/ um ihres Feindes
loß zu werden/ selbst den Unschuldigen mit Gifft hin-
zurichten; in Warheit für dergleichen Jtaliänischen
Fetichen bedancke ich mich/ und wolte noch viel lieber
mit denen Mohren es halten/ wenn sie gleich mir zum
Verderben angeleget wären.

Eben dieses thun sie auch wenn sie bestohlen sind/
um den Dieb offenbahr und kund zu mache/ damit er
zu verdienter Straffe gezogen werden; da sie nicht
weniger so feste an glauben/ daß wenn man mit 100.
Exempeln das Gegentheil erweisen wolte/ dennoch bey
ihnen unmöglich Glauben finden würde/ dagegen
aber jederzeit neue Ursachen einwenden/ im Fall die
Sache nicht wohl von statten ginge/ so wie sie gehoffet.
Dafern aber jemand betroffen würde/ der über die-
sen Werck die beschworne Sachen seinem Feinde zum
Fall zu legen begriffen/ wird derselbe hart gestraffet/
bisweilen selbst mit dem Tode/ es sey dann daß er es
darum gethan einen Dieb zu entdecken/ denn dieses ste-
het jederman frey. Die Eydschwüre ablegen/ heissen
sie auch Fetichen machen/ denn wenn sie irgend zu-
sammen gekommen/ und ihre gemachte und eingegan-
gene Vergleich gegen einander bekräfftigen wollen/
sagen sie/ lasset uns zu Bestätigung unserer Freund-
schafft einen Fetiche trincken/ und wenn sie diesen
Eydes Trunck gethan/ sprechen sie/ daß ich von diesem
Fetiche sterben mag/ sofern ich nicht allem nach kom-
me/ was in diesem Vergleich beliebet worden/ da
denn alle und jede/ welche an diesem Vergleich Theil

haben

Beſchreibung
noch aber iſt dieſes viel ehrlicher als was ich ſonſten
von einigen Jtaliaͤnern geleſen/ da ſie die Kunſt einen
Menſchen zu vergeben trefflich gelernet/ ja auch nicht
die geringſte Schwuͤrigkeit machen/ um ihres Feindes
loß zu werden/ ſelbſt den Unſchuldigen mit Gifft hin-
zurichten; in Warheit fuͤr dergleichen Jtaliaͤniſchen
Fetichen bedancke ich mich/ und wolte noch viel lieber
mit denen Mohren es halten/ wenn ſie gleich mir zum
Verderben angeleget waͤren.

Eben dieſes thun ſie auch wenn ſie beſtohlen ſind/
um den Dieb offenbahr und kund zu mache/ damit er
zu verdienter Straffe gezogen werden; da ſie nicht
weniger ſo feſte an glauben/ daß wenn man mit 100.
Exempeln das Gegentheil erweiſen wolte/ dennoch bey
ihnen unmoͤglich Glauben finden wuͤrde/ dagegen
aber jederzeit neue Urſachen einwenden/ im Fall die
Sache nicht wohl von ſtatten ginge/ ſo wie ſie gehoffet.
Dafern aber jemand betroffen wuͤrde/ der uͤber die-
ſen Werck die beſchworne Sachen ſeinem Feinde zum
Fall zu legen begriffen/ wird derſelbe hart geſtraffet/
bisweilen ſelbſt mit dem Tode/ es ſey dann daß er es
darum gethan einen Dieb zu entdecken/ denn dieſes ſte-
het jederman frey. Die Eydſchwuͤre ablegen/ heiſſen
ſie auch Fetichen machen/ denn wenn ſie irgend zu-
ſammen gekommen/ und ihre gemachte und eingegan-
gene Vergleich gegen einander bekraͤfftigen wollen/
ſagen ſie/ laſſet uns zu Beſtaͤtigung unſerer Freund-
ſchafft einen Fetiche trincken/ und wenn ſie dieſen
Eydes Trunck gethan/ ſprechen ſie/ daß ich von dieſem
Fetiche ſterben mag/ ſofern ich nicht allem nach kom-
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denn alle und jede/ welche an dieſem Vergleich Theil

haben
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[180/0224] Beſchreibung noch aber iſt dieſes viel ehrlicher als was ich ſonſten von einigen Jtaliaͤnern geleſen/ da ſie die Kunſt einen Menſchen zu vergeben trefflich gelernet/ ja auch nicht die geringſte Schwuͤrigkeit machen/ um ihres Feindes loß zu werden/ ſelbſt den Unſchuldigen mit Gifft hin- zurichten; in Warheit fuͤr dergleichen Jtaliaͤniſchen Fetichen bedancke ich mich/ und wolte noch viel lieber mit denen Mohren es halten/ wenn ſie gleich mir zum Verderben angeleget waͤren. Eben dieſes thun ſie auch wenn ſie beſtohlen ſind/ um den Dieb offenbahr und kund zu mache/ damit er zu verdienter Straffe gezogen werden; da ſie nicht weniger ſo feſte an glauben/ daß wenn man mit 100. Exempeln das Gegentheil erweiſen wolte/ dennoch bey ihnen unmoͤglich Glauben finden wuͤrde/ dagegen aber jederzeit neue Urſachen einwenden/ im Fall die Sache nicht wohl von ſtatten ginge/ ſo wie ſie gehoffet. Dafern aber jemand betroffen wuͤrde/ der uͤber die- ſen Werck die beſchworne Sachen ſeinem Feinde zum Fall zu legen begriffen/ wird derſelbe hart geſtraffet/ bisweilen ſelbſt mit dem Tode/ es ſey dann daß er es darum gethan einen Dieb zu entdecken/ denn dieſes ſte- het jederman frey. Die Eydſchwuͤre ablegen/ heiſſen ſie auch Fetichen machen/ denn wenn ſie irgend zu- ſammen gekommen/ und ihre gemachte und eingegan- gene Vergleich gegen einander bekraͤfftigen wollen/ ſagen ſie/ laſſet uns zu Beſtaͤtigung unſerer Freund- ſchafft einen Fetiche trincken/ und wenn ſie dieſen Eydes Trunck gethan/ ſprechen ſie/ daß ich von dieſem Fetiche ſterben mag/ ſofern ich nicht allem nach kom- me/ was in dieſem Vergleich beliebet worden/ da denn alle und jede/ welche an dieſem Vergleich Theil haben

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/224>, abgerufen am 22.11.2024.