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Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652.

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Lehr- und Trostpredigt
Vrsache lehret uns der fromme Bernhardus, da er schreibet
Epist. 77. an Hugonem: Ich gleube/ daß der Mensch
allein durch den Glauben könne selig werden/ mit
der Begierde das Sacrament zu empfangen/doch
also/ wenn er zuvor stirbet/ ehe er solche Begierde
vollbringet/ oder sonst eine unüberwindliche Noth
jhm fürstosset/ und im Wege ligt. Siehe ob nicht
unser Seligmacher eben hierinne/ da er saget/ wer
gleubet/ und getaufft wird/ der wird selig/ mit gu-
tem Bedacht und Vorsicht nicht widerholet habe/
wer aber nicht getaufft wird/sondern nur setzet/ wer
aber nicht gleubet/ der wird verdampt: Hiermit
nemlich andeutend/ daß bisweilen alleine der Glau-
be genug sey zur Seligkeit/ und ohne jhme sey nichts
genug/
biß hieher Bernhardus: Also ist ohne die Tauffe/ da
sie schon angefangen/ und von Christo geboten war/ selig wor-
den der eine Schächer zur Rechten Hand Christi am Kreutze.
Denn er ist nicht getaufft vor der Kreutzigung/weil ohne vor-
hergehende Busse keiner von den Alten müssen getaufft wer-
den; nicht ist er getaufft an dem Kreutze/ als davon die Evan-
gelisten nichts melden/ und wegen der domaligen grossen Ge-
fahr nicht vermuthlich; ist auch nicht glaublich/ daß nach et-
licher fürgeben das Wasser/ so Christo auß der geöffneten
Seiten geflossen/ denselben berühret/ und gleichsam getaufft
haben solte/
wie es auch der Suaretz tom. 2. disp. 36. q. 46.
widerleget ; Nicht ist er getaufft nach der Kreutzigung/ weil er
gestorben/ und nach dem Tode man niemand täuffen muß/
und dennoch ist er selig worden/ laut der Verheissung Christi:
Warlich ich sage dir/ heute wirst du mit mir im Pa-
ra[d]ieß seyn/
Luc. 23, 43.
Hieher gehören auch die Catechu-
meni
in der ersten Kirchen/davon bald ein mehrers wird an-

zuführen

Lehr- und Troſtpredigt
Vrſache lehret uns der fromme Bernhardus, da er ſchreibet
Epiſt. 77. an Hugonem: Ich gleube/ daß der Menſch
allein durch den Glauben koͤnne ſelig werden/ mit
der Begierde das Sacrament zu empfangen/doch
alſo/ wenn er zuvor ſtirbet/ ehe er ſolche Begierde
vollbringet/ oder ſonſt eine unuͤberwindliche Noth
jhm fuͤrſtoſſet/ und im Wege ligt. Siehe ob nicht
unſer Seligmacher eben hierinne/ da er ſaget/ wer
gleubet/ und getaufft wird/ der wird ſelig/ mit gu-
tem Bedacht und Vorſicht nicht widerholet habe/
wer aber nicht getaufft wird/ſondern nur ſetzet/ wer
aber nicht gleubet/ der wird verdampt: Hiermit
nemlich andeutend/ daß bisweilen alleine der Glau-
be genug ſey zur Seligkeit/ und ohne jhme ſey nichts
genug/
biß hieher Bernhardus: Alſo iſt ohne die Tauffe/ da
ſie ſchon angefangen/ und von Chriſto geboten war/ ſelig wor-
den der eine Schaͤcher zur Rechten Hand Chriſti am Kreutze.
Denn er iſt nicht getaufft vor der Kreutzigung/weil ohne vor-
hergehende Buſſe keiner von den Alten muͤſſen getaufft wer-
den; nicht iſt er getaufft an dem Kreutze/ als davon die Evan-
geliſten nichts melden/ und wegen der domaligen groſſen Ge-
fahr nicht vermuthlich; iſt auch nicht glaublich/ daß nach et-
licher fuͤrgeben das Waſſer/ ſo Chriſto auß der geoͤffneten
Seiten gefloſſen/ denſelben beruͤhret/ und gleichſam getaufft
haben ſolte/
wie es auch der Suaretz tom. 2. diſp. 36. q. 46.
widerleget ; Nicht iſt er getaufft nach der Kreutzigung/ weil er
geſtorben/ und nach dem Tode man niemand taͤuffen muß/
und dennoch iſt er ſelig worden/ laut der Verheiſſung Chriſti:
Warlich ich ſage dir/ heute wirſt du mit mir im Pa-
ra[d]ieſz ſeyn/
Luc. 23, 43.
Hieher gehoͤren auch die Catechu-
meni
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[0022] Lehr- und Troſtpredigt Vrſache lehret uns der fromme Bernhardus, da er ſchreibet Epiſt. 77. an Hugonem: Ich gleube/ daß der Menſch allein durch den Glauben koͤnne ſelig werden/ mit der Begierde das Sacrament zu empfangen/doch alſo/ wenn er zuvor ſtirbet/ ehe er ſolche Begierde vollbringet/ oder ſonſt eine unuͤberwindliche Noth jhm fuͤrſtoſſet/ und im Wege ligt. Siehe ob nicht unſer Seligmacher eben hierinne/ da er ſaget/ wer gleubet/ und getaufft wird/ der wird ſelig/ mit gu- tem Bedacht und Vorſicht nicht widerholet habe/ wer aber nicht getaufft wird/ſondern nur ſetzet/ wer aber nicht gleubet/ der wird verdampt: Hiermit nemlich andeutend/ daß bisweilen alleine der Glau- be genug ſey zur Seligkeit/ und ohne jhme ſey nichts genug/ biß hieher Bernhardus: Alſo iſt ohne die Tauffe/ da ſie ſchon angefangen/ und von Chriſto geboten war/ ſelig wor- den der eine Schaͤcher zur Rechten Hand Chriſti am Kreutze. Denn er iſt nicht getaufft vor der Kreutzigung/weil ohne vor- hergehende Buſſe keiner von den Alten muͤſſen getaufft wer- den; nicht iſt er getaufft an dem Kreutze/ als davon die Evan- geliſten nichts melden/ und wegen der domaligen groſſen Ge- fahr nicht vermuthlich; iſt auch nicht glaublich/ daß nach et- licher fuͤrgeben das Waſſer/ ſo Chriſto auß der geoͤffneten Seiten gefloſſen/ denſelben beruͤhret/ und gleichſam getaufft haben ſolte/ wie es auch der Suaretz tom. 2. diſp. 36. q. 46. widerleget ; Nicht iſt er getaufft nach der Kreutzigung/ weil er geſtorben/ und nach dem Tode man niemand taͤuffen muß/ und dennoch iſt er ſelig worden/ laut der Verheiſſung Chriſti: Warlich ich ſage dir/ heute wirſt du mit mir im Pa- radieſz ſeyn/ Luc. 23, 43. Hieher gehoͤren auch die Catechu- meni in der erſten Kirchen/davon bald ein mehrers wird an- zufuͤhren

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Zitationshilfe: Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boettiger_predigt_1652/22>, abgerufen am 28.03.2024.