Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Weg ist breit, der zur Verdammniß abführet, und ihrer sind
viel, die drauf wandeln.
(Aber) der Weg ist schmal, der zum
Leben führet, und wenig sind ihrer, die ihn finden.
Matth. 7, 13. 14.
Das klingt dem alten Menschen zu scharf, der will bey Bekehrten und Unbe-
kehrten gar kein Gesetz, und für ihn gehörtsdoch. Paulus, der grosse Evan-
gelist, brauchte ja das Gesetz bey dem unbekehrten Felir, ihn aus der Sicher-
heit zu erwecken,* und bey den bekehrten Römern, sie vor Sicherheit zu war-
nen. Röm. 8, 13. Denn Christen haben auch noch das Fleisch: für das gehört
das Gesetz, für den Geist nur das Evangelium. O HErr, schränke das Fleisch
auf schmalen Wege enge ein, daß es ja nicht dem Geiste seine Speise nehme.

Prüse, welchen Weg du wandelst; Ist es wol der schmale Steg?
Weist du dieses ganz gewiß? du must dis nicht blindlings wagen;
Denk: es ist das Sicherste, sich noch besser zu befragen:
* Act. 24, 25.

Denn du kanst dich leicht betrügen. Ach! du gehst den breiten Weg,
Wo dir noch die Welt gefällt; Wo du dich ihr gleiche stellest,
Wo das Herz das Eitle liebt, und nicht Ruh in GOtt verlangt;
Wenn du dich zur Lust der Welt auch mit andern noch gesellest;
Wenn dein Herz an Geld und Gütern, oder eitler Ehre hangt.
Dieses prüf, und halt doch ein! eh du ins Verderben fällest.

Der Weg iſt breit, der zur Verdammniß abführet, und ihrer ſind
viel, die drauf wandeln.
(Aber) der Weg iſt ſchmal, der zum
Leben führet, und wenig ſind ihrer, die ihn finden.
Matth. 7, 13. 14.
Das klingt dem alten Menſchen zu ſcharf, der will bey Bekehrten und Unbe-
kehrten gar kein Geſetz, und für ihn gehörtsdoch. Paulus, der groſſe Evan-
geliſt, brauchte ja das Geſetz bey dem unbekehrten Felir, ihn aus der Sicher-
heit zu erwecken,* und bey den bekehrten Römern, ſie vor Sicherheit zu war-
nen. Röm. 8, 13. Denn Chriſten haben auch noch das Fleiſch: für das gehört
das Geſetz, für den Geiſt nur das Evangelium. O HErr, ſchränke das Fleiſch
auf ſchmalen Wege enge ein, daß es ja nicht dem Geiſte ſeine Speiſe nehme.

Prüſe, welchen Weg du wandelſt; Iſt es wol der ſchmale Steg?
Weiſt du dieſes ganz gewiß? du muſt dis nicht blindlings wagen;
Denk: es iſt das Sicherſte, ſich noch beſſer zu befragen:
* Act. 24, 25.

Denn du kanſt dich leicht betrügen. Ach! du gehſt den breiten Weg,
Wo dir noch die Welt gefällt; Wo du dich ihr gleiche ſtelleſt,
Wo das Herz das Eitle liebt, und nicht Ruh in GOtt verlangt;
Wenn du dich zur Luſt der Welt auch mit andern noch geſelleſt;
Wenn dein Herz an Geld und Gütern, oder eitler Ehre hangt.
Dieſes prüf, und halt doch ein! eh du ins Verderben fälleſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0073" n="61"/>
        <div n="2">
          <dateline>2 <hi rendition="#aq">Mart.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">er Weg i&#x017F;t breit, der zur Verdammniß abführet, und ihrer &#x017F;ind<lb/>
viel, die drauf wandeln.</hi> (Aber) <hi rendition="#fr">der Weg i&#x017F;t &#x017F;chmal, der zum<lb/>
Leben führet, und wenig &#x017F;ind ihrer, die ihn finden.</hi> Matth. 7, 13. 14.<lb/>
Das klingt dem alten Men&#x017F;chen zu &#x017F;charf, der will bey Bekehrten und Unbe-<lb/>
kehrten gar kein Ge&#x017F;etz, und für ihn gehörtsdoch. Paulus, der gro&#x017F;&#x017F;e Evan-<lb/>
geli&#x017F;t, brauchte ja das Ge&#x017F;etz bey dem unbekehrten Felir, ihn aus der Sicher-<lb/>
heit zu erwecken,<note xml:id="act1" next="#act2" place="end" n="*"/> und bey den bekehrten Römern, &#x017F;ie vor Sicherheit zu war-<lb/>
nen. Röm. 8, 13. Denn Chri&#x017F;ten haben auch noch das Flei&#x017F;ch: für das gehört<lb/>
das Ge&#x017F;etz, für den Gei&#x017F;t nur das Evangelium. O HErr, &#x017F;chränke das Flei&#x017F;ch<lb/>
auf &#x017F;chmalen Wege enge ein, daß es ja nicht dem Gei&#x017F;te &#x017F;eine Spei&#x017F;e nehme.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Prü&#x017F;e, welchen Weg du wandel&#x017F;t; I&#x017F;t es wol der &#x017F;chmale Steg?</l><lb/>
            <l>Wei&#x017F;t du die&#x017F;es ganz gewiß? du mu&#x017F;t dis nicht blindlings wagen;</l><lb/>
            <l>Denk: es <hi rendition="#fr">i&#x017F;t das Sicher&#x017F;te,</hi> &#x017F;ich noch be&#x017F;&#x017F;er zu befragen: <note xml:id="act2" prev="#act1" place="end" n="*">Act. 24, 25.</note></l><lb/>
            <l>Denn du kan&#x017F;t dich <hi rendition="#fr">leicht</hi> betrügen. Ach! du geh&#x017F;t den breiten Weg,</l><lb/>
            <l>Wo dir noch die Welt gefällt; Wo du dich ihr gleiche &#x017F;telle&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Wo das Herz das Eitle liebt, und nicht Ruh in GOtt verlangt;</l><lb/>
            <l>Wenn du dich zur Lu&#x017F;t der Welt auch mit andern noch ge&#x017F;elle&#x017F;t;</l><lb/>
            <l>Wenn dein Herz an Geld und Gütern, oder eitler Ehre hangt.</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;es prüf, und <hi rendition="#fr">halt doch ein!</hi> eh du ins Verderben fälle&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0073] 2 Mart. Der Weg iſt breit, der zur Verdammniß abführet, und ihrer ſind viel, die drauf wandeln. (Aber) der Weg iſt ſchmal, der zum Leben führet, und wenig ſind ihrer, die ihn finden. Matth. 7, 13. 14. Das klingt dem alten Menſchen zu ſcharf, der will bey Bekehrten und Unbe- kehrten gar kein Geſetz, und für ihn gehörtsdoch. Paulus, der groſſe Evan- geliſt, brauchte ja das Geſetz bey dem unbekehrten Felir, ihn aus der Sicher- heit zu erwecken, * und bey den bekehrten Römern, ſie vor Sicherheit zu war- nen. Röm. 8, 13. Denn Chriſten haben auch noch das Fleiſch: für das gehört das Geſetz, für den Geiſt nur das Evangelium. O HErr, ſchränke das Fleiſch auf ſchmalen Wege enge ein, daß es ja nicht dem Geiſte ſeine Speiſe nehme. Prüſe, welchen Weg du wandelſt; Iſt es wol der ſchmale Steg? Weiſt du dieſes ganz gewiß? du muſt dis nicht blindlings wagen; Denk: es iſt das Sicherſte, ſich noch beſſer zu befragen: * Act. 24, 25. Denn du kanſt dich leicht betrügen. Ach! du gehſt den breiten Weg, Wo dir noch die Welt gefällt; Wo du dich ihr gleiche ſtelleſt, Wo das Herz das Eitle liebt, und nicht Ruh in GOtt verlangt; Wenn du dich zur Luſt der Welt auch mit andern noch geſelleſt; Wenn dein Herz an Geld und Gütern, oder eitler Ehre hangt. Dieſes prüf, und halt doch ein! eh du ins Verderben fälleſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/73
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/73>, abgerufen am 21.11.2024.