Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.23. Mart. Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet, Laß, JEsu, doch von mir auf Erden, dein neu Gebot erfüllet werden, Gib Lieb und Herzensfreundlichkeit, die meines Nächsten Herz erfreut. Wilt du mir, HErr, nicht Liebe geben, so kan ich hier nicht länger leben; Ich kan nicht ohne Liebe seyn, ich hör, o HErr! nicht auf zu schrey'n: Ach geuß in mich die reine Liebe, versüsse doch durch ihre Triebe, Was rauh und hart und bitter ist, weil du die Liebe selber bist. Laß mich die Liebe nie verletzen: was sich ihr will entgegen setzen, Sey ewiglich von mir verbannt; wird and'rer Thun nicht recht erkannt, So laß sie mich in Liebe tragen, und nur so fern die Wahrheit sagen, So fern mein Herze liebend bleibt, und mich nichts, als die Liebe treibt. 23. Mart. Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet, Laß, JEſu, doch von mir auf Erden, dein neu Gebot erfüllet werden, Gib Lieb und Herzensfreundlichkeit, die meines Nächſten Herz erfreut. Wilt du mir, HErr, nicht Liebe geben, ſo kan ich hier nicht länger leben; Ich kan nicht ohne Liebe ſeyn, ich hör, o HErr! nicht auf zu ſchrey’n: Ach geuß in mich die reine Liebe, verſüſſe doch durch ihre Triebe, Was rauh und hart und bitter iſt, weil du die Liebe ſelber biſt. Laß mich die Liebe nie verletzen: was ſich ihr will entgegen ſetzen, Sey ewiglich von mir verbannt; wird and’rer Thun nicht recht erkannt, So laß ſie mich in Liebe tragen, und nur ſo fern die Wahrheit ſagen, So fern mein Herze liebend bleibt, und mich nichts, als die Liebe treibt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0094" n="82"/> <div n="2"> <dateline>23. <hi rendition="#aq">Mart.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi><hi rendition="#fr">in neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet,<lb/> wie ich euch geliebet habe.</hi> Joh. 13, 34. Alle Gebote GOttes ſind<lb/> lauter Liebesgebote, zielen auf unſer Wohlſeyn, und ſind dem, der Glauben<lb/> und Liebe hat, nicht ſchwer. In deren Uebung iſt Leben und lieblicher Frie-<lb/> den; die arme Welt machts zur Laſt, und zum Leiden. Nein, die Sünde<lb/> macht Leid. In Haß, Neid, Zorn, Rache und Hoffart iſt wol lauter Unruhe<lb/> und Sclaverey, in der Liebe aber ſüſſe Ruhe und Vergnügung. So ſtraft<lb/> ſich der Menſch immer ſelbſt, und raubt ſich Friede und Segen.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Laß, JEſu, doch von mir auf Erden, dein neu Gebot erfüllet werden,</l><lb/> <l>Gib Lieb und Herzensfreundlichkeit, die meines Nächſten Herz erfreut.</l><lb/> <l>Wilt du mir, HErr, nicht Liebe geben, ſo kan ich hier nicht länger leben;</l><lb/> <l>Ich kan nicht ohne Liebe ſeyn, ich hör, o HErr! nicht auf zu ſchrey’n:</l><lb/> <l>Ach geuß in mich die reine Liebe, verſüſſe doch durch ihre Triebe,</l><lb/> <l>Was rauh und hart und bitter iſt, weil du die Liebe ſelber biſt.</l><lb/> <l>Laß mich die Liebe nie verletzen: was ſich ihr will entgegen ſetzen,</l><lb/> <l>Sey ewiglich von mir verbannt; wird and’rer Thun nicht recht erkannt,</l><lb/> <l>So laß ſie mich in Liebe tragen, und nur ſo fern die Wahrheit ſagen,</l><lb/> <l>So fern mein Herze liebend bleibt, und mich nichts, als die Liebe treibt.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [82/0094]
23. Mart.
Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet,
wie ich euch geliebet habe. Joh. 13, 34. Alle Gebote GOttes ſind
lauter Liebesgebote, zielen auf unſer Wohlſeyn, und ſind dem, der Glauben
und Liebe hat, nicht ſchwer. In deren Uebung iſt Leben und lieblicher Frie-
den; die arme Welt machts zur Laſt, und zum Leiden. Nein, die Sünde
macht Leid. In Haß, Neid, Zorn, Rache und Hoffart iſt wol lauter Unruhe
und Sclaverey, in der Liebe aber ſüſſe Ruhe und Vergnügung. So ſtraft
ſich der Menſch immer ſelbſt, und raubt ſich Friede und Segen.
Laß, JEſu, doch von mir auf Erden, dein neu Gebot erfüllet werden,
Gib Lieb und Herzensfreundlichkeit, die meines Nächſten Herz erfreut.
Wilt du mir, HErr, nicht Liebe geben, ſo kan ich hier nicht länger leben;
Ich kan nicht ohne Liebe ſeyn, ich hör, o HErr! nicht auf zu ſchrey’n:
Ach geuß in mich die reine Liebe, verſüſſe doch durch ihre Triebe,
Was rauh und hart und bitter iſt, weil du die Liebe ſelber biſt.
Laß mich die Liebe nie verletzen: was ſich ihr will entgegen ſetzen,
Sey ewiglich von mir verbannt; wird and’rer Thun nicht recht erkannt,
So laß ſie mich in Liebe tragen, und nur ſo fern die Wahrheit ſagen,
So fern mein Herze liebend bleibt, und mich nichts, als die Liebe treibt.
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