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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
dem Wercke selbst zur Gnüge finden. Doch dieses
eintzige müsse er berühren/ um so fort den Eingang
der Geschichte leichter zu machen/ daß einem ied-
weden bekannt/ was massen die Gallier (Gaulois)
und die Frantzosen (Francois) zweene in Gesetzen
und Aufführung gantz von einander unterschiede-
ne Völcker gewesen. Die Gaulen oder Gallier
wären unter die Römische Herrschafft gebracht wor-
den/ und hätten der Römer ihre Gesetze/ Gebräu-
che und Sprache an sich genommen/ in deren Dienst-
barkeit ihnen aller Muth benommen/ dadurch sie
Rom in seinem ersten Auffwachsen zittrend ge-
macht und fast unterdruckt hätten. Also nun wä-
ren sie dazumahl nicht mehr als ein Schatten des-
jenigen gewesen/ davor man sie in gantz alten
Zeiten gefürchtet/ als die Francken/ oder Frantzo-
sen in Gallien eingefallen/ und denen Römern
die Tapferkeit der ersten Gallier hätten empfinden
lassen.

Nachdem beschreibet er das alte Gallien, und
auch die Francken/ wo selbige ihren Sitz gehabt.
Gallien, sagt er/ wurde noch/ ehe es unter der Rö-
mer Herrschafft kahm/ von seiner eigenen Obrigkeit
regieret/ der man zu Zeiten den Königes-Titul gab;
aber nicht die absolute Gewalt dabey; vielweniger
war diese Würde erblich: Allein die Meriten
und die Tugend/ welche denen Mitbürgern bekannt/
erhube einen dazu; und behilte sie auch keiner
über ein Jahr/ so sehr war man in Furchten/ es
möchte sonst dieselbe sich in eine Tyranney ver-
kehren.

Gleich-

Denckwuͤrdigkeiten
dem Wercke ſelbſt zur Gnuͤge finden. Doch dieſes
eintzige muͤſſe er beruͤhren/ um ſo fort den Eingang
der Geſchichte leichter zu machen/ daß einem ied-
weden bekannt/ was maſſen die Gallier (Gaulois)
und die Frantzoſen (François) zweene in Geſetzen
und Auffuͤhrung gantz von einander unterſchiede-
ne Voͤlcker geweſen. Die Gaulen oder Gallier
waͤren unter die Roͤmiſche Herrſchafft gebracht wor-
den/ und haͤtten der Roͤmer ihre Geſetze/ Gebraͤu-
che und Sprache an ſich genommen/ in deren Dienſt-
barkeit ihnen aller Muth benommen/ dadurch ſie
Rom in ſeinem erſten Auffwachſen zittrend ge-
macht und faſt unterdruckt haͤtten. Alſo nun waͤ-
ren ſie dazumahl nicht mehr als ein Schatten des-
jenigen geweſen/ davor man ſie in gantz alten
Zeiten gefuͤrchtet/ als die Francken/ oder Frantzo-
ſen in Gallien eingefallen/ und denen Roͤmern
die Tapferkeit der erſten Gallier haͤtten empfinden
laſſen.

Nachdem beſchreibet er das alte Gallien, und
auch die Francken/ wo ſelbige ihren Sitz gehabt.
Gallien, ſagt er/ wurde noch/ ehe es unter der Roͤ-
mer Herrſchafft kahm/ von ſeiner eigenen Obrigkeit
regieret/ der man zu Zeiten den Koͤniges-Titul gab;
aber nicht die abſolute Gewalt dabey; vielweniger
war dieſe Wuͤrde erblich: Allein die Meriten
und die Tugend/ welche denen Mitbuͤrgern bekañt/
erhube einen dazu; und behilte ſie auch keiner
uͤber ein Jahr/ ſo ſehr war man in Furchten/ es
moͤchte ſonſt dieſelbe ſich in eine Tyranney ver-
kehren.

Gleich-
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[4/0024] Denckwuͤrdigkeiten dem Wercke ſelbſt zur Gnuͤge finden. Doch dieſes eintzige muͤſſe er beruͤhren/ um ſo fort den Eingang der Geſchichte leichter zu machen/ daß einem ied- weden bekannt/ was maſſen die Gallier (Gaulois) und die Frantzoſen (François) zweene in Geſetzen und Auffuͤhrung gantz von einander unterſchiede- ne Voͤlcker geweſen. Die Gaulen oder Gallier waͤren unter die Roͤmiſche Herrſchafft gebracht wor- den/ und haͤtten der Roͤmer ihre Geſetze/ Gebraͤu- che und Sprache an ſich genommen/ in deren Dienſt- barkeit ihnen aller Muth benommen/ dadurch ſie Rom in ſeinem erſten Auffwachſen zittrend ge- macht und faſt unterdruckt haͤtten. Alſo nun waͤ- ren ſie dazumahl nicht mehr als ein Schatten des- jenigen geweſen/ davor man ſie in gantz alten Zeiten gefuͤrchtet/ als die Francken/ oder Frantzo- ſen in Gallien eingefallen/ und denen Roͤmern die Tapferkeit der erſten Gallier haͤtten empfinden laſſen. Nachdem beſchreibet er das alte Gallien, und auch die Francken/ wo ſelbige ihren Sitz gehabt. Gallien, ſagt er/ wurde noch/ ehe es unter der Roͤ- mer Herrſchafft kahm/ von ſeiner eigenen Obrigkeit regieret/ der man zu Zeiten den Koͤniges-Titul gab; aber nicht die abſolute Gewalt dabey; vielweniger war dieſe Wuͤrde erblich: Allein die Meriten und die Tugend/ welche denen Mitbuͤrgern bekañt/ erhube einen dazu; und behilte ſie auch keiner uͤber ein Jahr/ ſo ſehr war man in Furchten/ es moͤchte ſonſt dieſelbe ſich in eine Tyranney ver- kehren. Gleich-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/24>, abgerufen am 29.03.2024.