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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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geheime Liebes-Geschichte.

Die Königin will sich auf keine grosse Fragen ein-
lassen/ sondern läst nur Alphonsum in geheim wa-
ren/ augenblicklich die Flucht zu nehmen/ sonst würde
er des Todes seyn/ weil der König alles wüste/
was passirete.

Alphonsus, der wohl mercket/ wie viel es nun ge-
schlagen/ fliehet nach den festen Schlosse Soria, wel-
ches dem Dom Juan de Luna zu gehöret. Dom Ju-
an
verspricht ihm Schutz/ aber er solte sich seines ihm
längst gethanen Versprechens errinnern/ daß er die
Gräfin von Saint Etienne heyrathen wolte.

Alphonsus verneuert also sein Versprechen des-
wegen/ und bittet Dom Juan, er möchte nur seine
Base/ ermeldte Gräfin/ nach Sona bringen/ so wol-
te er sich gleich mit ihr vermähler. Dom Juan thut
solches/ und läst die Gräfin von Etienne nach Soria
kommen: Er begehet aber dabey einen grossen Feh-
ler/ indem er Catharinnen von Sandoval entführet/
in die er sich verliebet hat/ so bald er ihr den Vortrag
gethan/ sie an statt Alphonsus zu eheligen; und sie
gleichfalls nach Soria bringet/ iedoch weder vor der
Gräfin noch vor Alphonso sehen läst/ sondern sie in
einem absonderlichen Zimmer verwahret.

Alphonsus und die G[rä]fin von Etienne seynd
in deß einig/ und ihre Vermählung soll den andern
Tag vor sich gehen/ als das Unglück Alphonsum auf
einen Wall bringet/ von dar er Catharinen von Sando-
val
zum Fenster heraus sehen gewahr wird. Seine
erste Liebe zündet sich bey diesen Anblick wieder von
neuen an/ und er spüret aus der von Sandoval trau-
rigen Mine/ daß sie wider Willen müste da seyn;
Erräht also das gantze Geheimnüß.

Gleich
H h 5
geheime Liebes-Geſchichte.

Die Koͤnigin will ſich auf keine groſſe Fragen ein-
laſſen/ ſondern laͤſt nur Alphonſum in geheim wa-
ren/ augenblicklich die Flucht zu nehmen/ ſonſt wuͤrde
er des Todes ſeyn/ weil der Koͤnig alles wuͤſte/
was paſſirete.

Alphonſus, der wohl mercket/ wie viel es nun ge-
ſchlagen/ fliehet nach den feſten Schloſſe Soria, wel-
ches dem Dom Juan de Luna zu gehoͤret. Dom Ju-
an
verſpricht ihm Schutz/ aber er ſolte ſich ſeines ihm
laͤngſt gethanen Verſprechens errinnern/ daß er die
Graͤfin von Saint Etienne heyrathen wolte.

Alphonſus verneuert alſo ſein Verſprechen des-
wegen/ und bittet Dom Juan, er moͤchte nur ſeine
Baſe/ ermeldte Graͤfin/ nach Sona bringen/ ſo wol-
te er ſich gleich mit ihr vermaͤhler. Dom Juan thut
ſolches/ und laͤſt die Graͤfin von Etienne nach Soria
kommen: Er begehet aber dabey einen groſſen Feh-
ler/ indem er Catharinnen von Sandoval entfuͤhret/
in die er ſich verliebet hat/ ſo bald er ihr den Vortrag
gethan/ ſie an ſtatt Alphonſus zu eheligen; und ſie
gleichfalls nach Soria bringet/ iedoch weder vor der
Graͤfin noch vor Alphonſo ſehen laͤſt/ ſondern ſie in
einem abſonderlichen Zimmer verwahret.

Alphonſus und die G[raͤ]fin von Etienne ſeynd
in deß einig/ und ihre Vermaͤhlung ſoll den andern
Tag voꝛ ſich gehen/ als das Ungluͤck Alphonſum auf
einen Wall bꝛinget/ von dar er Catharinẽ von Sando-
val
zum Fenſter heraus ſehen gewahr wird. Seine
erſte Liebe zuͤndet ſich bey dieſen Anblick wieder von
neuen an/ und er ſpuͤret aus der von Sandoval trau-
rigen Mine/ daß ſie wider Willen muͤſte da ſeyn;
Erraͤht alſo das gantze Geheimnuͤß.

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[449/0485] geheime Liebes-Geſchichte. Die Koͤnigin will ſich auf keine groſſe Fragen ein- laſſen/ ſondern laͤſt nur Alphonſum in geheim wa- ren/ augenblicklich die Flucht zu nehmen/ ſonſt wuͤrde er des Todes ſeyn/ weil der Koͤnig alles wuͤſte/ was paſſirete. Alphonſus, der wohl mercket/ wie viel es nun ge- ſchlagen/ fliehet nach den feſten Schloſſe Soria, wel- ches dem Dom Juan de Luna zu gehoͤret. Dom Ju- an verſpricht ihm Schutz/ aber er ſolte ſich ſeines ihm laͤngſt gethanen Verſprechens errinnern/ daß er die Graͤfin von Saint Etienne heyrathen wolte. Alphonſus verneuert alſo ſein Verſprechen des- wegen/ und bittet Dom Juan, er moͤchte nur ſeine Baſe/ ermeldte Graͤfin/ nach Sona bringen/ ſo wol- te er ſich gleich mit ihr vermaͤhler. Dom Juan thut ſolches/ und laͤſt die Graͤfin von Etienne nach Soria kommen: Er begehet aber dabey einen groſſen Feh- ler/ indem er Catharinnen von Sandoval entfuͤhret/ in die er ſich verliebet hat/ ſo bald er ihr den Vortrag gethan/ ſie an ſtatt Alphonſus zu eheligen; und ſie gleichfalls nach Soria bringet/ iedoch weder vor der Graͤfin noch vor Alphonſo ſehen laͤſt/ ſondern ſie in einem abſonderlichen Zimmer verwahret. Alphonſus und die Graͤfin von Etienne ſeynd in deß einig/ und ihre Vermaͤhlung ſoll den andern Tag voꝛ ſich gehen/ als das Ungluͤck Alphonſum auf einen Wall bꝛinget/ von dar er Catharinẽ von Sando- val zum Fenſter heraus ſehen gewahr wird. Seine erſte Liebe zuͤndet ſich bey dieſen Anblick wieder von neuen an/ und er ſpuͤret aus der von Sandoval trau- rigen Mine/ daß ſie wider Willen muͤſte da ſeyn; Erraͤht alſo das gantze Geheimnuͤß. Gleich H h 5

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/485>, abgerufen am 22.11.2024.