Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

vor einen Edelmann.
den Rücken wende/ und uns am Ende des Lebens
und in hohem Alter diejenige Reputation wiederum
entziehe/ welche es in dem Mittel unserer Jahre uns
geschencket hätte.

Das 4. Capitel.
Von denen zehn Maximen/ so einer Aristocratie
zuträglich.

DIe erste Maxime setzet der Autor darinnen/
daß diejenigen Herren/ so zusammen die Herr-
schafft führen/ das Volck bereden/ daß die
Art der Regierung durch die Aristocratie unter al-
len die beste wäre/ weil sie als gemäßiget zwischen
der eintzel-Herrschafft oder Monarchie, und der De-
mocratie,
oder wo das Volck das Regiment hat/
das rechte Mittel hätte; jene beyden Arten aber als
Extremitäten zu fürchten wären.

Dessen zum Exempel führet der Autor die Repu-
blic Venedig und die Republic Genua an.

Anmerckung. Es wäre eine Klugheit von allen
Collegiis, diejenigen in Ansehen zu bringen/ wor-
aus solche bestünden/ und particular. Personen
solten daraus lernen/ daß nicht einer den andern solte
schimpfflich austragen; sondern vielmehr sich einer
des andern gebrauchen/ und durch aufrichtiges Zu-
sammenhalten einer des andern Interesse befördern.
Das Mittel zu machen/ daß von einem gut geredet
würde/ wäre/ daß man wieder von jederman alles
Gutes redete.

Die II. Maxim.

Diese/ unter denen Herren so das Regiment füh-
reten/ wäre/ allezeit in einem behutsamen Miß-

trauen
E 5

vor einen Edelmann.
den Ruͤcken wende/ und uns am Ende des Lebens
und in hohem Alter diejenige Reputation wiederum
entziehe/ welche es in dem Mittel unſerer Jahre uns
geſchencket haͤtte.

Das 4. Capitel.
Von denen zehn Maximen/ ſo einer Ariſtocratie
zutraͤglich.

DIe erſte Maxime ſetzet der Autor darinnen/
daß diejenigen Herren/ ſo zuſam̃en die Herꝛ-
ſchafft fuͤhren/ das Volck bereden/ daß die
Art der Regierung durch die Ariſtocratie unter al-
len die beſte waͤre/ weil ſie als gemaͤßiget zwiſchen
der eintzel-Herꝛſchafft oder Monarchie, und der De-
mocratie,
oder wo das Volck das Regiment hat/
das rechte Mittel haͤtte; jene beyden Arten aber als
Extremitaͤten zu fuͤrchten waͤren.

Deſſen zum Exempel fuͤhret der Autor die Repu-
blic Venedig und die Republic Genua an.

Anmerckung. Es waͤre eine Klugheit von allen
Collegiis, diejenigen in Anſehen zu bringen/ wor-
aus ſolche beſtuͤnden/ und particular. Perſonen
ſolten daraus lernen/ daß nicht einer den andern ſolte
ſchimpfflich austragen; ſondern vielmehr ſich einer
des andern gebrauchen/ und durch aufrichtiges Zu-
ſammenhalten einer des andern Intereſſe befoͤrdern.
Das Mittel zu machen/ daß von einem gut geredet
wuͤrde/ waͤre/ daß man wieder von jederman alles
Gutes redete.

Die II. Maxim.

Dieſe/ unter denen Herren ſo das Regiment fuͤh-
reten/ waͤre/ allezeit in einem behutſamen Miß-

trauen
E 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0077" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vor einen Edelmann.</hi></fw><lb/>
den Ru&#x0364;cken wende/ und uns am Ende des Lebens<lb/>
und in hohem Alter diejenige <hi rendition="#aq">Reputatio</hi>n wiederum<lb/>
entziehe/ welche es in dem Mittel un&#x017F;erer Jahre uns<lb/>
ge&#x017F;chencket ha&#x0364;tte.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Das 4. Capitel.</hi><lb/>
Von denen zehn Maximen/ &#x017F;o einer <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tocratie</hi><lb/>
zutra&#x0364;glich.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Ie er&#x017F;te Maxime &#x017F;etzet der <hi rendition="#aq">Autor</hi> darinnen/<lb/>
daß diejenigen Herren/ &#x017F;o zu&#x017F;am&#x0303;en die Her&#xA75B;-<lb/>
&#x017F;chafft fu&#x0364;hren/ das Volck bereden/ daß die<lb/>
Art der Regierung durch die <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tocratie</hi> unter al-<lb/>
len die be&#x017F;te wa&#x0364;re/ weil &#x017F;ie als gema&#x0364;ßiget zwi&#x017F;chen<lb/>
der eintzel-Her&#xA75B;&#x017F;chafft oder <hi rendition="#aq">Monarchie,</hi> und der <hi rendition="#aq">De-<lb/>
mocratie,</hi> oder wo das Volck das Regiment hat/<lb/>
das rechte Mittel ha&#x0364;tte; jene beyden Arten aber als<lb/><hi rendition="#aq">Extremit</hi>a&#x0364;ten zu fu&#x0364;rchten wa&#x0364;ren.</p><lb/>
            <p>De&#x017F;&#x017F;en zum Exempel fu&#x0364;hret der <hi rendition="#aq">Autor</hi> die Repu-<lb/>
blic Venedig und die Republic Genua an.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Anmerckung.</hi> Es wa&#x0364;re eine Klugheit von allen<lb/><hi rendition="#aq">Collegiis,</hi> diejenigen in An&#x017F;ehen zu bringen/ wor-<lb/>
aus &#x017F;olche be&#x017F;tu&#x0364;nden/ und <hi rendition="#aq">particular.</hi> Per&#x017F;onen<lb/>
&#x017F;olten daraus lernen/ daß nicht einer den andern &#x017F;olte<lb/>
&#x017F;chimpfflich austragen; &#x017F;ondern vielmehr &#x017F;ich einer<lb/>
des andern gebrauchen/ und durch aufrichtiges Zu-<lb/>
&#x017F;ammenhalten einer des andern <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> befo&#x0364;rdern.<lb/>
Das Mittel zu machen/ daß von einem gut geredet<lb/>
wu&#x0364;rde/ wa&#x0364;re/ daß man wieder von jederman alles<lb/>
Gutes redete.</p><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">II.</hi> Maxim.</hi> </head><lb/>
              <p>Die&#x017F;e/ unter denen Herren &#x017F;o das Regiment fu&#x0364;h-<lb/>
reten/ wa&#x0364;re/ allezeit in einem behut&#x017F;amen Miß-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 5</fw><fw place="bottom" type="catch">trauen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0077] vor einen Edelmann. den Ruͤcken wende/ und uns am Ende des Lebens und in hohem Alter diejenige Reputation wiederum entziehe/ welche es in dem Mittel unſerer Jahre uns geſchencket haͤtte. Das 4. Capitel. Von denen zehn Maximen/ ſo einer Ariſtocratie zutraͤglich. DIe erſte Maxime ſetzet der Autor darinnen/ daß diejenigen Herren/ ſo zuſam̃en die Herꝛ- ſchafft fuͤhren/ das Volck bereden/ daß die Art der Regierung durch die Ariſtocratie unter al- len die beſte waͤre/ weil ſie als gemaͤßiget zwiſchen der eintzel-Herꝛſchafft oder Monarchie, und der De- mocratie, oder wo das Volck das Regiment hat/ das rechte Mittel haͤtte; jene beyden Arten aber als Extremitaͤten zu fuͤrchten waͤren. Deſſen zum Exempel fuͤhret der Autor die Repu- blic Venedig und die Republic Genua an. Anmerckung. Es waͤre eine Klugheit von allen Collegiis, diejenigen in Anſehen zu bringen/ wor- aus ſolche beſtuͤnden/ und particular. Perſonen ſolten daraus lernen/ daß nicht einer den andern ſolte ſchimpfflich austragen; ſondern vielmehr ſich einer des andern gebrauchen/ und durch aufrichtiges Zu- ſammenhalten einer des andern Intereſſe befoͤrdern. Das Mittel zu machen/ daß von einem gut geredet wuͤrde/ waͤre/ daß man wieder von jederman alles Gutes redete. Die II. Maxim. Dieſe/ unter denen Herren ſo das Regiment fuͤh- reten/ waͤre/ allezeit in einem behutſamen Miß- trauen E 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/77
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/77>, abgerufen am 21.11.2024.