Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.pbo_076.001 Viel Volk mit Streitaxt und Rüstung führt muthvoll zum pbo_076.002 Kampfplatz Held Hektor pbo_076.003 Leidend, getödtet und verherrlichet, wieder erhöht hat. pbo_076.015 pbo_076.018 Welcher so | weit ge | irrt, || nach der | heiligen | Troja pbo_076.027
Zer | störung *) pbo_076.028
Vergl. Platen, der deutsche Hexameter W. W. 2,289. P. Heyse, Epistel pbo_076.029 über den Hexameter Gedichte 3. Aufl. S. 348. pbo_076.001 Víel Volk mit Stréitaxt und Rǘstung führt múthvoll zum pbo_076.002 Kámpfplatz Held Héktor pbo_076.003 Léidend, getö́dtet únd verhérrlichet, wíeder erhö́ht hat. pbo_076.015 pbo_076.018 Wélcher so | weít ge | írrt, ‖ nach der | héiligen | Trója pbo_076.027
Zer | stö́rung *) pbo_076.028
Vergl. Platen, der deutsche Hexameter W. W. 2,289. P. Heyse, Epistel pbo_076.029 über den Hexameter Gedichte 3. Aufl. S. 348. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0080" n="76"/> <lb n="pbo_076.001"/> <lg> <l>Víel Volk mit Stréitaxt und Rǘstung führt múthvoll zum </l> <lb n="pbo_076.002"/> <l>Kámpfplatz Held Héktor</l> </lg> <p><lb n="pbo_076.003"/> einen seltsamen Hexameter, obwohl er rhythmisch richtig gebildet <lb n="pbo_076.004"/> ist. Dazu kommt, daß nach Paul Heyse, der selbst in der <lb n="pbo_076.005"/> Ueberwindung hexametrischer Schwierigkeiten (in seinem Epos <lb n="pbo_076.006"/> „Thekla“) Hervorragendes geleistet hat, das viele daktylische <lb n="pbo_076.007"/> Gehüpfe dem Tone der deutschen <hi rendition="#g">Erzählung</hi> zuwider ist.<note corresp="PBO_076_*" place="foot" n="*)"><lb n="pbo_076.028"/><choice><sic>Vrgl.</sic><corr>Vergl.</corr></choice> Platen, der deutsche Hexameter W. W. 2,289. P. Heyse, Epistel <lb n="pbo_076.029"/> über den Hexameter Gedichte 3. Aufl. S. 348.</note> <lb n="pbo_076.008"/> Geradezu widersprechend dem rhythmischen Prinzip, also in <lb n="pbo_076.009"/> unserem Sinne falsch erscheint aber umgekehrt die rhythmisch <lb n="pbo_076.010"/> unbedeutende Silbe im guten Taktteil an hervorragend betonter <lb n="pbo_076.011"/> Stelle. Was in dem oben angeführten Hexameter am leichten <lb n="pbo_076.012"/> Anfang des Verses hingeht, nämlich die Betonung des <hi rendition="#g">und</hi> <lb n="pbo_076.013"/> wird im nachstehenden zum Anstoß:</p> <lb n="pbo_076.014"/> <lg> <l>Léidend, getö́dtet <hi rendition="#g">únd</hi> verhérrlichet, wíeder erhö́ht hat.</l> </lg> <p><lb n="pbo_076.015"/> Die einsilbigen Wörter bilden in dieser Hinsicht eine große <lb n="pbo_076.016"/> und schon früh erkannte Verlegenheit wie für die Versbildung <lb n="pbo_076.017"/> überhaupt, so zumal für den deutschen Hexameter.</p> <p><lb n="pbo_076.018"/> Die <hi rendition="#g">Caesuren</hi> haben in diesem kunstvollen Versmaß <lb n="pbo_076.019"/> bei seiner ansehnlichen Länge eine besondere Wichtigkeit. Sie <lb n="pbo_076.020"/> fallen in die Mitte des Verses, nicht aber in die genaue <lb n="pbo_076.021"/> Mitte nach dem dritten Takt, um ihn wie den Alexandriner <lb n="pbo_076.022"/> platt in zwei genaue Hälften zu zerlegen, sondern um sie <lb n="pbo_076.023"/> herum, etwas vor die Mitte und etwas darüber hinaus. Als <lb n="pbo_076.024"/> Penthemimeres (griech. = fünfter Halbteil) in die Mitte <lb n="pbo_076.025"/> des dritten Fußes:</p> <lb n="pbo_076.026"/> <lg> <l>Wélcher so | weít ge | írrt, ‖ nach der | héiligen | Trója </l> <lb n="pbo_076.027"/> <l>Zer | stö́rung </l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0080]
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Víel Volk mit Stréitaxt und Rǘstung führt múthvoll zum pbo_076.002
Kámpfplatz Held Héktor
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einen seltsamen Hexameter, obwohl er rhythmisch richtig gebildet pbo_076.004
ist. Dazu kommt, daß nach Paul Heyse, der selbst in der pbo_076.005
Ueberwindung hexametrischer Schwierigkeiten (in seinem Epos pbo_076.006
„Thekla“) Hervorragendes geleistet hat, das viele daktylische pbo_076.007
Gehüpfe dem Tone der deutschen Erzählung zuwider ist. *) pbo_076.008
Geradezu widersprechend dem rhythmischen Prinzip, also in pbo_076.009
unserem Sinne falsch erscheint aber umgekehrt die rhythmisch pbo_076.010
unbedeutende Silbe im guten Taktteil an hervorragend betonter pbo_076.011
Stelle. Was in dem oben angeführten Hexameter am leichten pbo_076.012
Anfang des Verses hingeht, nämlich die Betonung des und pbo_076.013
wird im nachstehenden zum Anstoß:
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Léidend, getö́dtet únd verhérrlichet, wíeder erhö́ht hat.
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Die einsilbigen Wörter bilden in dieser Hinsicht eine große pbo_076.016
und schon früh erkannte Verlegenheit wie für die Versbildung pbo_076.017
überhaupt, so zumal für den deutschen Hexameter.
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Die Caesuren haben in diesem kunstvollen Versmaß pbo_076.019
bei seiner ansehnlichen Länge eine besondere Wichtigkeit. Sie pbo_076.020
fallen in die Mitte des Verses, nicht aber in die genaue pbo_076.021
Mitte nach dem dritten Takt, um ihn wie den Alexandriner pbo_076.022
platt in zwei genaue Hälften zu zerlegen, sondern um sie pbo_076.023
herum, etwas vor die Mitte und etwas darüber hinaus. Als pbo_076.024
Penthemimeres (griech. = fünfter Halbteil) in die Mitte pbo_076.025
des dritten Fußes:
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Wélcher so | weít ge | írrt, ‖ nach der | héiligen | Trója pbo_076.027
Zer | stö́rung
*) pbo_076.028
Vergl. Platen, der deutsche Hexameter W. W. 2,289. P. Heyse, Epistel pbo_076.029
über den Hexameter Gedichte 3. Aufl. S. 348.
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Zitationshilfe: | Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/80>, abgerufen am 30.07.2024. |