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Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.

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verlassenen Mägdleins (im Maler Nolten) besonders die pbo_081.002
in ihrer Sinngemäßheit metrisch unausschöpflichen Verse der pbo_081.003
dritten Strophe:

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Plötzlich da kommt es mir, pbo_081.005
Treuloser Knabe, pbo_081.006
Daß ich die Nacht von dir

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und nun mit plötzlichem Wechsel des Rhythmus:

pbo_081.008
Geträumet habe.

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So auch der rhythmische Wechselruf der von Rob. Schumann pbo_081.010
chorisch komponierten Ballade "Schön Rohtraut".*) pbo_081.011
Auf die rhythmische Bedeutung der Kehrverse, der sogenannten pbo_081.012
Refrains, ist hier besonders zu achten. Doch werden pbo_081.013
diese erst in der Lehre von den Strophen verständlich.

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Freiheit im Wechsel des Verstakts ist zwischen den ähnlichen pbo_081.015
Taktgeschlechtern Daktylus und Trochäus, Anapäst und pbo_081.016
Jambus natürlich, wie schon aus der Behandlung des daktylischen pbo_081.017
Hexameters und der Anapäste erhellt haben wird. Man pbo_081.018
kann leicht bei stärkerer Erregung aus dem jambischen Versgang pbo_081.019
in anapästischen, aus trochäischen in daktylischen übergehen. pbo_081.020
Die Bewegung erscheint dann nur beschleunigt, nicht pbo_081.021
radikal verändert:

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Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei -- pbo_081.023
Und vereinen, was ewig sich flieht.
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§ 55. Regelmäßige Versgestaltungen im Taktwechsel.

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Unsere rhythmische Verskunst scheint auf diese leichteste pbo_081.026
Art des Taktwechsels beschränkt, während die antike metrische pbo_081.027
ein Reihe gangbarer Verstypen auf reicheren Formen gegen-

*) pbo_081.028
S. Eduard Mörikes Gesammelte Schriften Stuttgart 1889. 1 Bd. pbo_081.029
S. 61, 58. Vgl. auch "An eine Aeolsharfe" S. 39. "Lied vom Winde" S. 59.

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verlassenen Mägdleins (im Maler Nolten) besonders die pbo_081.002
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Freiheit im Wechsel des Verstakts ist zwischen den ähnlichen pbo_081.015
Taktgeschlechtern Daktylus und Trochäus, Anapäst und pbo_081.016
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Der Ménsch ist fréi gescháffen, ist fréi — pbo_081.023
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§ 55. Regelmäßige Versgestaltungen im Taktwechsel.

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Unsere rhythmische Verskunst scheint auf diese leichteste pbo_081.026
Art des Taktwechsels beschränkt, während die antike metrische pbo_081.027
ein Reihe gangbarer Verstypen auf reicheren Formen gegen-

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S. Eduard Mörikes Gesammelte Schriften Stuttgart 1889. 1 Bd. pbo_081.029
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Zitationshilfe: Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/85>, abgerufen am 22.11.2024.