Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.18. Ian. Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den gläubet, der ist gerecht.* Wenn das Gesetz, in seiner Geistlichkeit erkannt, all unser Werk und We- Wie kömmt es, daß der Mensch nicht gleich zu Christo flieht? Weil Moses ihn noch nicht in bange Flucht getrieben, * Röm. 10, 4. Weil er sein'n innern Greu'l, sein' Ohnmacht noch nicht sieht; Drum eh' er noch recht glaubt, so meint er schon zu lieben: Er fällt nur gleich aufs Thun, auf lauter Sittenlehren, Und will den Mosen noch, vielmehr als Christum, hören. Doch wenn er länger nur bey Mose sich verweilet, Und ihn recht kennen lernt, da steht er ganz erschreckt, Da sieht man, wie er bald mit Angst zu Christo eilet, Da schmeckt ihm gar nichts mehr, als was nach Christo schmeckt, Da ist ihm alle Schrift mit Christi Blut geschrieben, Da sucht er sich nur stets im Glauben recht zu üben. 18. Ian. Chriſtus iſt des Geſetzes Ende, wer an den gläubet, der iſt gerecht.* Wenn das Geſetz, in ſeiner Geiſtlichkeit erkannt, all unſer Werk und We- Wie kömmt es, daß der Menſch nicht gleich zu Chriſto flieht? Weil Moſes ihn noch nicht in bange Flucht getrieben, * Röm. 10, 4. Weil er ſein’n innern Greu’l, ſein’ Ohnmacht noch nicht ſieht; Drum eh’ er noch recht glaubt, ſo meint er ſchon zu lieben: Er fällt nur gleich aufs Thun, auf lauter Sittenlehren, Und will den Moſen noch, vielmehr als Chriſtum, hören. Doch wenn er länger nur bey Moſe ſich verweilet, Und ihn recht kennen lernt, da ſteht er ganz erſchreckt, Da ſieht man, wie er bald mit Angſt zu Chriſto eilet, Da ſchmeckt ihm gar nichts mehr, als was nach Chriſto ſchmeckt, Da iſt ihm alle Schrift mit Chriſti Blut geſchrieben, Da ſucht er ſich nur ſtets im Glauben recht zu üben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0030" n="18"/> <div n="2"> <dateline>18. <hi rendition="#aq">Ian.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">C</hi><hi rendition="#fr">hriſtus iſt des Geſetzes Ende, wer an den gläubet, der iſt gerecht.</hi><note xml:id="roem1" next="#roem2" place="end" n="*"/><lb/> Wenn das Geſetz, in ſeiner Geiſtlichkeit erkannt, all unſer Werk und We-<lb/> ſen verdammt, unſere Ohnmacht uns anzeigt, und uns niederſchlägt; ſo hats<lb/> ſein Werk gethan: weiter ſolls nicht gehen, ſondern uns ins Evangelium zu<lb/> Chriſto weiſen; und ſind wir in dem, ſo kan das Geſetze nichts mehr von uns<lb/> fordern, denn wir haben in ihm eine höhere Gerechtigkeit, als das Geſetze<lb/> fordern kan, nemlich Chriſti Gerechtigkeit, die iſt mehr als Adams.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Wie kömmt es, daß der Menſch nicht gleich zu Chriſto flieht?</l><lb/> <l>Weil Moſes ihn noch nicht in bange Flucht getrieben, <note xml:id="roem2" prev="#roem1" place="end" n="*">Röm. 10, 4.</note></l><lb/> <l>Weil er ſein’n innern Greu’l, ſein’ Ohnmacht noch nicht ſieht;</l><lb/> <l>Drum eh’ er noch recht glaubt, ſo meint er ſchon zu lieben:</l><lb/> <l>Er fällt nur gleich aufs Thun, auf lauter Sittenlehren,</l><lb/> <l>Und will den Moſen noch, vielmehr als Chriſtum, hören.</l><lb/> <l>Doch wenn er länger nur bey Moſe ſich verweilet,</l><lb/> <l>Und ihn recht kennen lernt, da ſteht er ganz erſchreckt,</l><lb/> <l>Da ſieht man, wie er bald mit Angſt zu Chriſto eilet,</l><lb/> <l>Da ſchmeckt ihm gar nichts mehr, als was <hi rendition="#fr">nach Chriſto</hi> ſchmeckt,</l><lb/> <l>Da iſt ihm alle Schrift mit Chriſti Blut geſchrieben,</l><lb/> <l>Da ſucht er ſich nur ſtets im <hi rendition="#fr">Glauben recht zu üben.</hi></l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [18/0030]
18. Ian.
Chriſtus iſt des Geſetzes Ende, wer an den gläubet, der iſt gerecht.
*
Wenn das Geſetz, in ſeiner Geiſtlichkeit erkannt, all unſer Werk und We-
ſen verdammt, unſere Ohnmacht uns anzeigt, und uns niederſchlägt; ſo hats
ſein Werk gethan: weiter ſolls nicht gehen, ſondern uns ins Evangelium zu
Chriſto weiſen; und ſind wir in dem, ſo kan das Geſetze nichts mehr von uns
fordern, denn wir haben in ihm eine höhere Gerechtigkeit, als das Geſetze
fordern kan, nemlich Chriſti Gerechtigkeit, die iſt mehr als Adams.
Wie kömmt es, daß der Menſch nicht gleich zu Chriſto flieht?
Weil Moſes ihn noch nicht in bange Flucht getrieben,
* Röm. 10, 4.
Weil er ſein’n innern Greu’l, ſein’ Ohnmacht noch nicht ſieht;
Drum eh’ er noch recht glaubt, ſo meint er ſchon zu lieben:
Er fällt nur gleich aufs Thun, auf lauter Sittenlehren,
Und will den Moſen noch, vielmehr als Chriſtum, hören.
Doch wenn er länger nur bey Moſe ſich verweilet,
Und ihn recht kennen lernt, da ſteht er ganz erſchreckt,
Da ſieht man, wie er bald mit Angſt zu Chriſto eilet,
Da ſchmeckt ihm gar nichts mehr, als was nach Chriſto ſchmeckt,
Da iſt ihm alle Schrift mit Chriſti Blut geſchrieben,
Da ſucht er ſich nur ſtets im Glauben recht zu üben.
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