Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich will seyn wie eine grünende Tanne, an mir soll man deine Frucht
finden.
Hos. 14, 9. Ich will für euch den Fresser schelten etc. Ma-
lach. 3, 11. s. a. Es. 27, 2-6. Ists einem Gärtner nicht leid, wenn die
Raupen die schönsten Blüthen und Früchte abfressen? Ists ihm aber nicht
erfreulich, wenn alle Aeste von reifen Früchten biegen? O mein himmlischer
Gärtner! hilf, daß ich dir auch Freude und kein Leid mache. Laß mich immer
in Christo, meinem Weinstock, bleiben, und viele Früchte bringen. Da
aber iede Frucht ihre Feinde hat, und du kaum was wirken kanst, alsbald es
das Sündenungeziefer verderben will; o, so laß mich bey allem Guten furcht-
sam und behutsam seyn: schilt du aber selbst den Fresser, und behüte mich, der
ich Christi Zweiglein und Rebe bin, wie du verheissen, Tag und Nacht, daß
meine Früchte bleiben bis in Ewigkeit. Welcher fleißige Gärtner wird nicht
seinen Garten wohl abwarten und bauen: Und du soltest mein Herze nicht
bauen? Du wirst ja durch meine Früchte geehret. O ja dein crystallner Strom
wird mich bewässern, daß ich hingehe und noch reichere Früchte bringe.

Hilf, daß das Raupennest der Lüste mein armes Herze nicht verwüste,
Ertödte bald die erste Brut, daß sie mir gar nicht Schaden thut;
Damit ich reichlich fruchtbar sey, und dich, mein Gärtner, hoch erfreu.

Ich will ſeyn wie eine grünende Tañe, an mir ſoll man deine Frucht
finden.
Hoſ. 14, 9. Ich will für euch den Freſſer ſchelten ꝛc. Ma-
lach. 3, 11. ſ. a. Eſ. 27, 2-6. Iſts einem Gärtner nicht leid, wenn die
Raupen die ſchönſten Blüthen und Früchte abfreſſen? Iſts ihm aber nicht
erfreulich, wenn alle Aeſte von reifen Früchten biegen? O mein himmliſcher
Gärtner! hilf, daß ich dir auch Freude und kein Leid mache. Laß mich immer
in Chriſto, meinem Weinſtock, bleiben, und viele Früchte bringen. Da
aber iede Frucht ihre Feinde hat, und du kaum was wirken kanſt, alsbald es
das Sündenungeziefer verderben will; o, ſo laß mich bey allem Guten furcht-
ſam und behutſam ſeyn: ſchilt du aber ſelbſt den Freſſer, und behüte mich, der
ich Chriſti Zweiglein und Rebe bin, wie du verheiſſen, Tag und Nacht, daß
meine Früchte bleiben bis in Ewigkeit. Welcher fleißige Gärtner wird nicht
ſeinen Garten wohl abwarten und bauen: Und du ſolteſt mein Herze nicht
bauen? Du wirſt ja durch meine Früchte geehret. O ja dein cryſtallner Strom
wird mich bewäſſern, daß ich hingehe und noch reichere Früchte bringe.

Hilf, daß das Raupenneſt der Lüſte mein armes Herze nicht verwüſte,
Ertödte bald die erſte Brut, daß ſie mir gar nicht Schaden thut;
Damit ich reichlich fruchtbar ſey, und dich, mein Gärtner, hoch erfreu.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0347" n="331"/>
        <div n="2">
          <dateline>27. <hi rendition="#aq">Nov.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">I</hi><hi rendition="#fr">ch will &#x017F;eyn wie eine grünende Tañe, an mir &#x017F;oll man deine Frucht<lb/>
finden.</hi> Ho&#x017F;. 14, 9. <hi rendition="#fr">Ich will für euch den Fre&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chelten &#xA75B;c.</hi> Ma-<lb/>
lach. 3, 11. &#x017F;. a. E&#x017F;. 27, 2-6. I&#x017F;ts einem Gärtner nicht leid, wenn die<lb/>
Raupen die &#x017F;chön&#x017F;ten Blüthen und Früchte abfre&#x017F;&#x017F;en? I&#x017F;ts ihm aber nicht<lb/>
erfreulich, wenn alle Ae&#x017F;te von reifen Früchten biegen? O mein himmli&#x017F;cher<lb/>
Gärtner! hilf, daß ich dir auch Freude und kein Leid mache. Laß mich immer<lb/>
in Chri&#x017F;to, meinem Wein&#x017F;tock, bleiben, und viele Früchte bringen. Da<lb/>
aber iede Frucht ihre Feinde hat, und du kaum was wirken kan&#x017F;t, alsbald es<lb/>
das Sündenungeziefer verderben will; o, &#x017F;o laß mich bey allem Guten furcht-<lb/>
&#x017F;am und behut&#x017F;am &#x017F;eyn: &#x017F;chilt du aber &#x017F;elb&#x017F;t den Fre&#x017F;&#x017F;er, und behüte mich, der<lb/>
ich Chri&#x017F;ti Zweiglein und Rebe bin, wie du verhei&#x017F;&#x017F;en, Tag und Nacht, daß<lb/>
meine Früchte bleiben bis in Ewigkeit. Welcher fleißige Gärtner wird nicht<lb/>
&#x017F;einen Garten wohl abwarten und bauen: Und du &#x017F;olte&#x017F;t mein Herze nicht<lb/>
bauen? Du wir&#x017F;t ja durch meine Früchte geehret. O ja dein cry&#x017F;tallner Strom<lb/>
wird mich bewä&#x017F;&#x017F;ern, daß ich hingehe und noch reichere Früchte bringe.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Hilf, daß das Raupenne&#x017F;t der Lü&#x017F;te mein armes Herze nicht verwü&#x017F;te,</l><lb/>
            <l>Ertödte bald die er&#x017F;te Brut, daß &#x017F;ie mir gar nicht Schaden thut;</l><lb/>
            <l>Damit ich reichlich fruchtbar &#x017F;ey, und dich, mein Gärtner, hoch erfreu.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0347] 27. Nov. Ich will ſeyn wie eine grünende Tañe, an mir ſoll man deine Frucht finden. Hoſ. 14, 9. Ich will für euch den Freſſer ſchelten ꝛc. Ma- lach. 3, 11. ſ. a. Eſ. 27, 2-6. Iſts einem Gärtner nicht leid, wenn die Raupen die ſchönſten Blüthen und Früchte abfreſſen? Iſts ihm aber nicht erfreulich, wenn alle Aeſte von reifen Früchten biegen? O mein himmliſcher Gärtner! hilf, daß ich dir auch Freude und kein Leid mache. Laß mich immer in Chriſto, meinem Weinſtock, bleiben, und viele Früchte bringen. Da aber iede Frucht ihre Feinde hat, und du kaum was wirken kanſt, alsbald es das Sündenungeziefer verderben will; o, ſo laß mich bey allem Guten furcht- ſam und behutſam ſeyn: ſchilt du aber ſelbſt den Freſſer, und behüte mich, der ich Chriſti Zweiglein und Rebe bin, wie du verheiſſen, Tag und Nacht, daß meine Früchte bleiben bis in Ewigkeit. Welcher fleißige Gärtner wird nicht ſeinen Garten wohl abwarten und bauen: Und du ſolteſt mein Herze nicht bauen? Du wirſt ja durch meine Früchte geehret. O ja dein cryſtallner Strom wird mich bewäſſern, daß ich hingehe und noch reichere Früchte bringe. Hilf, daß das Raupenneſt der Lüſte mein armes Herze nicht verwüſte, Ertödte bald die erſte Brut, daß ſie mir gar nicht Schaden thut; Damit ich reichlich fruchtbar ſey, und dich, mein Gärtner, hoch erfreu.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/347
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/347>, abgerufen am 22.11.2024.