Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Gedenke nicht unserer vorigen Missethat. Ps. 79, 8. (der Sünden un-
ser Jugend; so können die längst vergebnen Sünden noch wieder aufs Her-
ze fallen.) Vergib uns unsere Schulden, wie wir unsern Schuldigern
vergeben,
Matth. 6, 12. Göttl. Antw. Aller seiner Sünden, die er gethan
hat, soll nicht gedacht werden.
Ezech. 33, 16. Wo ist solch ein GOtt, wie
du bist? der die Sünden vergibt, und erlässet die Missethat den übri-
gen seines Erbtheils, der seinen Zorn nicht ewiglich behält: Denn er
ist barmherzig, er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Missethat
dämpfen, und alle unsere Sünde in die Tiefe des Meers werfen.

Mich. 7, 18. 19. Die fünfte Bitte mag ja auch ieder Blöde beten, der noch nicht der
Vergebung der Sünden recht versichert ist: denn in derselben hat er eben schon und
zwar stets die Vergebung und deren Versicherung aufs gewisseste: er bittet ja nach
dem Willen GOttes: und so hat er auch nach dieser Bitte aus der noch schwachen
Heiligung, nemlich, da er vergibt, ein Kennzeichen des Glaubens, und GOtt kan es
wol brauchen, ihn auch zum ersten mal recht kräftig seines Glaubens und Gnaden-
standes zu versichern. Wer kan GOtt was vorschreiben, oder so präcise das Gegen-
theil setzen? Deswegen bleibt doch Christus allein der Grund unsers Heils: Denn
ein anders ist, sich auf etwas gründen, ein anders in Angst u. Zweifel, ob mein Glaube
recht sey, ein Kennzeichen des Glaubens davon nehmen, das GOtt selbst angibt.

HErr, vergib mir alle Sünden, und gedenke nicht mehr dran:
Laß doch allen Zorn verschwinden, und nimm mich genädig an.

Gedenke nicht unſerer vorigen Miſſethat. Pſ. 79, 8. (der Sünden un-
ſer Jugend; ſo können die längſt vergebnen Sünden noch wieder aufs Her-
ze fallen.) Vergib uns unſere Schulden, wie wir unſern Schuldigern
vergeben,
Matth. 6, 12. Göttl. Antw. Aller ſeiner Sünden, die er gethan
hat, ſoll nicht gedacht werden.
Ezech. 33, 16. Wo iſt ſolch ein GOtt, wie
du biſt? der die Sünden vergibt, und erläſſet die Miſſethat den übri-
gen ſeines Erbtheils, der ſeinen Zorn nicht ewiglich behält: Denn er
iſt barmherzig, er wird ſich unſer wieder erbarmen, unſere Miſſethat
dämpfen, und alle unſere Sünde in die Tiefe des Meers werfen.

Mich. 7, 18. 19. Die fünfte Bitte mag ja auch ieder Blöde beten, der noch nicht der
Vergebung der Sünden recht verſichert iſt: denn in derſelben hat er eben ſchon und
zwar ſtets die Vergebung und deren Verſicherung aufs gewiſſeſte: er bittet ja nach
dem Willen GOttes: und ſo hat er auch nach dieſer Bitte aus der noch ſchwachen
Heiligung, nemlich, da er vergibt, ein Kennzeichen des Glaubens, und GOtt kan es
wol brauchen, ihn auch zum erſten mal recht kräftig ſeines Glaubens und Gnaden-
ſtandes zu verſichern. Wer kan GOtt was vorſchreiben, oder ſo präciſe das Gegen-
theil ſetzen? Deswegen bleibt doch Chriſtus allein der Grund unſers Heils: Denn
ein anders iſt, ſich auf etwas gründen, ein anders in Angſt u. Zweifel, ob mein Glaube
recht ſey, ein Kennzeichen des Glaubens davon nehmen, das GOtt ſelbſt angibt.

HErr, vergib mir alle Sünden, und gedenke nicht mehr dran:
Laß doch allen Zorn verſchwinden, und nimm mich genädig an.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0119" n="107"/>
        <div n="2">
          <dateline>17. <hi rendition="#aq">April.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi><hi rendition="#fr">edenke nicht un&#x017F;erer vorigen Mi&#x017F;&#x017F;ethat.</hi> P&#x017F;. 79, 8. (der Sünden un-<lb/>
&#x017F;er Jugend; &#x017F;o können die läng&#x017F;t vergebnen Sünden noch wieder aufs Her-<lb/>
ze fallen.) <hi rendition="#fr">Vergib uns un&#x017F;ere Schulden, wie wir un&#x017F;ern Schuldigern<lb/>
vergeben,</hi> Matth. 6, 12. Göttl. Antw. <hi rendition="#fr">Aller &#x017F;einer Sünden, die er gethan<lb/>
hat, &#x017F;oll nicht gedacht werden.</hi> Ezech. 33, 16. <hi rendition="#fr">Wo i&#x017F;t &#x017F;olch ein GOtt, wie<lb/>
du bi&#x017F;t? der die Sünden vergibt, und erlä&#x017F;&#x017F;et die Mi&#x017F;&#x017F;ethat den übri-<lb/>
gen &#x017F;eines Erbtheils, der &#x017F;einen Zorn nicht ewiglich behält: Denn er<lb/>
i&#x017F;t barmherzig, er wird &#x017F;ich un&#x017F;er wieder erbarmen, un&#x017F;ere Mi&#x017F;&#x017F;ethat<lb/>
dämpfen, und alle un&#x017F;ere Sünde in die Tiefe des Meers werfen.</hi><lb/>
Mich. 7, 18. 19. Die fünfte Bitte mag ja auch ieder Blöde beten, der noch nicht der<lb/>
Vergebung der Sünden recht ver&#x017F;ichert i&#x017F;t: denn in der&#x017F;elben hat er eben &#x017F;chon und<lb/>
zwar &#x017F;tets die Vergebung und deren Ver&#x017F;icherung aufs gewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te: er bittet ja nach<lb/>
dem Willen GOttes: und &#x017F;o hat er auch nach die&#x017F;er Bitte aus der noch &#x017F;chwachen<lb/>
Heiligung, nemlich, da er vergibt, ein Kennzeichen des Glaubens, und GOtt kan es<lb/>
wol brauchen, ihn auch zum er&#x017F;ten mal recht kräftig &#x017F;eines Glaubens und Gnaden-<lb/>
&#x017F;tandes zu ver&#x017F;ichern. Wer kan GOtt was vor&#x017F;chreiben, oder &#x017F;o präci&#x017F;e das Gegen-<lb/>
theil &#x017F;etzen? Deswegen bleibt doch Chri&#x017F;tus allein der Grund un&#x017F;ers Heils: Denn<lb/>
ein anders i&#x017F;t, &#x017F;ich auf etwas gründen, ein anders in Ang&#x017F;t u. Zweifel, ob mein Glaube<lb/>
recht &#x017F;ey, ein Kennzeichen des Glaubens davon nehmen, das GOtt &#x017F;elb&#x017F;t angibt.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>HErr, vergib mir alle Sünden, und gedenke nicht mehr dran:</l><lb/>
            <l>Laß doch allen Zorn ver&#x017F;chwinden, und nimm mich genädig an.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0119] 17. April. Gedenke nicht unſerer vorigen Miſſethat. Pſ. 79, 8. (der Sünden un- ſer Jugend; ſo können die längſt vergebnen Sünden noch wieder aufs Her- ze fallen.) Vergib uns unſere Schulden, wie wir unſern Schuldigern vergeben, Matth. 6, 12. Göttl. Antw. Aller ſeiner Sünden, die er gethan hat, ſoll nicht gedacht werden. Ezech. 33, 16. Wo iſt ſolch ein GOtt, wie du biſt? der die Sünden vergibt, und erläſſet die Miſſethat den übri- gen ſeines Erbtheils, der ſeinen Zorn nicht ewiglich behält: Denn er iſt barmherzig, er wird ſich unſer wieder erbarmen, unſere Miſſethat dämpfen, und alle unſere Sünde in die Tiefe des Meers werfen. Mich. 7, 18. 19. Die fünfte Bitte mag ja auch ieder Blöde beten, der noch nicht der Vergebung der Sünden recht verſichert iſt: denn in derſelben hat er eben ſchon und zwar ſtets die Vergebung und deren Verſicherung aufs gewiſſeſte: er bittet ja nach dem Willen GOttes: und ſo hat er auch nach dieſer Bitte aus der noch ſchwachen Heiligung, nemlich, da er vergibt, ein Kennzeichen des Glaubens, und GOtt kan es wol brauchen, ihn auch zum erſten mal recht kräftig ſeines Glaubens und Gnaden- ſtandes zu verſichern. Wer kan GOtt was vorſchreiben, oder ſo präciſe das Gegen- theil ſetzen? Deswegen bleibt doch Chriſtus allein der Grund unſers Heils: Denn ein anders iſt, ſich auf etwas gründen, ein anders in Angſt u. Zweifel, ob mein Glaube recht ſey, ein Kennzeichen des Glaubens davon nehmen, das GOtt ſelbſt angibt. HErr, vergib mir alle Sünden, und gedenke nicht mehr dran: Laß doch allen Zorn verſchwinden, und nimm mich genädig an.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/119
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/119>, abgerufen am 21.11.2024.