Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.und Pedanterie. Stümpeley Gewalt thun/ und durch ihre affectirtenConcepte den Namen fälschlich zu behaupten trach- ten/ als ob sie rechte Redner/ und fähig wären/ in der Oratorie geschickte Anleitung zu geben. Doch wir wollen ohne langen Eingang den Autorem selbst hören. Die Durchlauchtigste Printzeßin Rhetorica be- (a) Dieses ist eine Assemblee von vierzig der berühm-
testen Seribenten der Zeit/ von dem Cardinal Ri- chelieu zu Paris gestifftet/ die Frantzöische Spra- und Pedanterie. Stuͤmpeley Gewalt thun/ und durch ihre affectirtenConcepte den Namen faͤlſchlich zu behaupten trach- ten/ als ob ſie rechte Redner/ und faͤhig waͤren/ in der Oratorie geſchickte Anleitung zu geben. Doch wir wollen ohne langen Eingang den Autorem ſelbſt hoͤren. Die Durchlauchtigſte Printzeßin Rhetorica be- (a) Dieſes iſt eine Aſſemblée von vierzig der beruͤhm-
teſten Seribenten der Zeit/ von dem Cardinal Ri- chelieu zu Paris geſtifftet/ die Frantzoͤiſche Spra- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0191" n="171"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und</hi><hi rendition="#aq">Pedanterie.</hi></fw><lb/> Stuͤmpeley Gewalt thun/ und durch ihre <hi rendition="#aq">affecti</hi>rten<lb/><hi rendition="#aq">Concepte</hi> den Namen faͤlſchlich zu behaupten trach-<lb/> ten/ als ob ſie rechte Redner/ und faͤhig waͤren/ in<lb/> der <hi rendition="#aq">Oratorie</hi> geſchickte Anleitung zu geben. Doch<lb/> wir wollen ohne langen Eingang den <hi rendition="#aq">Autorem</hi><lb/> ſelbſt hoͤren.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Die Durchlauchtigſte Printzeßin <hi rendition="#aq">Rhetorica</hi><lb/> regierte von vielen <hi rendition="#aq">Seculis</hi> her gantz ruhig/ und<lb/> zwar mit ſolcher Sanfftmuth/ daß man ihr ohne<lb/> Zwang gehorſamete. Sie that ihren Unterthanen<lb/> gantz keine Gewalt/ als daß ſie ihnen ihren <hi rendition="#aq">General-</hi><lb/> Gewaltiger/ <hi rendition="#aq">Perſuaſion</hi> genannt/ mit einer <hi rendition="#aq">Com-<lb/> pagnie de belles Paroles,</hi> (lieblicher Worte) ſo ihm<lb/> als ſeine Knechte zugegeben waren/ bisweilen zu-<lb/> ſchickte/ die ſie denn ihr an Ketten zufuͤhreten/ ſo<lb/> von Gold und Seide gemacht/ und ihnen an die<lb/> Ohren geleget waren. Jhr <hi rendition="#aq">Premier-Miniſter</hi> hieſſe<lb/><hi rendition="#aq">Bonſens</hi> (geſunder Verſtand) und ob ſie ſchon mehr<lb/> durch Geſchickligkeit/ als Gewalt/ ihr Regiment<lb/> fuͤhrete/ ſo hatte ſie doch ziemlich ſtarcke <hi rendition="#aq">Troupen</hi><lb/> von <hi rendition="#aq">Figuren</hi> und <hi rendition="#aq">Argumenten</hi> auf den Beinen/ die<lb/> ſie in alle ihre Plaͤtze verleget. Auch fande man<lb/> bey ihr viel gute <hi rendition="#aq">Officiers,</hi> ſo wol den Krieg/ als die<lb/> Policey zu beobachten/ welche das Volck in Ge-<lb/> horſam erhielten. Jhr hoher Rath <hi rendition="#aq">reſidi</hi>rete in<lb/> der <hi rendition="#aq">Academie,</hi> <note xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2" place="foot" n="(a)">Dieſes iſt eine <hi rendition="#aq">Aſſemblée</hi> von vierzig der beruͤhm-<lb/> teſten <hi rendition="#aq">Seribenten</hi> der Zeit/ von dem <hi rendition="#aq">Cardinal Ri-<lb/> chelieu</hi> zu <hi rendition="#aq">Paris</hi> geſtifftet/ die Frantzoͤiſche Spra-</note> als ihrer Haupt-Stadt/ und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0191]
und Pedanterie.
Stuͤmpeley Gewalt thun/ und durch ihre affectirten
Concepte den Namen faͤlſchlich zu behaupten trach-
ten/ als ob ſie rechte Redner/ und faͤhig waͤren/ in
der Oratorie geſchickte Anleitung zu geben. Doch
wir wollen ohne langen Eingang den Autorem
ſelbſt hoͤren.
Die Durchlauchtigſte Printzeßin Rhetorica
regierte von vielen Seculis her gantz ruhig/ und
zwar mit ſolcher Sanfftmuth/ daß man ihr ohne
Zwang gehorſamete. Sie that ihren Unterthanen
gantz keine Gewalt/ als daß ſie ihnen ihren General-
Gewaltiger/ Perſuaſion genannt/ mit einer Com-
pagnie de belles Paroles, (lieblicher Worte) ſo ihm
als ſeine Knechte zugegeben waren/ bisweilen zu-
ſchickte/ die ſie denn ihr an Ketten zufuͤhreten/ ſo
von Gold und Seide gemacht/ und ihnen an die
Ohren geleget waren. Jhr Premier-Miniſter hieſſe
Bonſens (geſunder Verſtand) und ob ſie ſchon mehr
durch Geſchickligkeit/ als Gewalt/ ihr Regiment
fuͤhrete/ ſo hatte ſie doch ziemlich ſtarcke Troupen
von Figuren und Argumenten auf den Beinen/ die
ſie in alle ihre Plaͤtze verleget. Auch fande man
bey ihr viel gute Officiers, ſo wol den Krieg/ als die
Policey zu beobachten/ welche das Volck in Ge-
horſam erhielten. Jhr hoher Rath reſidirete in
der Academie, (a) als ihrer Haupt-Stadt/ und
be-
(a) Dieſes iſt eine Aſſemblée von vierzig der beruͤhm-
teſten Seribenten der Zeit/ von dem Cardinal Ri-
chelieu zu Paris geſtifftet/ die Frantzoͤiſche Spra-
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Zitationshilfe: | Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/191>, abgerufen am 29.07.2024. |