Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.Von den Veränderungen welcher von dem Hofe bereits gewonnen gewesen/aufgestanden/ um Urlaub zu reden gebethen/ und noch dessen Erhaltung gesaget: Wie er sich sehr wundere/ daß man von Absetzung des Königes fast in seiner Gegenwart/ und da man unter seinen Ca- nonen und in seinem Schlosse sich befände/ reden wolte: Eine Sache von solcher Wichtigkeit liesse sich nicht per pluralitatem votorum tractiren. Man mache diese Assemblee als zu einer Wahl- stadt/ da vielen würde Angst genug werden/ nur die Gegenwart Gustavi zu ertragen/ wenn er die Waffen in der Hand hätte. Er frage die Stände/ was sie denn vor Macht Gustavo entgegen setzen wolten/ da er die gantze Armee auf seiner Seite hätte; Und wenn er auch willig die Krone nieder- legen wolte/ wovon sie ihm die Unkosten wolten wiedergeben/ die er zur Defension des Staats an- gewendet hätte? Er würde doch nicht ehe die ab- solute Gewalt weggeben/ als biß er bezahlet wä- re: Schweden hätte dißmahl so viel Feinde/ daß es wohl einen tapffern König vonnöthen: die Furcht und der Respect vor der Person Gustavi hielte die Feinde mehr/ als die Schwedische Macht zurücke: Man solte sehen/ wann Gustavus vom Throne stiege/ ob nicht Christiern oder Friedericus aus Dennemarck wieder hinauf steigen würden. Nun wüsten sie ingesamt/ was sie von Dänischer Herr- schafft vor Nutzen hätten. Also hienge des König- reichs Wolfahrt an Gustavi Person; und wäre besser/ daß die Clerisey von ihren Privilegien etwas des gemeinen Bestens halben fahren liesse/ als daß sie
Von den Veraͤnderungen welcher von dem Hofe bereits gewonnen geweſen/aufgeſtanden/ um Urlaub zu reden gebethen/ und noch deſſen Erhaltung geſaget: Wie er ſich ſehr wundere/ daß man von Abſetzung des Koͤniges faſt in ſeiner Gegenwart/ und da man unter ſeinen Ca- nonen und in ſeinem Schloſſe ſich befaͤnde/ reden wolte: Eine Sache von ſolcher Wichtigkeit lieſſe ſich nicht per pluralitatem votorum tractiren. Man mache dieſe Aſſemblée als zu einer Wahl- ſtadt/ da vielen wuͤrde Angſt genug werden/ nur die Gegenwart Guſtavi zu ertragen/ wenn er die Waffen in der Hand haͤtte. Er frage die Staͤnde/ was ſie denn vor Macht Guſtavo entgegen ſetzen wolten/ da er die gantze Armée auf ſeiner Seite haͤtte; Und wenn er auch willig die Krone nieder- legen wolte/ wovon ſie ihm die Unkoſten wolten wiedergeben/ die er zur Defenſion des Staats an- gewendet haͤtte? Er wuͤrde doch nicht ehe die ab- ſolute Gewalt weggeben/ als biß er bezahlet waͤ- re: Schweden haͤtte dißmahl ſo viel Feinde/ daß es wohl einen tapffern Koͤnig vonnoͤthen: die Furcht und der Reſpect vor der Perſon Guſtavi hielte die Feinde mehr/ als die Schwediſche Macht zuruͤcke: Man ſolte ſehen/ wann Guſtavus vom Throne ſtiege/ ob nicht Chriſtiern oder Friedericus aus Dennemarck wieder hinauf ſteigen wuͤrden. Nun wuͤſten ſie ingeſamt/ was ſie von Daͤniſcher Herꝛ- ſchafft vor Nutzen haͤtten. Alſo hienge des Koͤnig- reichs Wolfahrt an Guſtavi Perſon; und waͤre beſſer/ daß die Cleriſey von ihren Privilegien etwas des gemeinen Beſtens halben fahren lieſſe/ als daß ſie
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Von den Veraͤnderungen
welcher von dem Hofe bereits gewonnen geweſen/
aufgeſtanden/ um Urlaub zu reden gebethen/ und
noch deſſen Erhaltung geſaget: Wie er ſich ſehr
wundere/ daß man von Abſetzung des Koͤniges faſt
in ſeiner Gegenwart/ und da man unter ſeinen Ca-
nonen und in ſeinem Schloſſe ſich befaͤnde/ reden
wolte: Eine Sache von ſolcher Wichtigkeit lieſſe
ſich nicht per pluralitatem votorum tractiren.
Man mache dieſe Aſſemblée als zu einer Wahl-
ſtadt/ da vielen wuͤrde Angſt genug werden/ nur
die Gegenwart Guſtavi zu ertragen/ wenn er die
Waffen in der Hand haͤtte. Er frage die Staͤnde/
was ſie denn vor Macht Guſtavo entgegen ſetzen
wolten/ da er die gantze Armée auf ſeiner Seite
haͤtte; Und wenn er auch willig die Krone nieder-
legen wolte/ wovon ſie ihm die Unkoſten wolten
wiedergeben/ die er zur Defenſion des Staats an-
gewendet haͤtte? Er wuͤrde doch nicht ehe die ab-
ſolute Gewalt weggeben/ als biß er bezahlet waͤ-
re: Schweden haͤtte dißmahl ſo viel Feinde/ daß
es wohl einen tapffern Koͤnig vonnoͤthen: die Furcht
und der Reſpect vor der Perſon Guſtavi hielte die
Feinde mehr/ als die Schwediſche Macht zuruͤcke:
Man ſolte ſehen/ wann Guſtavus vom Throne
ſtiege/ ob nicht Chriſtiern oder Friedericus aus
Dennemarck wieder hinauf ſteigen wuͤrden. Nun
wuͤſten ſie ingeſamt/ was ſie von Daͤniſcher Herꝛ-
ſchafft vor Nutzen haͤtten. Alſo hienge des Koͤnig-
reichs Wolfahrt an Guſtavi Perſon; und waͤre
beſſer/ daß die Cleriſey von ihren Privilegien etwas
des gemeinen Beſtens halben fahren lieſſe/ als daß
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