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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Die Würckungen
indeß regieret/ ohne diß den Hertzog von Vandome
zu nah getreten/ indem sie des übergegangenen Mon-
sieur
von Bourbon Güter an sich gebracht/ die den
Hertzog durch die Substitution an die Königliche
Seiten Lienie von Vandome gehöret.

Nichts desto weniger schlägt er bescheidentlich solch
Anerbiethen ab/ begiebt sich nach Lion/ und versichert
daselbst Madame d' Angouleme in ihrer Regie-
rung/ fasset auch mit ihr Rath/ wie Franckreich aus
seinen eusersten Unglück am besten zu erretten sey.

Jn so allgemeiner Noth erweget auch die Gräfin
von Chateau-Briant, wie vergänglich alle irrdische
Hoheit/ Gewalt/ und Vergnügung sey/ und sehnet
sich nach einen Orte/ wo sie ihr Leben einsam und in
Ruhe zubringen kan.

Endlich trachtet sie dahin/ sich wieder bey ihrem
Gemahl auszusöhnen/ damit sie dann ihr eintziges
Fräulein desto besser aufferziehen und ihr solche Leh-
ren geben möchte/ durch die sie verwahret/ das Un-
glück vermeiden könte/ in welches ihre unseelige Pas-
sion sie selbst gestürtzet hätte.

Dieses Geschäffte desto besser anzugreiffen/ nimmt sie den
Grafen de Laval, des Graf de Chateau-Briant seinen Herrn
Vetter zum Mittler/ der sich auch dazu gantz willig erweiset/
sich zu ihm bebiebet/ und ihn durch die geschicktesten Gründe
zu überreden suchet/ seine Gemahlin wieder anzunehmen/ und
ihrer Schwachheiten/ die sie etwan möchte begangen haben/
zu vergessen.

Erstlich schiene der Graf schwer daran zu gehen. Endlich
gab er sich/ und willigte darein/ seine Frau möchte wieder zu
ihm kommen: versprach auch mit hohen Eydschwüren/ daß er
ihr nicht die geringste Gewalt thun wolte.

Madame de Chateau-Briant vernimmt diese Post mit grossen
Freuden/ und begiebt sich nach dem Schloß ihres Gemahls.
Er hat ihr ein eigenes Zimmer gantz mit Trauer bezogen lassen

zu-

Die Wuͤrckungen
indeß regieret/ ohne diß den Hertzog von Vandome
zu nah getreten/ indem ſie des uͤbergegangenen Mon-
ſieur
von Bourbon Guͤter an ſich gebracht/ die den
Hertzog durch die Subſtitution an die Koͤnigliche
Seiten Lienie von Vandome gehoͤret.

Nichts deſto weniger ſchlaͤgt er beſcheidentlich ſolch
Anerbiethen ab/ begiebt ſich nach Lion/ und verſichert
daſelbſt Madame d’ Angoulême in ihrer Regie-
rung/ faſſet auch mit ihr Rath/ wie Franckreich aus
ſeinen euſerſten Ungluͤck am beſten zu erretten ſey.

Jn ſo allgemeiner Noth erweget auch die Graͤfin
von Chateau-Briant, wie vergaͤnglich alle irrdiſche
Hoheit/ Gewalt/ und Vergnuͤgung ſey/ und ſehnet
ſich nach einen Orte/ wo ſie ihr Leben einſam und in
Ruhe zubringen kan.

Endlich trachtet ſie dahin/ ſich wieder bey ihrem
Gemahl auszuſoͤhnen/ damit ſie dann ihr eintziges
Fraͤulein deſto beſſer aufferziehen und ihr ſolche Leh-
ren geben moͤchte/ durch die ſie verwahret/ das Un-
gluͤck vermeiden koͤnte/ in welches ihre unſeelige Paſ-
ſion ſie ſelbſt geſtuͤrtzet haͤtte.

Dieſes Geſchaͤffte deſto beſſer anzugreiffen/ nim̃t ſie den
Grafen de Laval, des Graf de Chateau-Briant ſeinen Herꝛn
Vetter zum Mittler/ der ſich auch dazu gantz willig erweiſet/
ſich zu ihm bebiebet/ und ihn durch die geſchickteſten Gründe
zu uͤberreden ſuchet/ ſeine Gemahlin wieder anzunehmen/ und
ihrer Schwachheiten/ die ſie etwan möchte begangen haben/
zu vergeſſen.

Erſtlich ſchiene der Graf ſchwer daran zu gehen. Endlich
gab er ſich/ und willigte darein/ ſeine Frau moͤchte wieder zu
ihm kommen: verſprach auch mit hohen Eydſchwuͤren/ daß er
ihr nicht die geringſte Gewalt thun wolte.

Madame de Chateau-Briant vernim̃t dieſe Poſt mit groſſen
Freuden/ und begiebt ſich nach dem Schloß ihres Gemahls.
Er hat ihr ein eigenes Zimmer gantz mit Trauer bezogen laſſen

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[182/0206] Die Wuͤrckungen indeß regieret/ ohne diß den Hertzog von Vandome zu nah getreten/ indem ſie des uͤbergegangenen Mon- ſieur von Bourbon Guͤter an ſich gebracht/ die den Hertzog durch die Subſtitution an die Koͤnigliche Seiten Lienie von Vandome gehoͤret. Nichts deſto weniger ſchlaͤgt er beſcheidentlich ſolch Anerbiethen ab/ begiebt ſich nach Lion/ und verſichert daſelbſt Madame d’ Angoulême in ihrer Regie- rung/ faſſet auch mit ihr Rath/ wie Franckreich aus ſeinen euſerſten Ungluͤck am beſten zu erretten ſey. Jn ſo allgemeiner Noth erweget auch die Graͤfin von Chateau-Briant, wie vergaͤnglich alle irrdiſche Hoheit/ Gewalt/ und Vergnuͤgung ſey/ und ſehnet ſich nach einen Orte/ wo ſie ihr Leben einſam und in Ruhe zubringen kan. Endlich trachtet ſie dahin/ ſich wieder bey ihrem Gemahl auszuſoͤhnen/ damit ſie dann ihr eintziges Fraͤulein deſto beſſer aufferziehen und ihr ſolche Leh- ren geben moͤchte/ durch die ſie verwahret/ das Un- gluͤck vermeiden koͤnte/ in welches ihre unſeelige Paſ- ſion ſie ſelbſt geſtuͤrtzet haͤtte. Dieſes Geſchaͤffte deſto beſſer anzugreiffen/ nim̃t ſie den Grafen de Laval, des Graf de Chateau-Briant ſeinen Herꝛn Vetter zum Mittler/ der ſich auch dazu gantz willig erweiſet/ ſich zu ihm bebiebet/ und ihn durch die geſchickteſten Gründe zu uͤberreden ſuchet/ ſeine Gemahlin wieder anzunehmen/ und ihrer Schwachheiten/ die ſie etwan möchte begangen haben/ zu vergeſſen. Erſtlich ſchiene der Graf ſchwer daran zu gehen. Endlich gab er ſich/ und willigte darein/ ſeine Frau moͤchte wieder zu ihm kommen: verſprach auch mit hohen Eydſchwuͤren/ daß er ihr nicht die geringſte Gewalt thun wolte. Madame de Chateau-Briant vernim̃t dieſe Poſt mit groſſen Freuden/ und begiebt ſich nach dem Schloß ihres Gemahls. Er hat ihr ein eigenes Zimmer gantz mit Trauer bezogen laſſen zu-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/206>, abgerufen am 03.05.2024.