Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Dennoch bleibe ich stets an dir: Denn du hältest mich bey meiner
rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rath, und nimmst
mich endlich mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frag ich
nichts nach Himmel und Erden, wenn mir gleich Leib und Seele
verschmacht, so bist du doch, GOtt, allezeit meines Herzens Trost
und mein Theil.
Ps. 73, 23-26. s. a. Ps. 16, 8. Ein Kind im Christenthum
will nicht nur Christum, sondern auch viel süsses, und es bekommt es auch oft,
damit ihm die Welt bitter werde. Ein Geübter ist zufrieden, daß er nur Ihn
hat, und Kind ist, und der trauet mehr auf GOttes Wort und Bund, als
auf süsses Gefühl, das in Dürre und Anfechtung oft fehlt.

Ich verbleibe doch an dir, denn du stehest mir zur Seiten,
Ja du hältest meine Hand; bin ich in Gefahr zu gleiten,
Hebst und leitest du mich Schwachen selbst nach deinem Rath und Sinn,
Alsdenn nimmst du mich mit Ehren selig von der Welt dahin.
Halte mich insonderheit, und laß du mich Kraft empfinden,
Wenn das lüstern Fleisch sich regt, und die Welt mich will verbinden:
Denn wenn deine Weid' entzogen, hungert manchen nach der Welt;
Drum laß mich dein Manna schmecken, das mir ihre Kost vergällt.

Dennoch bleibe ich ſtets an dir: Denn du hälteſt mich bey meiner
rechten Hand, du leiteſt mich nach deinem Rath, und nimmſt
mich endlich mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, ſo frag ich
nichts nach Himmel und Erden, wenn mir gleich Leib und Seele
verſchmacht, ſo biſt du doch, GOtt, allezeit meines Herzens Troſt
und mein Theil.
Pſ. 73, 23-26. ſ. a. Pſ. 16, 8. Ein Kind im Chriſtenthum
will nicht nur Chriſtum, ſondern auch viel ſüſſes, und es bekommt es auch oft,
damit ihm die Welt bitter werde. Ein Geübter iſt zufrieden, daß er nur Ihn
hat, und Kind iſt, und der trauet mehr auf GOttes Wort und Bund, als
auf ſüſſes Gefühl, das in Dürre und Anfechtung oft fehlt.

Ich verbleibe doch an dir, denn du ſteheſt mir zur Seiten,
Ja du hälteſt meine Hand; bin ich in Gefahr zu gleiten,
Hebſt und leiteſt du mich Schwachen ſelbſt nach deinem Rath und Sinn,
Alsdenn nimmſt du mich mit Ehren ſelig von der Welt dahin.
Halte mich inſonderheit, und laß du mich Kraft empfinden,
Wenn das lüſtern Fleiſch ſich regt, und die Welt mich will verbinden:
Denn wenn deine Weid’ entzogen, hungert manchen nach der Welt;
Drum laß mich dein Manna ſchmecken, das mir ihre Koſt vergällt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0057" n="45"/>
        <div n="2">
          <dateline>14. <hi rendition="#aq">Febr.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">ennoch bleibe ich &#x017F;tets an dir: Denn du hälte&#x017F;t mich bey meiner<lb/>
rechten Hand, du leite&#x017F;t mich nach deinem Rath, und nimm&#x017F;t<lb/>
mich endlich mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, &#x017F;o frag ich<lb/>
nichts nach Himmel und Erden, wenn mir gleich Leib und Seele<lb/>
ver&#x017F;chmacht, &#x017F;o bi&#x017F;t du doch, GOtt, allezeit meines Herzens Tro&#x017F;t<lb/>
und mein Theil.</hi> P&#x017F;. 73, 23-26. &#x017F;. a. P&#x017F;. 16, 8. Ein Kind im Chri&#x017F;tenthum<lb/>
will nicht nur Chri&#x017F;tum, &#x017F;ondern auch viel &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;es, und es bekommt es auch oft,<lb/>
damit ihm die Welt bitter werde. Ein Geübter i&#x017F;t zufrieden, daß er nur Ihn<lb/>
hat, und Kind i&#x017F;t, und der trauet mehr auf GOttes Wort und Bund, als<lb/>
auf &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;es Gefühl, das in Dürre und Anfechtung oft fehlt.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ich verbleibe doch an dir, denn du &#x017F;tehe&#x017F;t mir zur Seiten,</l><lb/>
            <l>Ja du hälte&#x017F;t meine Hand; bin ich in Gefahr zu gleiten,</l><lb/>
            <l>Heb&#x017F;t und leite&#x017F;t du mich Schwachen &#x017F;elb&#x017F;t nach deinem Rath und Sinn,</l><lb/>
            <l>Alsdenn nimm&#x017F;t du mich mit Ehren &#x017F;elig von der Welt dahin.</l><lb/>
            <l>Halte mich in&#x017F;onderheit, und laß du mich Kraft empfinden,</l><lb/>
            <l>Wenn das lü&#x017F;tern Flei&#x017F;ch &#x017F;ich regt, und die Welt mich will verbinden:</l><lb/>
            <l>Denn wenn deine Weid&#x2019; entzogen, hungert manchen nach der Welt;</l><lb/>
            <l>Drum laß mich dein Manna &#x017F;chmecken, das mir ihre Ko&#x017F;t vergällt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0057] 14. Febr. Dennoch bleibe ich ſtets an dir: Denn du hälteſt mich bey meiner rechten Hand, du leiteſt mich nach deinem Rath, und nimmſt mich endlich mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, ſo frag ich nichts nach Himmel und Erden, wenn mir gleich Leib und Seele verſchmacht, ſo biſt du doch, GOtt, allezeit meines Herzens Troſt und mein Theil. Pſ. 73, 23-26. ſ. a. Pſ. 16, 8. Ein Kind im Chriſtenthum will nicht nur Chriſtum, ſondern auch viel ſüſſes, und es bekommt es auch oft, damit ihm die Welt bitter werde. Ein Geübter iſt zufrieden, daß er nur Ihn hat, und Kind iſt, und der trauet mehr auf GOttes Wort und Bund, als auf ſüſſes Gefühl, das in Dürre und Anfechtung oft fehlt. Ich verbleibe doch an dir, denn du ſteheſt mir zur Seiten, Ja du hälteſt meine Hand; bin ich in Gefahr zu gleiten, Hebſt und leiteſt du mich Schwachen ſelbſt nach deinem Rath und Sinn, Alsdenn nimmſt du mich mit Ehren ſelig von der Welt dahin. Halte mich inſonderheit, und laß du mich Kraft empfinden, Wenn das lüſtern Fleiſch ſich regt, und die Welt mich will verbinden: Denn wenn deine Weid’ entzogen, hungert manchen nach der Welt; Drum laß mich dein Manna ſchmecken, das mir ihre Koſt vergällt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/57
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/57>, abgerufen am 17.07.2024.