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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

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Sie sind ja mein Volk, Kinder, die nicht falsch sind etc. Es. 63, 8.
Und in ihrem Munde ist kein falsches funden. Offenb. 14, 5.
(Darum) lasset die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht,
denn solcher ist das Reich GOttes.
Marc. 10, 14. Bloß moralisiren
macht lauter Flickwerk. Der Mensch will sich bessern, und hat keine Kraft.
Du must erst an alle deinem Thun verzagen, zu JEsu kommen, ohne falsch
werden, dir nichts vorbehalten; kurz, umkehren und werden wie ein Kind.
Denn auch Falschheit und Welt-Sinn, und nicht nur grobe Laster, verscherzen
die Kindschaft und Taus-Gnade: Drum muß ein bloß ehrbarer auch aufs neue
gebohren, und ein Kind oder kindlich werden, aber nicht kindisch, wie itzo man-
che wunderliche sectirische Kinder, die mit den heiligsten Dingen, mit Christi
Wunden zu weilen fast recht spielen oder doch nicht ehrerbietig gnug umgehen.

Ein Kind, ein kleines Kind, das in der Unschuld lieget,
Stellt uns die Einfalt vor. Es ist vom Hochmuth frey:
Es sucht nicht diß und das; warum? Es ist vergnüget;
Es denkt nicht allzuweit; Es ist ohn Heucheley.
Was ihm ins Herz gedruckt, kan man in Augen lesen,
Weil diese noch in ihm des Herzens Fenster sind.
Drum lerne du hierbey, was du einmal gewesen,
Und was du werden solst; Was denn? Ein kleines Kind;
Weil dort im Himmel ja nur lauter Kinder sind.

Sie ſind ja mein Volk, Kinder, die nicht falſch ſind ꝛc. Eſ. 63, 8.
Und in ihrem Munde iſt kein falſches funden. Offenb. 14, 5.
(Darum) laſſet die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht,
denn ſolcher iſt das Reich GOttes.
Marc. 10, 14. Bloß moraliſiren
macht lauter Flickwerk. Der Menſch will ſich beſſern, und hat keine Kraft.
Du muſt erſt an alle deinem Thun verzagen, zu JEſu kommen, ohne falſch
werden, dir nichts vorbehalten; kurz, umkehren und werden wie ein Kind.
Denn auch Falſchheit und Welt-Sinn, und nicht nur grobe Laſter, verſcherzen
die Kindſchaft und Tauſ-Gnade: Drum muß ein bloß ehrbarer auch aufs neue
gebohren, und ein Kind oder kindlich werden, aber nicht kindiſch, wie itzo man-
che wunderliche ſectiriſche Kinder, die mit den heiligſten Dingen, mit Chriſti
Wunden zu weilen faſt recht ſpielen oder doch nicht ehrerbietig gnug umgehen.

Ein Kind, ein kleines Kind, das in der Unſchuld lieget,
Stellt uns die Einfalt vor. Es iſt vom Hochmuth frey:
Es ſucht nicht diß und das; warum? Es iſt vergnüget;
Es denkt nicht allzuweit; Es iſt ohn Heucheley.
Was ihm ins Herz gedruckt, kan man in Augen leſen,
Weil dieſe noch in ihm des Herzens Fenſter ſind.
Drum lerne du hierbey, was du einmal geweſen,
Und was du werden ſolſt; Was denn? Ein kleines Kind;
Weil dort im Himmel ja nur lauter Kinder ſind.
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[232/0244] 20. Aug. Sie ſind ja mein Volk, Kinder, die nicht falſch ſind ꝛc. Eſ. 63, 8. Und in ihrem Munde iſt kein falſches funden. Offenb. 14, 5. (Darum) laſſet die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht, denn ſolcher iſt das Reich GOttes. Marc. 10, 14. Bloß moraliſiren macht lauter Flickwerk. Der Menſch will ſich beſſern, und hat keine Kraft. Du muſt erſt an alle deinem Thun verzagen, zu JEſu kommen, ohne falſch werden, dir nichts vorbehalten; kurz, umkehren und werden wie ein Kind. Denn auch Falſchheit und Welt-Sinn, und nicht nur grobe Laſter, verſcherzen die Kindſchaft und Tauſ-Gnade: Drum muß ein bloß ehrbarer auch aufs neue gebohren, und ein Kind oder kindlich werden, aber nicht kindiſch, wie itzo man- che wunderliche ſectiriſche Kinder, die mit den heiligſten Dingen, mit Chriſti Wunden zu weilen faſt recht ſpielen oder doch nicht ehrerbietig gnug umgehen. Ein Kind, ein kleines Kind, das in der Unſchuld lieget, Stellt uns die Einfalt vor. Es iſt vom Hochmuth frey: Es ſucht nicht diß und das; warum? Es iſt vergnüget; Es denkt nicht allzuweit; Es iſt ohn Heucheley. Was ihm ins Herz gedruckt, kan man in Augen leſen, Weil dieſe noch in ihm des Herzens Fenſter ſind. Drum lerne du hierbey, was du einmal geweſen, Und was du werden ſolſt; Was denn? Ein kleines Kind; Weil dort im Himmel ja nur lauter Kinder ſind.

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Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/244>, abgerufen am 21.11.2024.