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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.
man doch nicht/ Don Alphonso großmüthige That
nach Verdienst zu loben. Nun waren auch auf seiner
Seite die Königin/ die Printzen/ und die Grossen des
Königreichs; also wurd er beym König ausgesöh-
net/ und liesse sich wieder bey Hofe sehen.

Nach einem Monate/ so in höchster Furcht zu
Villhorado verstrich/ besserte es sich also mit dem
Hertzog von Arione, daß er ausser Gefahr war/ und
seine Gemahlin nahme mit der neuen Hoffnung auch
ein neues Leben an sich. Die Genesung ware nach
diesem so geschwind/ als der Anfall erstlich hefftig
gewesen; Victoria, von Freuden überhäuffet/
dachte an nichts/ als in solcher Vollkommenheit zu
lieben/ wie sie geliebet wurde/ und nach dem Maaß/
daß Federic seine Kräffte wieder bekam/ so nahme
sie auch alle ihre Schönheit wieder an sich/ welche
das stete Wachen/ und die Thränen in etwas ver-
mindert hatte.

Als der Hertzog von Arione wieder in so weit
gesund/ daß er schon spatzieren fahren kunte/ truge
sich etwas zu/ das vollends ihm und seiner Gemahlin
die völlige Nachricht wegen des Brieffes gabe/ wel-
cher soviel Unruhe gemacht. Zwey von seinen Be-
dienten hatten sich geschlagen/ und der eine davon
wurd biß auf den Tod verwundet. Er ließ den Her-
tzog und die Hertzogin gantz demüthig bitten/ ihm
noch einen Augenblick vor seinem Ende zu sehen: wie
sie nun über die maßen gütig/ also verfügeten sie sich
zu dem Sterbenden. Er eröffnete ihm unter einer
hertzlichen Reue alles/ wie er sich durch Don Alva-
ros
Geschencke und Versprechungen betrügen las-
sen/ an ihnen Untreu zu werden/ und das offene

Schrei-
B b 2

Liebes-Geſchichte.
man doch nicht/ Don Alphonſo großmuͤthige That
nach Verdienſt zu loben. Nun waren auch auf ſeiner
Seite die Koͤnigin/ die Printzen/ und die Groſſen des
Koͤnigreichs; alſo wurd er beym Koͤnig ausgeſoͤh-
net/ und lieſſe ſich wieder bey Hofe ſehen.

Nach einem Monate/ ſo in hoͤchſter Furcht zu
Villhorado verſtrich/ beſſerte es ſich alſo mit dem
Hertzog von Arione, daß er auſſer Gefahr war/ und
ſeine Gemahlin nahme mit der neuen Hoffnung auch
ein neues Leben an ſich. Die Geneſung ware nach
dieſem ſo geſchwind/ als der Anfall erſtlich hefftig
geweſen; Victoria, von Freuden uͤberhaͤuffet/
dachte an nichts/ als in ſolcher Vollkommenheit zu
lieben/ wie ſie geliebet wurde/ und nach dem Maaß/
daß Federic ſeine Kraͤffte wieder bekam/ ſo nahme
ſie auch alle ihre Schoͤnheit wieder an ſich/ welche
das ſtete Wachen/ und die Thraͤnen in etwas ver-
mindert hatte.

Als der Hertzog von Arione wieder in ſo weit
geſund/ daß er ſchon ſpatzieren fahren kunte/ truge
ſich etwas zu/ das vollends ihm und ſeiner Gemahlin
die voͤllige Nachricht wegen des Brieffes gabe/ wel-
cher ſoviel Unruhe gemacht. Zwey von ſeinen Be-
dienten hatten ſich geſchlagen/ und der eine davon
wurd biß auf den Tod verwundet. Er ließ den Her-
tzog und die Hertzogin gantz demuͤthig bitten/ ihm
noch einen Augenblick vor ſeinem Ende zu ſehen: wie
ſie nun uͤber die maßen guͤtig/ alſo verfuͤgeten ſie ſich
zu dem Sterbenden. Er eroͤffnete ihm unter einer
hertzlichen Reue alles/ wie er ſich durch Don Alva-
ros
Geſchencke und Verſprechungen betruͤgen laſ-
ſen/ an ihnen Untreu zu werden/ und das offene

Schrei-
B b 2
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[359/0391] Liebes-Geſchichte. man doch nicht/ Don Alphonſo großmuͤthige That nach Verdienſt zu loben. Nun waren auch auf ſeiner Seite die Koͤnigin/ die Printzen/ und die Groſſen des Koͤnigreichs; alſo wurd er beym Koͤnig ausgeſoͤh- net/ und lieſſe ſich wieder bey Hofe ſehen. Nach einem Monate/ ſo in hoͤchſter Furcht zu Villhorado verſtrich/ beſſerte es ſich alſo mit dem Hertzog von Arione, daß er auſſer Gefahr war/ und ſeine Gemahlin nahme mit der neuen Hoffnung auch ein neues Leben an ſich. Die Geneſung ware nach dieſem ſo geſchwind/ als der Anfall erſtlich hefftig geweſen; Victoria, von Freuden uͤberhaͤuffet/ dachte an nichts/ als in ſolcher Vollkommenheit zu lieben/ wie ſie geliebet wurde/ und nach dem Maaß/ daß Federic ſeine Kraͤffte wieder bekam/ ſo nahme ſie auch alle ihre Schoͤnheit wieder an ſich/ welche das ſtete Wachen/ und die Thraͤnen in etwas ver- mindert hatte. Als der Hertzog von Arione wieder in ſo weit geſund/ daß er ſchon ſpatzieren fahren kunte/ truge ſich etwas zu/ das vollends ihm und ſeiner Gemahlin die voͤllige Nachricht wegen des Brieffes gabe/ wel- cher ſoviel Unruhe gemacht. Zwey von ſeinen Be- dienten hatten ſich geſchlagen/ und der eine davon wurd biß auf den Tod verwundet. Er ließ den Her- tzog und die Hertzogin gantz demuͤthig bitten/ ihm noch einen Augenblick vor ſeinem Ende zu ſehen: wie ſie nun uͤber die maßen guͤtig/ alſo verfuͤgeten ſie ſich zu dem Sterbenden. Er eroͤffnete ihm unter einer hertzlichen Reue alles/ wie er ſich durch Don Alva- ros Geſchencke und Verſprechungen betruͤgen laſ- ſen/ an ihnen Untreu zu werden/ und das offene Schrei- B b 2

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/391>, abgerufen am 17.05.2024.