Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.24. Iul. Niemand kan zweyen Herren dienen. Matth. 6, 24. HErr, du dienst Wie schwer kommt mir das Wählen an! Hier locket mich auf breitem Wege Die Eitelkeit, die Wollust-Pflege; dort aber von der schmalen Bahn Erschallt die Stimm in meinen Ohren: Hieher! mein Reich ist dir bereit, Fleuch, Seele, fleuch die Eitelkeit! Los! los! sonst gehest du verlohren. Was fang' ich doch nun an? Mag denn mein Witz mit seinen Ränken Nicht etwan auf ein Mittel denken, daß man noch boydes lieben kan? Nein, nein, du must nur eines wählen, weil GOtt mit der bethörten Welt In Ewigkeit nicht Freundschaft hält; du würdest dich nur selber quälen. Denn wer sein Herz noch theilen kan, um beyden recht beliebt zu werden, Der ist der gröste Thor auf Erden. Warum? Er stehet keinem an. Ey! soll und muß ich denn nun wählen, so wähl ich mir das beste Theil, Das eitle steht mir alles feil: da werd ich in der Wahl nicht sehlen: Ich wähle für den eitlen Schein das, was mir ewig bleibet stehen: Weg Welt! mein Weg soll aufwärts gehen, es muß einmal geschieden seyn. 24. Iul. Niemand kan zweyen Herren dienen. Matth. 6, 24. HErr, du dienſt Wie ſchwer kommt mir das Wählen an! Hier locket mich auf breitem Wege Die Eitelkeit, die Wolluſt-Pflege; dort aber von der ſchmalen Bahn Erſchallt die Stimm in meinen Ohren: Hieher! mein Reich iſt dir bereit, Fleuch, Seele, fleuch die Eitelkeit! Los! los! ſonſt geheſt du verlohren. Was fang’ ich doch nun an? Mag denn mein Witz mit ſeinen Ränken Nicht etwan auf ein Mittel denken, daß man noch boydes lieben kan? Nein, nein, du muſt nur eines wählen, weil GOtt mit der bethörten Welt In Ewigkeit nicht Freundſchaft hält; du würdeſt dich nur ſelber quälen. Denn wer ſein Herz noch theilen kan, um beyden recht beliebt zu werden, Der iſt der gröſte Thor auf Erden. Warum? Er ſtehet keinem an. Ey! ſoll und muß ich denn nun wählen, ſo wähl ich mir das beſte Theil, Das eitle ſteht mir alles feil: da werd ich in der Wahl nicht ſehlen: Ich wähle für den eitlen Schein das, was mir ewig bleibet ſtehen: Weg Welt! mein Weg ſoll aufwärts gehen, es muß einmal geſchieden ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0217" n="205"/> <div n="2"> <dateline>24. <hi rendition="#aq">Iul.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">N</hi>iemand kan zweyen Herren dienen.</hi> Matth. 6, 24. HErr, du dienſt<lb/> und gibſt dich mir ganz, wie ſolte ich mein Herze nur halb dir geben?<lb/> O nein! nein! Ich bin auch ganz dein. Drum nimm nur hin Leib, Seel’<lb/> und Geiſt ꝛc. O ja, mache mich recht lauter und einfältig, Amen, Amen!</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Wie ſchwer kommt mir das Wählen an! Hier locket mich auf breitem Wege</l><lb/> <l>Die Eitelkeit, die Wolluſt-Pflege; dort aber von der ſchmalen Bahn</l><lb/> <l>Erſchallt die Stimm in meinen Ohren: Hieher! mein Reich iſt dir bereit,</l><lb/> <l>Fleuch, Seele, fleuch die Eitelkeit! <hi rendition="#fr">Los! los!</hi> ſonſt geheſt du verlohren.</l><lb/> <l>Was fang’ ich doch nun an? Mag denn mein Witz mit ſeinen Ränken</l><lb/> <l>Nicht etwan auf ein Mittel denken, daß man noch boydes lieben kan?</l><lb/> <l>Nein, nein, du muſt nur <hi rendition="#fr">eines</hi> wählen, weil GOtt mit der bethörten Welt</l><lb/> <l>In Ewigkeit nicht Freundſchaft hält; du würdeſt dich nur ſelber quälen.</l><lb/> <l>Denn wer ſein Herz noch theilen kan, um beyden recht beliebt zu werden,</l><lb/> <l>Der iſt der <hi rendition="#fr">gröſte Thor</hi> auf Erden. Warum? <hi rendition="#fr">Er ſtehet keinem an.</hi></l><lb/> <l>Ey! ſoll und muß ich denn nun wählen, ſo wähl ich mir das <hi rendition="#fr">beſte Theil,</hi></l><lb/> <l>Das eitle ſteht mir alles feil: da werd ich in der Wahl nicht ſehlen:</l><lb/> <l>Ich wähle für den eitlen Schein das, was mir ewig bleibet ſtehen:</l><lb/> <l>Weg Welt! mein Weg ſoll aufwärts gehen, es muß einmal geſchieden ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [205/0217]
24. Iul.
Niemand kan zweyen Herren dienen. Matth. 6, 24. HErr, du dienſt
und gibſt dich mir ganz, wie ſolte ich mein Herze nur halb dir geben?
O nein! nein! Ich bin auch ganz dein. Drum nimm nur hin Leib, Seel’
und Geiſt ꝛc. O ja, mache mich recht lauter und einfältig, Amen, Amen!
Wie ſchwer kommt mir das Wählen an! Hier locket mich auf breitem Wege
Die Eitelkeit, die Wolluſt-Pflege; dort aber von der ſchmalen Bahn
Erſchallt die Stimm in meinen Ohren: Hieher! mein Reich iſt dir bereit,
Fleuch, Seele, fleuch die Eitelkeit! Los! los! ſonſt geheſt du verlohren.
Was fang’ ich doch nun an? Mag denn mein Witz mit ſeinen Ränken
Nicht etwan auf ein Mittel denken, daß man noch boydes lieben kan?
Nein, nein, du muſt nur eines wählen, weil GOtt mit der bethörten Welt
In Ewigkeit nicht Freundſchaft hält; du würdeſt dich nur ſelber quälen.
Denn wer ſein Herz noch theilen kan, um beyden recht beliebt zu werden,
Der iſt der gröſte Thor auf Erden. Warum? Er ſtehet keinem an.
Ey! ſoll und muß ich denn nun wählen, ſo wähl ich mir das beſte Theil,
Das eitle ſteht mir alles feil: da werd ich in der Wahl nicht ſehlen:
Ich wähle für den eitlen Schein das, was mir ewig bleibet ſtehen:
Weg Welt! mein Weg ſoll aufwärts gehen, es muß einmal geſchieden ſeyn.
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Zitationshilfe: | Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/217>, abgerufen am 16.02.2025. |