Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

geheime Liebes-Geschichte.
wohl bedienet/ und sey alles/ was man/ vor seiner
Heyrath mit ihr/ sie von seiner Untüchtigkeit bereden
wollen/ die gröste Verleumdung und Lügen gewesen.
Weil sie nun dieses alles anders befunden/ als sie ge-
fürchtet/ wäre sie auch verpflichtet/ ihn allein zu lie-
ben/ und keinem andern einzigen freundlichen Blick
zu geben.

Also liebet sie in der That Alphonsum, indem sie
vermeynet den König zu lieben; Und hasset den Kö-
nig/ indem sie sich entschließet/ Alphonsum zu hassen.

Der gantze Hoff mercket an ihr/ daß sie den König
seint dieser verwichenen Nacht über die massen hoch
halte/ und keinen andern fast nicht anzusehen würdi-
ge. Sie vertrauet auch einer ihrer Bedienten die
Ursache/ daß man dem Könige groß Unrecht wegen
seines Unvermögens thue/ diese aber/ so von Alphon-
sus
durch Geschencke gewonnen/ schwatzet ihm die-
ses wieder/ dahero erfähret er/ woran es liege/ daß
ihm die Königin frostiger als sonst begegne; Jn der
That aber ihm mehr als sonsten liebete.

Nun hätte er sich gerne ihr offenbahret/ wann er
es nur wagen dürffen: Jndes begnüget er sich/ daß er
dieser Confidente nur so viel saget: Der König kön-
ne auch wohl die Königin betrogen haben/ und einen
andern an seine Stelle liegen lassen.

Die Confidente bringet solche Reden der Köni-
gin wieder zu: Diese Princessin sich errinnernd/ daß
der König sich nicht wohl befunden; daß er wäre auf-
gestanden; hinaus gegangen; und wieder gekom-
men; und noch einmahl hinaus gegangen; auch sich
einiger Tone desjenigen/ der selbige Nacht bey ihr
gelegen/ errinnrend/ welche nicht gäntzlich mit des

Köni-

geheime Liebes-Geſchichte.
wohl bedienet/ und ſey alles/ was man/ vor ſeiner
Heyrath mit ihr/ ſie von ſeiner Untuͤchtigkeit bereden
wollen/ die groͤſte Verleumdung und Luͤgen geweſen.
Weil ſie nun dieſes alles anders befunden/ als ſie ge-
fuͤrchtet/ waͤre ſie auch verpflichtet/ ihn allein zu lie-
ben/ und keinem andern einzigen freundlichen Blick
zu geben.

Alſo liebet ſie in der That Alphonſum, indem ſie
vermeynet den Koͤnig zu lieben; Und haſſet den Koͤ-
nig/ indem ſie ſich entſchließet/ Alphonſum zu haſſen.

Der gantze Hoff mercket an ihr/ daß ſie den Koͤnig
ſeint dieſer verwichenen Nacht uͤber die maſſen hoch
halte/ und keinen andern faſt nicht anzuſehen wuͤrdi-
ge. Sie vertrauet auch einer ihrer Bedienten die
Urſache/ daß man dem Koͤnige groß Unrecht wegen
ſeines Unvermoͤgens thue/ dieſe aber/ ſo von Alphon-
ſus
durch Geſchencke gewonnen/ ſchwatzet ihm die-
ſes wieder/ dahero erfaͤhret er/ woran es liege/ daß
ihm die Koͤnigin froſtiger als ſonſt begegne; Jn der
That aber ihm mehr als ſonſten liebete.

Nun haͤtte er ſich gerne ihr offenbahret/ wann er
es nur wagen duͤrffen: Jndes begnuͤget er ſich/ daß er
dieſer Confidente nur ſo viel ſaget: Der Koͤnig koͤn-
ne auch wohl die Koͤnigin betrogen haben/ und einen
andern an ſeine Stelle liegen laſſen.

Die Confidente bringet ſolche Reden der Koͤni-
gin wieder zu: Dieſe Princeſſin ſich errinnernd/ daß
der Koͤnig ſich nicht wohl befunden; daß er waͤre auf-
geſtanden; hinaus gegangen; und wieder gekom-
men; und noch einmahl hinaus gegangen; auch ſich
einiger Tone desjenigen/ der ſelbige Nacht bey ihr
gelegen/ errinnrend/ welche nicht gaͤntzlich mit des

Koͤni-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0473" n="437"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">geheime Liebes-Ge&#x017F;chichte.</hi></fw><lb/>
wohl bedienet/ und &#x017F;ey alles/ was man/ vor &#x017F;einer<lb/>
Heyrath mit ihr/ &#x017F;ie von &#x017F;einer Untu&#x0364;chtigkeit bereden<lb/>
wollen/ die gro&#x0364;&#x017F;te Verleumdung und Lu&#x0364;gen gewe&#x017F;en.<lb/>
Weil &#x017F;ie nun die&#x017F;es alles anders befunden/ als &#x017F;ie ge-<lb/>
fu&#x0364;rchtet/ wa&#x0364;re &#x017F;ie auch verpflichtet/ ihn allein zu lie-<lb/>
ben/ und keinem andern einzigen freundlichen Blick<lb/>
zu geben.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o liebet &#x017F;ie in der That <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;um,</hi> indem &#x017F;ie<lb/>
vermeynet den Ko&#x0364;nig zu lieben; Und ha&#x017F;&#x017F;et den Ko&#x0364;-<lb/>
nig/ indem &#x017F;ie &#x017F;ich ent&#x017F;chließet/ <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;um</hi> zu ha&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Der gantze Hoff mercket an ihr/ daß &#x017F;ie den Ko&#x0364;nig<lb/>
&#x017F;eint die&#x017F;er verwichenen Nacht u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en hoch<lb/>
halte/ und keinen andern fa&#x017F;t nicht anzu&#x017F;ehen wu&#x0364;rdi-<lb/>
ge. Sie vertrauet auch einer ihrer Bedienten die<lb/>
Ur&#x017F;ache/ daß man dem Ko&#x0364;nige groß Unrecht wegen<lb/>
&#x017F;eines Unvermo&#x0364;gens thue/ die&#x017F;e aber/ &#x017F;o von <hi rendition="#aq">Alphon-<lb/>
&#x017F;us</hi> durch Ge&#x017F;chencke gewonnen/ &#x017F;chwatzet ihm die-<lb/>
&#x017F;es wieder/ dahero erfa&#x0364;hret er/ woran es liege/ daß<lb/>
ihm die Ko&#x0364;nigin fro&#x017F;tiger als &#x017F;on&#x017F;t begegne; Jn der<lb/>
That aber ihm mehr als &#x017F;on&#x017F;ten liebete.</p><lb/>
            <p>Nun ha&#x0364;tte er &#x017F;ich gerne ihr offenbahret/ wann er<lb/>
es nur wagen du&#x0364;rffen: Jndes begnu&#x0364;get er &#x017F;ich/ daß er<lb/>
die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Confidente</hi> nur &#x017F;o viel &#x017F;aget: Der Ko&#x0364;nig ko&#x0364;n-<lb/>
ne auch wohl die Ko&#x0364;nigin betrogen haben/ und einen<lb/>
andern an &#x017F;eine Stelle liegen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Confidente</hi> bringet &#x017F;olche Reden der Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin wieder zu: Die&#x017F;e Prince&#x017F;&#x017F;in &#x017F;ich errinnernd/ daß<lb/>
der Ko&#x0364;nig &#x017F;ich nicht wohl befunden; daß er wa&#x0364;re auf-<lb/>
ge&#x017F;tanden; hinaus gegangen; und wieder gekom-<lb/>
men; und noch einmahl hinaus gegangen; auch &#x017F;ich<lb/>
einiger Tone desjenigen/ der &#x017F;elbige Nacht bey ihr<lb/>
gelegen/ errinnrend/ welche nicht ga&#x0364;ntzlich mit des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ko&#x0364;ni-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0473] geheime Liebes-Geſchichte. wohl bedienet/ und ſey alles/ was man/ vor ſeiner Heyrath mit ihr/ ſie von ſeiner Untuͤchtigkeit bereden wollen/ die groͤſte Verleumdung und Luͤgen geweſen. Weil ſie nun dieſes alles anders befunden/ als ſie ge- fuͤrchtet/ waͤre ſie auch verpflichtet/ ihn allein zu lie- ben/ und keinem andern einzigen freundlichen Blick zu geben. Alſo liebet ſie in der That Alphonſum, indem ſie vermeynet den Koͤnig zu lieben; Und haſſet den Koͤ- nig/ indem ſie ſich entſchließet/ Alphonſum zu haſſen. Der gantze Hoff mercket an ihr/ daß ſie den Koͤnig ſeint dieſer verwichenen Nacht uͤber die maſſen hoch halte/ und keinen andern faſt nicht anzuſehen wuͤrdi- ge. Sie vertrauet auch einer ihrer Bedienten die Urſache/ daß man dem Koͤnige groß Unrecht wegen ſeines Unvermoͤgens thue/ dieſe aber/ ſo von Alphon- ſus durch Geſchencke gewonnen/ ſchwatzet ihm die- ſes wieder/ dahero erfaͤhret er/ woran es liege/ daß ihm die Koͤnigin froſtiger als ſonſt begegne; Jn der That aber ihm mehr als ſonſten liebete. Nun haͤtte er ſich gerne ihr offenbahret/ wann er es nur wagen duͤrffen: Jndes begnuͤget er ſich/ daß er dieſer Confidente nur ſo viel ſaget: Der Koͤnig koͤn- ne auch wohl die Koͤnigin betrogen haben/ und einen andern an ſeine Stelle liegen laſſen. Die Confidente bringet ſolche Reden der Koͤni- gin wieder zu: Dieſe Princeſſin ſich errinnernd/ daß der Koͤnig ſich nicht wohl befunden; daß er waͤre auf- geſtanden; hinaus gegangen; und wieder gekom- men; und noch einmahl hinaus gegangen; auch ſich einiger Tone desjenigen/ der ſelbige Nacht bey ihr gelegen/ errinnrend/ welche nicht gaͤntzlich mit des Koͤni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/473
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/473>, abgerufen am 18.05.2024.