Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.pbo_045.001 pbo_045.009 *) PBO_046.028 Nach dem italienischen Dichter Giambattista Marini (1589-1625). *) pbo_045.031
Nach dem Roman des Engländers John Lyly: "Euphues. The PBO_046.029 Anatomie of Wit" (1578). Neudruck, Heilbronn 1887. pbo_045.001 pbo_045.009 *) PBO_046.028 Nach dem italienischen Dichter Giambattista Marini (1589–1625). *) pbo_045.031
Nach dem Roman des Engländers John Lyly: „Euphues. The PBO_046.029 Anatomie of Wit“ (1578). Neudruck, Heilbronn 1887. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0049" n="45"/><lb n="pbo_045.001"/> „er thut's!“ statt „er ist im Begriffe es zu thun, er wird <lb n="pbo_045.002"/> es thun!“ Negativisch (in ironischer, höhnischer Wendung): <lb n="pbo_045.003"/> „Der thut's!“ d. h. „er thut es eben nicht, wird es nicht <lb n="pbo_045.004"/> thun, es fällt ihm nicht ein, es zu thun.“ Ganz ähnlich ist <lb n="pbo_045.005"/> es mit Anwendung des Singulars für den Plural bei kategorischer <lb n="pbo_045.006"/> und genereller Bezeichnung (besonders in der lateinischen <lb n="pbo_045.007"/> Sprache): „<hi rendition="#g">Der</hi> Soldat, <hi rendition="#g">der</hi> Römer“ für „<hi rendition="#g">die</hi> Soldaten, <lb n="pbo_045.008"/> <hi rendition="#g">die</hi> Römer.“</p> <p><lb n="pbo_045.009"/> Als unmittelbar zur Emphase im engeren Sinne gehörig <lb n="pbo_045.010"/> wird man aber schon nach dem bloßen Gehör diejenigen Redefiguren <lb n="pbo_045.011"/> empfinden, welche zwei oder mehr Worte in gegensätzliche <lb n="pbo_045.012"/> oder allgemein rückwirkende Beziehung zu einander setzen. Also <lb n="pbo_045.013"/> <hi rendition="#g">Antithese, Oxymoron, Paradoxon</hi> sowie <hi rendition="#g">Klimax</hi> <lb n="pbo_045.014"/> und <hi rendition="#g">Stichomythien.</hi> Hier soll nämlich überall die emphatische <lb n="pbo_045.015"/> Hervorhebung des einen dazu dienen, das andere recht <lb n="pbo_045.016"/> nach seinen besonderen Bezügen hervortreten zu lassen. Also: <lb n="pbo_045.017"/> „Du <hi rendition="#g">lachst;</hi> Jch <hi rendition="#g">weine</hi> (d. h. du bist im stande, bist so <lb n="pbo_045.018"/> grausam, so fühllos, zu lachen ...) „Beredtes Schweigen“ <lb n="pbo_045.019"/> (kein gewöhnliches Schweigen, sondern ein <hi rendition="#g">Verstummen</hi> <lb n="pbo_045.020"/> aus Gründen, die für sich selber sprechen). „Noch ein solcher <lb n="pbo_045.021"/> <hi rendition="#g">Sieg</hi> (der nämlich keiner ist), und ich bin <hi rendition="#g">verloren!</hi>“ <lb n="pbo_045.022"/> „Jch kam, sah und siegte“, eine ungeheure Steigerung bloß <lb n="pbo_045.023"/> durch Emphase. Die Stichomythien, in denen das Wort <lb n="pbo_045.024"/> dramatisch zwischen Unterrednern wie ein Ball hin- und hergeworfen <lb n="pbo_045.025"/> wird, bedienen sich aller dieser Arten von Emphasen <lb n="pbo_045.026"/> behufs angelegentlicher Erörterung des jeweiligen Wortbegriffs. <lb n="pbo_045.027"/> Uebermaß der Emphase, die so schließlich alles Nachdrucks <lb n="pbo_045.028"/> beraubt, abgestumpft wird, dies allein ist es, was die <lb n="pbo_045.029"/> Häufung solcher Redefiguren (concetti, quibbles) z. B. im <lb n="pbo_045.030"/> poetischen Modeton gewisser Zeiten (Marinismus<note corresp="PBO_045_*" place="foot" n="*)"><lb n="PBO_046.028"/> Nach dem italienischen Dichter Giambattista Marini (1589–1625).</note>, Euphuismus <note corresp="PBO_046_*" place="foot" n="*)"><lb n="pbo_045.031"/> Nach dem Roman des Engländers John Lyly: „Euphues. The <lb n="PBO_046.029"/> Anatomie of Wit“ (1578). Neudruck, Heilbronn 1887.</note>), </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0049]
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„er thut's!“ statt „er ist im Begriffe es zu thun, er wird pbo_045.002
es thun!“ Negativisch (in ironischer, höhnischer Wendung): pbo_045.003
„Der thut's!“ d. h. „er thut es eben nicht, wird es nicht pbo_045.004
thun, es fällt ihm nicht ein, es zu thun.“ Ganz ähnlich ist pbo_045.005
es mit Anwendung des Singulars für den Plural bei kategorischer pbo_045.006
und genereller Bezeichnung (besonders in der lateinischen pbo_045.007
Sprache): „Der Soldat, der Römer“ für „die Soldaten, pbo_045.008
die Römer.“
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Als unmittelbar zur Emphase im engeren Sinne gehörig pbo_045.010
wird man aber schon nach dem bloßen Gehör diejenigen Redefiguren pbo_045.011
empfinden, welche zwei oder mehr Worte in gegensätzliche pbo_045.012
oder allgemein rückwirkende Beziehung zu einander setzen. Also pbo_045.013
Antithese, Oxymoron, Paradoxon sowie Klimax pbo_045.014
und Stichomythien. Hier soll nämlich überall die emphatische pbo_045.015
Hervorhebung des einen dazu dienen, das andere recht pbo_045.016
nach seinen besonderen Bezügen hervortreten zu lassen. Also: pbo_045.017
„Du lachst; Jch weine (d. h. du bist im stande, bist so pbo_045.018
grausam, so fühllos, zu lachen ...) „Beredtes Schweigen“ pbo_045.019
(kein gewöhnliches Schweigen, sondern ein Verstummen pbo_045.020
aus Gründen, die für sich selber sprechen). „Noch ein solcher pbo_045.021
Sieg (der nämlich keiner ist), und ich bin verloren!“ pbo_045.022
„Jch kam, sah und siegte“, eine ungeheure Steigerung bloß pbo_045.023
durch Emphase. Die Stichomythien, in denen das Wort pbo_045.024
dramatisch zwischen Unterrednern wie ein Ball hin- und hergeworfen pbo_045.025
wird, bedienen sich aller dieser Arten von Emphasen pbo_045.026
behufs angelegentlicher Erörterung des jeweiligen Wortbegriffs. pbo_045.027
Uebermaß der Emphase, die so schließlich alles Nachdrucks pbo_045.028
beraubt, abgestumpft wird, dies allein ist es, was die pbo_045.029
Häufung solcher Redefiguren (concetti, quibbles) z. B. im pbo_045.030
poetischen Modeton gewisser Zeiten (Marinismus *), Euphuismus *)),
*) PBO_046.028
Nach dem italienischen Dichter Giambattista Marini (1589–1625).
*) pbo_045.031
Nach dem Roman des Engländers John Lyly: „Euphues. The PBO_046.029
Anatomie of Wit“ (1578). Neudruck, Heilbronn 1887.
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