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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.
ne und ihre Augen begegneten doch offt einander mit
den Blicken/ und sageten sich tausend süße Gedan-
cken/ davon die Liebe einen Dolmetscher abgabe.

Man brach zwey Tage darauf nach Vaillado-
lid
auf. Der König von Castilien empfieng die Kö-
nigin von Navarra, ihre Princeßin Tochter/ und den
Printz von Viana mit grossen Freudens-Bezeugun-
gen. Den andern Tag wurde die Vermählung in
Beyseyn aller Grands d'Espagne durch den Car-
dinal Don Pedro de Cervantes
mit prächtigen
Trauungs-Solennitäten vollzogen. Man hielt ei-
nen grossen Ball bey der Princeßin von Asturias,
und drey Tage darauf dem königlichen Befehl zu
folge ein köstliches Turnier/ und weil der Printz von
Asturias wegen seiner Jugend annoch zu zart/ so
wurde Don Alvaros de Luna nicht ohne Mißgnnst
der andern zum Planhalter ernennet.

Alle Cavalliere bewurben sich um die Gunst einer
Dame/ und der Printz von Viana ersuchete so fort
Victorien, daß er als ihr Ritter erscheinen möchte:
Das Fräulein entschuldigte sich/ daß die königlichen
Printzen nur denen Princeßinnen ihres Standes
dienen dürfften: sie aber nur aus Gräflichen Hause
wäre. Allein der Printz de Viana will sich damit
nicht lassen abweisen/ biß endlich sich Victoria ent-
schliesset/ sie wolle sich aus Ehrerbietung dessen an-
fordern nicht länger widersetzen.

Der Printz befande sich nach so erhaltener Ant-
wort/ ob sie zwar nur aus bloßer Höflichkeit herkam/
sehr vergnüget; welches des Hertzogs von Arione
aufmercksamen Augen gleich gewahr wurden; da-
her er sich dann dem Fräulein näherte/ und anhub:

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Liebes-Geſchichte.
ne und ihre Augen begegneten doch offt einander mit
den Blicken/ und ſageten ſich tauſend ſuͤße Gedan-
cken/ davon die Liebe einen Dolmetſcher abgabe.

Man brach zwey Tage darauf nach Vaillado-
lid
auf. Der Koͤnig von Caſtilien empfieng die Koͤ-
nigin von Navarra, ihre Princeßin Tochter/ und den
Printz von Viana mit groſſen Freudens-Bezeugun-
gen. Den andern Tag wurde die Vermaͤhlung in
Beyſeyn aller Grands d’Eſpagne durch den Car-
dinal Don Pedro de Cervantes
mit praͤchtigen
Trauungs-Solennitaͤten vollzogen. Man hielt ei-
nen groſſen Ball bey der Princeßin von Aſturias,
und drey Tage darauf dem koͤniglichen Befehl zu
folge ein koͤſtliches Turnier/ und weil der Printz von
Aſturias wegen ſeiner Jugend annoch zu zart/ ſo
wurde Don Alvaros de Luna nicht ohne Mißgnnſt
der andern zum Planhalter ernennet.

Alle Cavalliere bewurben ſich um die Gunſt einer
Dame/ und der Printz von Viana erſuchete ſo fort
Victorien, daß er als ihr Ritter erſcheinen moͤchte:
Das Fraͤulein entſchuldigte ſich/ daß die koͤniglichen
Printzen nur denen Princeßinnen ihres Standes
dienen duͤrfften: ſie aber nur aus Graͤflichen Hauſe
waͤre. Allein der Printz de Viana will ſich damit
nicht laſſen abweiſen/ biß endlich ſich Victoria ent-
ſchlieſſet/ ſie wolle ſich aus Ehrerbietung deſſen an-
fordern nicht laͤnger widerſetzen.

Der Printz befande ſich nach ſo erhaltener Ant-
wort/ ob ſie zwar nur aus bloßer Hoͤflichkeit herkam/
ſehr vergnuͤget; welches des Hertzogs von Arione
aufmerckſamen Augen gleich gewahr wurden; da-
her er ſich dann dem Fraͤulein naͤherte/ und anhub:

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[317/0349] Liebes-Geſchichte. ne und ihre Augen begegneten doch offt einander mit den Blicken/ und ſageten ſich tauſend ſuͤße Gedan- cken/ davon die Liebe einen Dolmetſcher abgabe. Man brach zwey Tage darauf nach Vaillado- lid auf. Der Koͤnig von Caſtilien empfieng die Koͤ- nigin von Navarra, ihre Princeßin Tochter/ und den Printz von Viana mit groſſen Freudens-Bezeugun- gen. Den andern Tag wurde die Vermaͤhlung in Beyſeyn aller Grands d’Eſpagne durch den Car- dinal Don Pedro de Cervantes mit praͤchtigen Trauungs-Solennitaͤten vollzogen. Man hielt ei- nen groſſen Ball bey der Princeßin von Aſturias, und drey Tage darauf dem koͤniglichen Befehl zu folge ein koͤſtliches Turnier/ und weil der Printz von Aſturias wegen ſeiner Jugend annoch zu zart/ ſo wurde Don Alvaros de Luna nicht ohne Mißgnnſt der andern zum Planhalter ernennet. Alle Cavalliere bewurben ſich um die Gunſt einer Dame/ und der Printz von Viana erſuchete ſo fort Victorien, daß er als ihr Ritter erſcheinen moͤchte: Das Fraͤulein entſchuldigte ſich/ daß die koͤniglichen Printzen nur denen Princeßinnen ihres Standes dienen duͤrfften: ſie aber nur aus Graͤflichen Hauſe waͤre. Allein der Printz de Viana will ſich damit nicht laſſen abweiſen/ biß endlich ſich Victoria ent- ſchlieſſet/ ſie wolle ſich aus Ehrerbietung deſſen an- fordern nicht laͤnger widerſetzen. Der Printz befande ſich nach ſo erhaltener Ant- wort/ ob ſie zwar nur aus bloßer Hoͤflichkeit herkam/ ſehr vergnuͤget; welches des Hertzogs von Arione aufmerckſamen Augen gleich gewahr wurden; da- her er ſich dann dem Fraͤulein naͤherte/ und anhub: Jch Y 5

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/349>, abgerufen am 22.11.2024.