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Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896.

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Vorwort.
sucht. Man wird mir wohl nicht übelnehmen, dass ich auch
meinen eigenen Arbeiten einigen Platz gegönnt habe. Diese
werden in Kirchhoff's Vorlesungen über Wärmetheorie und
Poincare's Thermodynamique am Schlusse achtungsvoll citirt,
aber selbst, wo es sehr nahe gelegen wäre, nicht verwerthet.
Ich schloss daraus, dass eine kurz gefasste, möglichst leicht-
verständliche Darstellung einiger Hauptresultate derselben nicht
überflüssig sei. Von grossem Einflusse auf Inhalt und Dar-
stellung war das, was ich auf der unvergesslichen Versamm-
lung der British Association in Oxford und aus den darauf
folgenden theils privaten, theils in der "Nature" publicirten
Briefen von zahlreichen englischen Forschern gelernt habe.

Ich beabsichtige, dem I. Theile einen II. folgen zu lassen,
wo ich die van der Waals'sche Theorie, die Gase mit mehr-
atomigen Molekülen und die Dissociation zu behandeln gedenke.
Daselbst wird auch der ausführliche Beweis der Gleichung 110a,
der in § 16, um Wiederholungen zu vermeiden, nur angedeutet
ist, nachgetragen werden.

Etwas weitschweifige Formeln waren zum Ausdrucke com-
plicirter Gedankenreihen leider manches Mal nicht zu ver-
meiden und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Manchem,
der das Ganze nicht überschaut, die Resultate vielleicht wieder
der aufgewandten Mühe nicht zu entsprechen scheinen werden.
Abgesehen von vielen Resultaten der reinen Mathematik, die,
wenn auch anfangs unfruchtbar scheinend, später doch der
praktischen Wissenschaft immer nützlich werden, sobald sie
den Kreis unserer Denkformen und inneren Anschauung wesent-
lich erweitern, wurden sogar die complicirten Formeln der
Maxwell'schen Elektromagnetik vor den Hertz'schen Ver-
suchen vielfach für unfruchtbar gehalten. Möge auch bezüg-
lich der Gastheorie diese Ansicht nicht die allgemeine sein!

Wien, im September 1895.

Ludwig Boltzmann.

Vorwort.
sucht. Man wird mir wohl nicht übelnehmen, dass ich auch
meinen eigenen Arbeiten einigen Platz gegönnt habe. Diese
werden in Kirchhoff’s Vorlesungen über Wärmetheorie und
Poincaré’s Thermodynamique am Schlusse achtungsvoll citirt,
aber selbst, wo es sehr nahe gelegen wäre, nicht verwerthet.
Ich schloss daraus, dass eine kurz gefasste, möglichst leicht-
verständliche Darstellung einiger Hauptresultate derselben nicht
überflüssig sei. Von grossem Einflusse auf Inhalt und Dar-
stellung war das, was ich auf der unvergesslichen Versamm-
lung der British Association in Oxford und aus den darauf
folgenden theils privaten, theils in der „Nature“ publicirten
Briefen von zahlreichen englischen Forschern gelernt habe.

Ich beabsichtige, dem I. Theile einen II. folgen zu lassen,
wo ich die van der Waals’sche Theorie, die Gase mit mehr-
atomigen Molekülen und die Dissociation zu behandeln gedenke.
Daselbst wird auch der ausführliche Beweis der Gleichung 110a,
der in § 16, um Wiederholungen zu vermeiden, nur angedeutet
ist, nachgetragen werden.

Etwas weitschweifige Formeln waren zum Ausdrucke com-
plicirter Gedankenreihen leider manches Mal nicht zu ver-
meiden und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Manchem,
der das Ganze nicht überschaut, die Resultate vielleicht wieder
der aufgewandten Mühe nicht zu entsprechen scheinen werden.
Abgesehen von vielen Resultaten der reinen Mathematik, die,
wenn auch anfangs unfruchtbar scheinend, später doch der
praktischen Wissenschaft immer nützlich werden, sobald sie
den Kreis unserer Denkformen und inneren Anschauung wesent-
lich erweitern, wurden sogar die complicirten Formeln der
Maxwell’schen Elektromagnetik vor den Hertz’schen Ver-
suchen vielfach für unfruchtbar gehalten. Möge auch bezüg-
lich der Gastheorie diese Ansicht nicht die allgemeine sein!

Wien, im September 1895.

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[VI/0012] Vorwort. sucht. Man wird mir wohl nicht übelnehmen, dass ich auch meinen eigenen Arbeiten einigen Platz gegönnt habe. Diese werden in Kirchhoff’s Vorlesungen über Wärmetheorie und Poincaré’s Thermodynamique am Schlusse achtungsvoll citirt, aber selbst, wo es sehr nahe gelegen wäre, nicht verwerthet. Ich schloss daraus, dass eine kurz gefasste, möglichst leicht- verständliche Darstellung einiger Hauptresultate derselben nicht überflüssig sei. Von grossem Einflusse auf Inhalt und Dar- stellung war das, was ich auf der unvergesslichen Versamm- lung der British Association in Oxford und aus den darauf folgenden theils privaten, theils in der „Nature“ publicirten Briefen von zahlreichen englischen Forschern gelernt habe. Ich beabsichtige, dem I. Theile einen II. folgen zu lassen, wo ich die van der Waals’sche Theorie, die Gase mit mehr- atomigen Molekülen und die Dissociation zu behandeln gedenke. Daselbst wird auch der ausführliche Beweis der Gleichung 110a, der in § 16, um Wiederholungen zu vermeiden, nur angedeutet ist, nachgetragen werden. Etwas weitschweifige Formeln waren zum Ausdrucke com- plicirter Gedankenreihen leider manches Mal nicht zu ver- meiden und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Manchem, der das Ganze nicht überschaut, die Resultate vielleicht wieder der aufgewandten Mühe nicht zu entsprechen scheinen werden. Abgesehen von vielen Resultaten der reinen Mathematik, die, wenn auch anfangs unfruchtbar scheinend, später doch der praktischen Wissenschaft immer nützlich werden, sobald sie den Kreis unserer Denkformen und inneren Anschauung wesent- lich erweitern, wurden sogar die complicirten Formeln der Maxwell’schen Elektromagnetik vor den Hertz’schen Ver- suchen vielfach für unfruchtbar gehalten. Möge auch bezüg- lich der Gastheorie diese Ansicht nicht die allgemeine sein! Wien, im September 1895. Ludwig Boltzmann.

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Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/12>, abgerufen am 21.11.2024.