Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konte, kam sie
wieder zu Noah in den Kasten, da thät er die Hand heraus, und
nahm sie zu sich in den Kasten.
1 B. Mos. 8, 9. Hohel. 2, 14. Mancher
erweckte Sünder fällt bald auf allerley Werke und Uebungen, und sucht drin-
nen Ruhe und Rath fürs Gewissen, er solte aber vielmehr an allem seinem
Werk und Wesen verzagen, in Christi Erlösungswerke, in Christi Wunden
allein Ruhe suchen, und sich in Christo erst ganz gerecht ansehen lernen. Als-
denn folgte ein heiliger Muth, guter Rath und rechte Werke. NB. 2 Chron. 17, 6.

Wo leg ich mich zur Ruh? Wo? Nur in meinen Wunden,
Da, da, nicht in dir selbst, wird wahre Ruh gefunden!
Da ist der Felsenritz, mein Täublein fleuch herein;
Es ist noch Raum für dich, du solt ganz sicher seyn.
Bleib du nicht ausser mir, als deiner Archen, sitzen,
Geh ausser dir, zu mir, wenn Moses Donner blitzen.
In dir ist Sünd und Tod, drum eile mir nur zu,
Du findest ausser mir doch hier und dort nicht Ruh.
Nun komm, ich will so bald dich ganz in mich versenken,
Ja dir zur Ruhestätt mein Herze selber schenken

Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konte, kam ſie
wieder zu Noah in den Kaſten, da thät er die Hand heraus, und
nahm ſie zu ſich in den Kaſten.
1 B. Moſ. 8, 9. Hohel. 2, 14. Mancher
erweckte Sünder fällt bald auf allerley Werke und Uebungen, und ſucht drin-
nen Ruhe und Rath fürs Gewiſſen, er ſolte aber vielmehr an allem ſeinem
Werk und Weſen verzagen, in Chriſti Erlöſungswerke, in Chriſti Wunden
allein Ruhe ſuchen, und ſich in Chriſto erſt ganz gerecht anſehen lernen. Als-
denn folgte ein heiliger Muth, guter Rath und rechte Werke. NB. 2 Chron. 17, 6.

Wo leg ich mich zur Ruh? Wo? Nur in meinen Wunden,
Da, da, nicht in dir ſelbſt, wird wahre Ruh gefunden!
Da iſt der Felſenritz, mein Täublein fleuch herein;
Es iſt noch Raum für dich, du ſolt ganz ſicher ſeyn.
Bleib du nicht auſſer mir, als deiner Archen, ſitzen,
Geh auſſer dir, zu mir, wenn Moſes Donner blitzen.
In dir iſt Sünd und Tod, drum eile mir nur zu,
Du findeſt auſſer mir doch hier und dort nicht Ruh.
Nun komm, ich will ſo bald dich ganz in mich verſenken,
Ja dir zur Ruheſtätt mein Herze ſelber ſchenken
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0031" n="19"/>
        <div n="2">
          <dateline>19. <hi rendition="#aq">Ian.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">a aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konte, kam &#x017F;ie<lb/>
wieder zu Noah in den Ka&#x017F;ten, da thät er die Hand heraus, und<lb/>
nahm &#x017F;ie zu &#x017F;ich in den Ka&#x017F;ten.</hi> 1 B. Mo&#x017F;. 8, 9. Hohel. 2, 14. Mancher<lb/>
erweckte Sünder fällt bald auf allerley Werke und Uebungen, und &#x017F;ucht drin-<lb/>
nen Ruhe und Rath fürs Gewi&#x017F;&#x017F;en, er &#x017F;olte aber vielmehr an allem &#x017F;einem<lb/>
Werk und We&#x017F;en verzagen, in Chri&#x017F;ti Erlö&#x017F;ungswerke, in Chri&#x017F;ti Wunden<lb/>
allein Ruhe &#x017F;uchen, und &#x017F;ich in Chri&#x017F;to er&#x017F;t ganz gerecht an&#x017F;ehen lernen. Als-<lb/>
denn folgte ein heiliger Muth, guter Rath und rechte Werke. <hi rendition="#aq">NB.</hi> 2 Chron. 17, 6.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wo leg ich mich zur Ruh? Wo? Nur in meinen Wunden,</l><lb/>
            <l>Da, da, nicht in dir &#x017F;elb&#x017F;t, wird wahre Ruh gefunden!</l><lb/>
            <l>Da i&#x017F;t der Fel&#x017F;enritz, mein Täublein fleuch herein;</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t <hi rendition="#fr">noch Raum für dich,</hi> du &#x017F;olt ganz &#x017F;icher &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Bleib du nicht au&#x017F;&#x017F;er mir, als deiner Archen, &#x017F;itzen,</l><lb/>
            <l>Geh au&#x017F;&#x017F;er dir, zu mir, wenn Mo&#x017F;es Donner blitzen.</l><lb/>
            <l>In dir i&#x017F;t Sünd und Tod, drum eile mir nur zu,</l><lb/>
            <l>Du finde&#x017F;t au&#x017F;&#x017F;er mir doch hier und dort nicht Ruh.</l><lb/>
            <l>Nun komm, ich will &#x017F;o bald dich ganz in mich ver&#x017F;enken,</l><lb/>
            <l>Ja dir zur <hi rendition="#fr">Ruhe&#x017F;tätt mein Herze</hi> &#x017F;elber &#x017F;chenken</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0031] 19. Ian. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konte, kam ſie wieder zu Noah in den Kaſten, da thät er die Hand heraus, und nahm ſie zu ſich in den Kaſten. 1 B. Moſ. 8, 9. Hohel. 2, 14. Mancher erweckte Sünder fällt bald auf allerley Werke und Uebungen, und ſucht drin- nen Ruhe und Rath fürs Gewiſſen, er ſolte aber vielmehr an allem ſeinem Werk und Weſen verzagen, in Chriſti Erlöſungswerke, in Chriſti Wunden allein Ruhe ſuchen, und ſich in Chriſto erſt ganz gerecht anſehen lernen. Als- denn folgte ein heiliger Muth, guter Rath und rechte Werke. NB. 2 Chron. 17, 6. Wo leg ich mich zur Ruh? Wo? Nur in meinen Wunden, Da, da, nicht in dir ſelbſt, wird wahre Ruh gefunden! Da iſt der Felſenritz, mein Täublein fleuch herein; Es iſt noch Raum für dich, du ſolt ganz ſicher ſeyn. Bleib du nicht auſſer mir, als deiner Archen, ſitzen, Geh auſſer dir, zu mir, wenn Moſes Donner blitzen. In dir iſt Sünd und Tod, drum eile mir nur zu, Du findeſt auſſer mir doch hier und dort nicht Ruh. Nun komm, ich will ſo bald dich ganz in mich verſenken, Ja dir zur Ruheſtätt mein Herze ſelber ſchenken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/31
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/31>, abgerufen am 18.12.2024.