Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Dornen (der Sorgen, des Reichthums, und der Wollust dieses Le-
bens,) gingen mit auf, und erstickten es. Luc. 8, 7. Darum pflü-
get ein neues, und säet nicht unter die Hecken.
Jer. 4, 3. Von guten
Dornen siehe Hos. 2, 6. Wer treu ist, und bald in Christi Kraft den klein-
sten Sündendorn ausreutet, der entgehet manchem harten Kampf: das
Fleisch wird schwächer, der Geist stärker, und also der Kampf leichter. Allem
Kampf aber kan man nicht entfliehen: denn wir tragen noch stets den Feind,
das Fleisch, mit herum, das allem Guten immer zuerst widerstehet.

Von Dornen, die das Fleisch, das lüstern Fleisch nur stechen,
Kan unser edler Geist die schönen Rosen brechen:
Das schöne Rosenfeld, das unser Fleisch erquickt,
Trägt Dornen, da der Geist darunter bald erstickt.
Nun wähle, was du wilt, du wirst dir Dornen wählen,
Die, wo sie nicht das Fleisch, gewiß den Geist doch quälen:
Drum reiß den kleinsten Dorn der schnöden Lust nur aus,
Sonst wird, eh' du es meinst, bald eine Hecke draus;
Die macht dir tausend Müh, da wirst du dafür büssen,
Und die so kurze Lust gar theur bezahlen müssen.

Die Dornen (der Sorgen, des Reichthums, und der Wolluſt dieſes Le-
bens,) gingen mit auf, und erſtickten es. Luc. 8, 7. Darum pflü-
get ein neues, und ſäet nicht unter die Hecken.
Jer. 4, 3. Von guten
Dornen ſiehe Hoſ. 2, 6. Wer treu iſt, und bald in Chriſti Kraft den klein-
ſten Sündendorn ausreutet, der entgehet manchem harten Kampf: das
Fleiſch wird ſchwächer, der Geiſt ſtärker, und alſo der Kampf leichter. Allem
Kampf aber kan man nicht entfliehen: denn wir tragen noch ſtets den Feind,
das Fleiſch, mit herum, das allem Guten immer zuerſt widerſtehet.

Von Dornen, die das Fleiſch, das lüſtern Fleiſch nur ſtechen,
Kan unſer edler Geiſt die ſchönen Roſen brechen:
Das ſchöne Roſenfeld, das unſer Fleiſch erquickt,
Trägt Dornen, da der Geiſt darunter bald erſtickt.
Nun wähle, was du wilt, du wirſt dir Dornen wählen,
Die, wo ſie nicht das Fleiſch, gewiß den Geiſt doch quälen:
Drum reiß den kleinſten Dorn der ſchnöden Luſt nur aus,
Sonſt wird, eh’ du es meinſt, bald eine Hecke draus;
Die macht dir tauſend Müh, da wirſt du dafür büſſen,
Und die ſo kurze Luſt gar theur bezahlen müſſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0079" n="67"/>
        <div n="2">
          <dateline>8. <hi rendition="#aq">Mart.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">ie Dornen</hi> (der Sorgen, des Reichthums, und der Wollu&#x017F;t die&#x017F;es Le-<lb/>
bens,) <hi rendition="#fr">gingen mit auf, und er&#x017F;tickten es.</hi> Luc. 8, 7. <hi rendition="#fr">Darum pflü-<lb/>
get ein neues, und &#x017F;äet nicht unter die Hecken.</hi> Jer. 4, 3. Von guten<lb/>
Dornen &#x017F;iehe Ho&#x017F;. 2, 6. Wer treu i&#x017F;t, und bald in Chri&#x017F;ti Kraft den klein-<lb/>
&#x017F;ten Sündendorn ausreutet, der entgehet manchem harten Kampf: das<lb/>
Flei&#x017F;ch wird &#x017F;chwächer, der Gei&#x017F;t &#x017F;tärker, und al&#x017F;o der Kampf leichter. Allem<lb/>
Kampf aber kan man nicht entfliehen: denn wir tragen noch &#x017F;tets den Feind,<lb/>
das Flei&#x017F;ch, mit herum, das allem Guten immer zuer&#x017F;t wider&#x017F;tehet.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Von Dornen, die das Flei&#x017F;ch, das lü&#x017F;tern Flei&#x017F;ch nur &#x017F;techen,</l><lb/>
            <l>Kan un&#x017F;er edler Gei&#x017F;t die &#x017F;chönen Ro&#x017F;en brechen:</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;chöne Ro&#x017F;enfeld, das un&#x017F;er Flei&#x017F;ch erquickt,</l><lb/>
            <l>Trägt Dornen, da der Gei&#x017F;t darunter bald er&#x017F;tickt.</l><lb/>
            <l>Nun wähle, was du wilt, du wir&#x017F;t dir Dornen wählen,</l><lb/>
            <l>Die, wo &#x017F;ie nicht das Flei&#x017F;ch, gewiß den Gei&#x017F;t doch quälen:</l><lb/>
            <l>Drum reiß den <hi rendition="#fr">klein&#x017F;ten</hi> Dorn der &#x017F;chnöden Lu&#x017F;t nur aus,</l><lb/>
            <l>Son&#x017F;t wird, eh&#x2019; du es mein&#x017F;t, bald eine <hi rendition="#fr">Hecke</hi> draus;</l><lb/>
            <l>Die macht dir tau&#x017F;end Müh, da wir&#x017F;t du dafür bü&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und die &#x017F;o kurze Lu&#x017F;t gar theur bezahlen mü&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0079] 8. Mart. Die Dornen (der Sorgen, des Reichthums, und der Wolluſt dieſes Le- bens,) gingen mit auf, und erſtickten es. Luc. 8, 7. Darum pflü- get ein neues, und ſäet nicht unter die Hecken. Jer. 4, 3. Von guten Dornen ſiehe Hoſ. 2, 6. Wer treu iſt, und bald in Chriſti Kraft den klein- ſten Sündendorn ausreutet, der entgehet manchem harten Kampf: das Fleiſch wird ſchwächer, der Geiſt ſtärker, und alſo der Kampf leichter. Allem Kampf aber kan man nicht entfliehen: denn wir tragen noch ſtets den Feind, das Fleiſch, mit herum, das allem Guten immer zuerſt widerſtehet. Von Dornen, die das Fleiſch, das lüſtern Fleiſch nur ſtechen, Kan unſer edler Geiſt die ſchönen Roſen brechen: Das ſchöne Roſenfeld, das unſer Fleiſch erquickt, Trägt Dornen, da der Geiſt darunter bald erſtickt. Nun wähle, was du wilt, du wirſt dir Dornen wählen, Die, wo ſie nicht das Fleiſch, gewiß den Geiſt doch quälen: Drum reiß den kleinſten Dorn der ſchnöden Luſt nur aus, Sonſt wird, eh’ du es meinſt, bald eine Hecke draus; Die macht dir tauſend Müh, da wirſt du dafür büſſen, Und die ſo kurze Luſt gar theur bezahlen müſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/79
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/79>, abgerufen am 15.10.2024.