Zeuch mich dir nach, so laufen wir. Hohel. 1, 4. Göttl. Antw. Ich ha- be dich ie und ie geliebet, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jer. 31, 3. Christus verheißt uns alle zu sich zu ziehen. Joh. 12, 32. Er liebet und ziehet uns auch stets: Fühlst du es nicht, es ist deine Schuld; drum so bete stets, daß du auch die heimliche zarte Liebeszüge stets merkest, folgest und brünstig bleibest. Dis stete Anhalten im Gebet ist nö- thig; denn du bist stets gebrechlich, und ohne Anhalten kriegt man nicht viel. Drum ist dis stete Gebet keine harte Forderung, sondern eine grosse Freyheit und Wohlthat, als spräche GOtt: Du armes Kind, du bist stets arm und elend, aber bete nur stets ohne Unterlaß, Ich will dir ohne Unterlaß beystehen, ohne Unterlaß dir helfen und dich zu mir ziehen.
Num. 195. v. 14. 2.
Du hast mich ie und ie geliebt, und auch nach dir gezogen: Eh ich noch etwas Guts verübt, warst du mir schon gewogen, Ach, laß doch ferner, edler Hort, mich diese Liebe leiten, Und begleiten, daß sie mir immerfort beysteh auf allen Seiten. Gib, daß sonst nichts in meiner Seel als deine Liebe wohne: Gib, daß ich deine Lieb' erwähl', als meinen Schatz und Crone. Stoß alles aus, nimm alles hin, was mich und dich will trennen, Und nicht gönnen, daß all' mein Thun und Sinn in deiner Liebe brennen.
26. Octobr.
Zeuch mich dir nach, ſo laufen wir. Hohel. 1, 4. Göttl. Antw. Ich ha- be dich ie und ie geliebet, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jer. 31, 3. Chriſtus verheißt uns alle zu ſich zu ziehen. Joh. 12, 32. Er liebet und ziehet uns auch ſtets: Fühlſt du es nicht, es iſt deine Schuld; drum ſo bete ſtets, daß du auch die heimliche zarte Liebeszüge ſtets merkeſt, folgeſt und brünſtig bleibeſt. Dis ſtete Anhalten im Gebet iſt nö- thig; denn du biſt ſtets gebrechlich, und ohne Anhalten kriegt man nicht viel. Drum iſt dis ſtete Gebet keine harte Forderung, ſondern eine groſſe Freyheit und Wohlthat, als ſpräche GOtt: Du armes Kind, du biſt ſtets arm und elend, aber bete nur ſtets ohne Unterlaß, Ich will dir ohne Unterlaß beyſtehen, ohne Unterlaß dir helfen und dich zu mir ziehen.
Num. 195. v. 14. 2.
Du haſt mich ie und ie geliebt, und auch nach dir gezogen: Eh ich noch etwas Guts verübt, warſt du mir ſchon gewogen, Ach, laß doch ferner, edler Hort, mich dieſe Liebe leiten, Und begleiten, daß ſie mir immerfort beyſteh auf allen Seiten. Gib, daß ſonſt nichts in meiner Seel als deine Liebe wohne: Gib, daß ich deine Lieb’ erwähl’, als meinen Schatz und Crone. Stoß alles aus, nimm alles hin, was mich und dich will trennen, Und nicht gönnen, daß all’ mein Thun und Sinn in deiner Liebe brennen.
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26. Octobr.
Zeuch mich dir nach, ſo laufen wir. Hohel. 1, 4. Göttl. Antw. Ich ha-
be dich ie und ie geliebet, darum habe ich dich zu mir gezogen aus
lauter Güte. Jer. 31, 3. Chriſtus verheißt uns alle zu ſich zu ziehen. Joh.
12, 32. Er liebet und ziehet uns auch ſtets: Fühlſt du es nicht, es iſt deine
Schuld; drum ſo bete ſtets, daß du auch die heimliche zarte Liebeszüge ſtets
merkeſt, folgeſt und brünſtig bleibeſt. Dis ſtete Anhalten im Gebet iſt nö-
thig; denn du biſt ſtets gebrechlich, und ohne Anhalten kriegt man nicht viel.
Drum iſt dis ſtete Gebet keine harte Forderung, ſondern eine groſſe Freyheit
und Wohlthat, als ſpräche GOtt: Du armes Kind, du biſt ſtets arm und
elend, aber bete nur ſtets ohne Unterlaß, Ich will dir ohne Unterlaß beyſtehen,
ohne Unterlaß dir helfen und dich zu mir ziehen.
Num. 195. v. 14. 2.
Du haſt mich ie und ie geliebt, und auch nach dir gezogen:
Eh ich noch etwas Guts verübt, warſt du mir ſchon gewogen,
Ach, laß doch ferner, edler Hort, mich dieſe Liebe leiten,
Und begleiten, daß ſie mir immerfort beyſteh auf allen Seiten.
Gib, daß ſonſt nichts in meiner Seel als deine Liebe wohne:
Gib, daß ich deine Lieb’ erwähl’, als meinen Schatz und Crone.
Stoß alles aus, nimm alles hin, was mich und dich will trennen,
Und nicht gönnen, daß all’ mein Thun und Sinn in deiner Liebe brennen.
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/311>, abgerufen am 16.02.2025.
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